„Wir“ sind wiedergeboren und das Gespräch mit den Vampiren? II

Lara stand in einem sehr freizügigen schwarzen Kleid beim Haus von Lysa. Ihre kurzen Haare hat sie zu mehreren kleinen Zöpfen geflochten und in der Hand hielt sie das Regelbuch. „Wie… geht es dir und Ruri?“

„Anstrengend.“ seufzte Lysa. „Also mit Ruri. Ich hatte schon einige Fälle gehabt, wo Vampire sehr stur sind, aber Ruri… Wenn ich mir nicht solche Strafmaßen einfallen lassen würde, verliert Ruri immer sehr schnell den Ehrgeiz.“

Lara und Lysa drehten sich zu Ruri, die an der Decke mit Beinen hoch angeseilt wurde und einen hochroten Kopf hatte. „Bitte Herrin… ich werde immer anklopfen, wenn ihr am baden seid!“ flehte Ruri.

„Nein wirst du nicht.“ widersprach Lysa ihr direkt. „Die Tür ist verschlossen, es hängt ein Schild davor, so blind und dumm bist nicht mal du. Du wolltest da rein, aus welchen Gründen auch immer.“

„Ja, weil ich auf die Toilette musste! Ihr seid doch auch eine Frau, dann müsstest ihr selber das Problem kennen!“ wehrte sich Ruri. „Ist ja nicht so, dass wir in diesem Haus mehrere Toiletten haben.“ kniff Lysa wütend die Augen zusammen.

„Merke schon… ihr versteht euch prächtig.“ murmelt Lara. „Nein tun wir nicht, aber das ist zweitrangig. Ich habe das richtig verstanden, dass du statt Lady Sina das Gespräch halten wirst? Ich bin mir nicht sicher, ob das eine… gute Idee ist.“ widmet Lysa sich wieder Lara zu.

„Vermutlich, weil Missverständnisse kommen könnten? Keine Sorge, ich werde Lady Layla schon die Begründung von Sheri… Sina erklären, die sie auch vermutlich akzeptieren wird.“ lächelt Lara unsicher.

„Ich hoffe es, denn das ist ein… sehr wichtiges Gespräch. Viktoria hat den Übertragungsstein zu Lord Roman mitgebracht und wir haben soweit alles vorbereitet… bis auf euch halt. Und Mutter mag eigentlich keine Überraschungen, die vermeidbar sind.“ meinte Lysa nur. „Wenn du mir folgen könntest?“

Lara nickte und drückte das Buch an sich und ignoriert die weinende Chaosdämonin an der Decke. Lysa öffnete die Tür und Lara sah einen Thron, den eigentlich nur die Clanführer benutzen dürfen damit Tisch, Weinglas und Flasche mit Blut.

„Wow…“ staunte Lara. „Ja, wow. Du kannst es dich auf dem Stuhl gemütlich machen, ich werde für dein Buch noch einen kleinen Tisch besorgen samt Stift.“ nickte Lysa. Den Vorschlag setzte Lara um und wundert sich, ob das weiterhin seine Richtigkeit hatte.

Lysa kam mit einem kleinen Tisch und stellte alles vor Lara hin, zusätzlich justiert sie einen weiteren Übertragungsstein, der auf das Buch gerichtet werden kann. „Ich hoffe wirklich, du und dein Clan wisst , was ihr macht.“

„Diese Frage stelle ich mir auch, aber Sina´s Argumenten konnte ich leider… am Ende schlecht widersprechen.“ grinste Lara schief. „Ok? Dann… starte ich die Übertragung.“ ging Lysa in eine Ecke und aktivierte alle Steine.

Es erschienen zwei große Übertragungen, wo man Lord Roman und Lady Layla sitzen sah. Beide sind im Laufe der Zeit vor vielen Überraschungen gestählt, aber man sah an ihren Augen, dass sie jemand anderes erwartet hatten.

„Sei… gegrüßt Lara. Ich denke, ich spreche auch für meinen Bruder, aber wo ist deine Clanführerin?“ fragte Layla direkt.

„Lady Layla, Lord Roman, ich werde für Lady Sina dieses Gespräch führen als stellvertretende Clanführerin. Lady Sina ist etwas dazwischen gekommen, was es ihr unmöglich macht, euch zu empfangen.“ richtete Lara sich auf dem Stuhl gerade hin.

„So? Was genau ist für deine Clanführerin das Problem? Sie kennt doch ihre Position oder nicht?“ kniff Lady Layla verärgert ihre Augen.

„Sie ist sich ihrer Position durchaus bewusst und euch auch dankbar, dass ihr dieses Gespräch mehrmals verschoben habt. Doch… war ihr Plan gewesen, dass nicht sie das Gespräch führt, sondern ich. Aufgrund… dass ihr uns zum Handeln gezwungen habt, haben wir trotzdem das Beste aus der Situation gemacht.

Wenn ich mich selber erklären darf und ich sage das am besten mit den Worten der Clanführerin… Sie versteht viele Regeln der Vampire nicht.“ legte Lara das Buch auf den Tisch und zeigte mehrere Seiten, wo etwas dick unterstrichen war mit mehreren Fragezeichen.

