Ich bin wiedergeboren und der Vortrag?
Verärgert schaut Sina das Theater vor ihr mit verschränken Armen an. Der Bibliothekar hat direkt Hilfe gesucht und sie haben gleich die größte Karte von Alliancia besorgt. Das endete damit, dass sie in der Bücherei alle Tische zusammengestellt haben und die Schüler bei der Suche mit einfließen lassen.
„Erstaunlich… eine frische Karte, die detailliert Alliancia vor mehrere Jahrtausende zeigt.“ murmelte einer der Kollegen des Bibliothekars. Die Karte wurde scheinbar in einen Glasbehälter gesteckt, dass nun überall weitergereicht wird.
„Ja wunderbar, wie wärs, wenn ihr… meine Bitte umsetzen könntet? Ich stehe gut eine Stunde in der Ecke und habe euch bisher… nicht arbeiten gesehen.“ nörgelt Sina.
„Ja, wir verstehen, dass sie ungeduldig sind Lady Sina, aber… wenn sie die alte Karte mit der aktuellen… Naja, aktuell ist sie nicht, weil die Angriffe der Götterbestien Alliancia wieder verändert haben.“ beruhigte einer der anderen alten Geschichtslehrer.
„Was mein Freund sagen will ist, wir versuchen die Ortschaften mit den aktuellen zu vergleichen, denn die Landschaften haben sich immer wieder verändert. Auf der alten Karte ist sogar eine Wüste abgebildet, die wir aber schon lange nicht mehr hier in Alliancia hatten.“ fügte ein anderer Mann hinzu.
„Wäre es nicht einfach, wenn man die Umrisse von Alliancia heute und damals vergleicht? Dann hab ihr wenigsten eine Ahnung, wie man die Karte hinlegen könnte.“ schlug Sina vor, aber alle, selbst die Schüler schütteln ihre Köpfe.
„Bedaure, aber selbst der Strand ändert sich. Ich bin immer der Meinung, dass dieser Kontinent irgendwie… kleiner wird. Doch dann bricht mal ein Vulkan aus oder ein Erdbeben entsteht, wo wieder neue Landschaften erschaffen werden.“ versuchte eine Frau zu erklären.
„Hrmm…“ zuckte der Knochenschwanz von Sina ungeduldig hin und her. „Was halten sie davon, wenn sie den Schülern eine… Weisheit mit ins Leben geben?“ kam der Vorschlag vom Bibliothekar. „Vielleicht wird dann alles etwas ruhiger und wir können uns besser auf eure Bitte konzentrieren.“
„Bin ich jetzt Lehrerin geworden oder wie?“ rollte Sina mit ihren drei Augen. „Ok, kommt alle direkt nach draußen.“ klatschte die Dämonenkönigin. „Draußen werde ich euch ein kleinen Vortrag halten, worüber ihr nachdenken dürft.“
Brav folgten die Schüler, die fast alle auf dem Weg zum Erwachsen werden sind, Sina. Als die Tür zufiel, seufzten die alten Herrschaften. „Vielleicht sollten wir uns beeilen, ich habe den Eindruck, dass ihr Vortrag nicht unbedingt das sein wird, was wir auf der Schule lehren.“ meinte einer der Männer und alle Personen nickten.
Draußen saßen über zwanzig Schüler auf der Wiese und starrten Sina an. „So… wer mich nicht kennt, ich bin Sina die Chaosbringerin, Chaosbestie und zugleich Abenteurerin Stufe SV. Normalerweise habe ich Hausverbot von der Schule bekommen, aber das ich hier vor euch stehe, sollte euch klar machen, dass ich mich nicht davon abhalten lassen werde, Orte wie diese aufzusuchen.
Während die… „Herrschaften“ drinnen mir bei einen Problem helfen, soll ich euch irgendwie… was beibringen. Bin zwar… nicht so genau sicher was, aber… vielleicht kann ich euch was sagen, worüber ihr nachdenken solltet.
Von euch kenne ich keinen und mir persönlich ist das egal. Vielleicht sind einige neu hier, andere haben die Zerstörung der Schule mit der Götterbestie selbst erlebt. Wichtig ist aber… ihr seid die Zukunft.“ schaute Sina alle jungen Menschen an. Diese wiederum wirkten etwas erstaunt über den letzten Satz.