„Lady Sina fehlt etwas, was wir Vampire von Anfang an beigebracht bekamen. Ihr… habt beide selber vermutlich schon gemerkt, dass Regeln für sie…eine Auslegungssache ist. Je nachdem ist es ihr sogar herzlich egal, was euch ebenfalls nicht entgangen sein dürfte.

Wenn Vampire ihre eigenen Regeln ändern, dann sollten sie es auch mit richtigen Vampiren tun und nicht mit Personen, die nur teilweise Vampir sind und mangelndes Wissen aufweisen.

ICH dagegen habe das Wissen. Ich bin durch und durch ein Vampir, ich darf das von mir behaupten, nachdem ich über 2000Jahre nun unter Meister Acula gelebt habe. Die Doktrin der Regeln wurde mir regelrecht eingeschlagen.

Ihr solltet es auch als Veränderung betrachten, dass auch ein erschaffener Vampir ein Recht hat mit euch Auge in Auge sprechen zu dürfen. Immerhin habt ihr mich als stellvertretende Clanführerin anerkannt beim letzten Vampirtreffen.

Des weiteren muss ich Lady Sina zustimmen, dass… wir nicht mehr so die eigentliche Funktion eines Vampirclan haben. Wir mögen alle von Lord Acula stammen und haben auch ein paar andere Vampire von den anderen Clans aufgenommen, aber… wir sind mehr geworden.

Vampire, Dämonen, Tiermenschen, Blutelfen, Arachneen und Drachenmenschen, wir sind so multifunktional. Wir können einfach nicht von einem reinen Vampirclan mehr sprechen. Wenn spreche ich nur für die Vampire, die auch im Clan sind.

Laut Lady Sina hatten Dämonen und Vampire in der Geschichte, die SIE kennt, sowie selten Kontakt gehabt. Nun soll eine Dämonenkönigin mit an einer großen Veränderung teilnehmen? Es ehrt sie zwar, aber ihr Gefühl, aber auch ihre Einstellung meinen, dass es nicht richtig ist.

Richtig wäre es, wenn wirklich alle bei dem heutigen Gespräch Vampire sind, egal ob es uralte geborene Vampirkönige sind oder ehemalige beschworene Helden, die nun ein Vampir sind. Ich… war am Anfang auch dagegen, aber als ich mit ihr die neuen Regeln besprochen habe, kann ich Lady Sina gut verstehen, warum sie sich dazu entschieden hat, dass ich sie übernehmen soll.

Letztendlich… bleibt die Entscheidung bei euch, ob ihr auch mit mir zufrieden seid oder das Gespräch auf ein anderes Mal verschoben wird, ohne dass es zu irgendwelchen personellen Konsequenzen führt, die wir gerne willkommen im Clan aufnehmen werden.“ lächelt Lara die uralten Vampirkönige an. Das ihr Rücken klitschnass ist, war ihr egal.

Lord Roman gab ein Schnaufen von sich und hatte ein Schmunzeln auf dem Gesicht. „Ja… ich merke, dass deine Clanführerin dich gut vorbereitet hat. Wie siehst du das Layla? Ich hätte mir auch gerne eher Sina gewünscht, aber an dem Argument, dass es mit ihr Probleme gegeben hätte, können wir dann nicht von der Hand weisen.“

„Sherina hatte recht, Lord Roman wäre wirklich mein Verbündeter in diesem Fall.“ jubelt Lara innerlich laut auf.

Layla legte ein Bein auf das andere und verschränkt ihre Arme, sie ist wirklich nicht begeistert. „So… ich habe deine Worte vernommen, doch Frage ich mich, ob du auch die Tragweite der Regeln verstehst.“

„Ich denke, ich verstehe sie sehr wohl. Im Gegensatz zur Sher… Sina verstehe ich zumindest, welche Änderungen ihr wollt und vor allem wollt ihr, dass wir uns alle ein sozialeres Verhalten aufzeigen mit den Viechern.

Doch habe ich keine Regeln gelesen, was passiert, wenn man sich nicht daran hält. Da denke ich nur an den Clan von Lord Taos. Wenn sie sich schon an keine Regel gehalten haben, Schwur hin oder her, werden sie weiterhin Möglichkeiten finden, ein Schlupfloch zu finden.

Ich habe auch meine Bedenken, ob einige, die selbst Sina nicht versteht, nicht etwas… übertrieben sind. Das wäre zum Beispiel…“ suchte Lara aus dem Buch eine bestimmte Seite und fand sie. „„Vampiren ist es verboten, jeglichen Einsatz von spezieller Blutmagie einzusetzen.“ Ich lese nicht heraus, von welcher Blutmagie wir sprechen.

Meine Meinung ist, ich stimme vielen Regeln euch bedingungslos zu, aber sie haben noch Überarbeitungsbedarf. Andere wiederum sind unnötig und würden uns als Vampir sogar eher eingrenzen.

Wenn… ich meine persönliche Meinung sagen darf ist und ich kenne Sina gut genug, dass sie auch den Gedanken hat: Ihr hättet vielleicht den Umstand ausgenutzt, dass Sina vieles nicht verstanden hätte.

Sina… hatte eigentlich überhaupt keine Lust auf das Gespräch und hätte vermutlich, einfach damit es schneller geht, es abgewunken und Ruhe wäre es. Doch das sie mich schickt, die im ihren Namen und Clan die Entscheidung überlässt, muss ich sie wieder bewundern, dass es ihr doch nicht so egal ist.“

Layla machte nun ein „not amused“ Gesicht, dafür lachte Roman auf. „Ich muss euch schon ein bisschen bewundern Lara, dass ihr das so direkt ins Gesicht der obersten Clanführerin sagt. Nun Layla, ich glaube, Lara hat ihre Berechtigung dabei zu sein.“

„Lara?“ lächelte Layla wieder und alle wussten, dass dieses Lächeln gewisse Konsequenzen hatte. „Ich werde dich akzeptieren und dir ist erlaubt, die Regeln mit uns anzupassen. Dennoch will ich, dass du deiner Clanführerin mitteilst, dass ich sie MORGEN unter vier Augen sprechen will, ohne Wenn und Aber.“

„Das… kann ich ihr weiterleiten.“ nickte Lara und behielt weiterhin die Courage auf. „Ich wünsche ebenfalls ein Gespräch mit deiner Clanführerin, denn es gibt… etwas wichtiges zu besprechen. Gerne hätte ich es heute getan, doch mich interessiert das momentane Gespräch wirklich.“ merkte Roman nebenbei an.

„Das… kann ich ebenfalls weiterleiten. Dann… möchte ich nur warnen, dass gewisse… Vorfälle dazu geführt haben, dass meine Clanführerin… etwas… „anders“ geworden ist.“ zuckte der Mundwinkel von Lara.

„Hat sie schon wieder die Körper ausgetauscht?“ hakte Layla direkt nach und Lara schüttelt nur den Kopf. „Nein… nicht… erm… direkt. Ich weiß auch nicht, wie man das überhaupt erklären soll, weil man es mit den eigenen Augen gesehen haben muss.“

„Aha…?“ war Layla nicht zufrieden und seufzte. „Danke für die Warnung, ich muss mich bei Sina ja immer auf eine Überraschung einstellen… Nun denn… Im Regelbuch hat Sina scheinbar sehr viele Regeln infrage gestellt, ich denke… das wird noch eine lange Nacht werden.“

„Das definitiv Layla, aber wenn ich ein bisschen genauer überlege… ist Lara ein sehr guter Ersatz für Sina. Immerhin können wir einen sehr jungen Vampir zuhören, wie sie es aus ihrer Warte betrachtet.“ goss Roman Blut in sein Weinglas.

„Ich wundere mich, dass du so auf der Seite von Lara stehst.“ hob Layla eine Augenbraue hoch. „So… allgemein meine ich. Normal enthältst du dich eigentlich.“

„Veränderungen kommen immer in den unerwarteten Momenten. Das heiß auch für mich, dass ich einige Rollen anpassen muss. Ich betrachte es als eine gute Chance, weil bisher haben wir alles immer unter uns als „Familie“ geklärt.

Ironischerweise mussten wir beide feststellen, dass wir überhaupt nichts familiäres hatten unter uns Clanführer, das hat sich bei Taos sehr klar herauskristallisiert. Wenn es also… mit der Familie nicht klappt, sollte es ja mit… jungen Vampiren eher funktionieren, die auch den Willen haben für Veränderungen.“

Das war eine Antwort, die selbst Lara sprachlos machte. Layla dagegen… fühlte sich scheinbar ein bisschen in der Ecke gedrängt, Roman kannte sie lang genug, um zu wissen, welche Knöpfe er drücken musste.

„Ok, ich habe verstanden. Lara kann ihre Meinung und Verbesserungsvorschläge ohne Umschweife mitteilen.“ gab Layla den Widerstand auf.

„Ich danke ihnen, dass sie das eingesehen haben für die momentane Situation.“ verbeugte sich Lara und stellte sich auf eine lange Nacht ein. Was die drei Vampire nicht mitbekamen ist, dass sie einen weiteren Zuschauer dabei haben.

„Wir können so stolz auf unsere Schwester sein.“ stand Sherina unsichtbar in der Ecke, dabei hat sie beide Klauenhände an ihre Wangen gelegt. Fröhlich wackelt sie mit ihrer Hüfte wie einen Tanz herum.

„Wunderschön, wie Lara sich bei den uralten Vampiren durchsetzen konnte.“ kamen die nächsten Gedanken von Sherina. „Bei ihr ist der Clan in guten Händen…“

Die Vampire fingen an zu diskutieren, in der Zeit schlich Sherina sich langsam raus… was Lord Roman nicht unbemerkt blieb, als die Tür langsam auf und zu ging.

„So so…“ streichelt der Vampirkönig grinsend sein Zwirbelbart.