„Euer Ziel ist es ja hier, euch zum Magier hier ausbilden zu lassen. Ein sehr edles Ziel finde ich, weil Magie ist ein noch zu unerforschter Bereich, trotz das man es über Jahrtausende schon benutzt. Man entdeckt immer noch neue Theorien und versucht sie mit Experimenten umzusetzen.
Davon seid ihr unbewusst schon ein Teil geworden. Was auch immer eure Gründe sind Magie zu lernen, haltet sie fest an euch. Haltet wirklich an euren Träumen, denn Magie wird immer ein Teil der Welt sein.
Einige streben nach Magie, weil sie damit kämpfen wollen. Andere wollen vielleicht den Weg des Heilers gehen, es gibt so viele Gründe, es ist egal was andere sagen. Ihr seid es, die entschieden habt, den Weg zu gehen.
Vielleicht gibt es Momente, wo man nicht weiterkommt. Frustriert sein Studium Material gerne gegen die Wand werfen will. Von Lehrer nach unten gedrückt wird, weil ihr… ein „mangelndes“ Talent habt. Ein Duell gegen jemand anderes verloren habt.
Das sind die Momente… wo man das Gefühl hat… auf dem Boden zu liegen. Gedanken darüber macht, wofür… habe ich gekämpft? Euer Körper fängt an zu zittern, ihr wisst nicht, was ihr machen sollt. Vielleicht wurdet ihr ausgelacht oder dachtet, dass ihr ausgelacht werdet.“ ging Sina mit einer ernsten Stimme vor und zurück, dabei schaut sie abwechselnd jeden Schüler in die Augen. Weitere haben sich unangemeldet angeschlossen, sodass sich der Kreis der Schüler größer und größer wurde.
„Es ist ok. Es ist ok zu verlieren.“ stand Sina still und musste lächeln. „Es wirklich… ok, zu verlieren. Ich kann es sagen, weil selbst ich verloren habe. Niemand… ist unbesiegbar. Im Kampf, in der Theorie, Schicksale, es gibt immer einen Grund… warum man einmal… im Leben zu Boden fällt.
Leute… es ist ok zu verlieren, ich wiederhole mich gerne. Es ist in Ordnung zu verlieren. Dadurch… wird euer Horizont erweitert. Ihr lernt Dinge, die euch vorher nicht bewusst waren. Schaut mich an… Ich war eins ein Mensch gewesen, doch jede Verwandlung… hat mein wahres Ich zu Tage gefördert.
Ich habe gelernt… mich davon nicht in die Verzweiflung stürzen zu lassen. Ich bin aufgestanden… und habe weitergemacht. HIER stehe ich, weil ich immer aufgestanden bin.
VERLIERER sind die, die nicht aufstehen. Wer aufsteht… ist ein Gewinner. Man steigt damit eine Leiter auf, um etwas mehr zu erreichen. Man fängt an, zu analysieren, warum man auf dem Boden gelandet ist.
Egal… wie oft man auf dem Boden fällt, gebt niemals auf. Steht auf und macht weiter!“ erhob Sina eine Faust und redet eindringlich auf die Schüler ein, die einen SEHR nachdenklichen Eindruck machen.
„Ihr wollt was versuchen, aber alle sagen: Es ist unmöglich. Wieso ist es unmöglich? Was hindert euch daran es… trotzdem zu versuchen? Wie viele waren der Meinung, dass es unmöglich ist Götterbestien zu töten?
Wie viele glaubten, dass man den kommenden Krieg zwischen Efrana und Osnain nicht mehr verhindern kann? Wie viele sind der Meinung, dass man NICHT mit Dämonen und Vampire kommunizieren kann?
Kinder… ich habe unmögliche Dinge geschafft. Ich habe selber Dinge erlebt, die als unmöglich betrachtet werden. Ignoriert diese Nein-Sager, Unmöglich-Sager und alles andere. Ihnen fehlt es an Vorstellungskraft.
IHR seid die Zukunft der neuen Magier. IHR könnt alle eine wichtige Rolle spielen auf Alliancia… nein… auf Gaia. Ihr bekommt eine Verantwortung übertragen, die euren Lehrern überhaupt nicht bewusst sind.
Also… was ich sagen möchte… egal… wie schlimm es mal werden kann. Egal, wie oft ihr verliert, euch Leute widersprechen… gebt nicht auf. Wer aufgibt… der hat schon verloren. Lass euch nicht von euren Träumen und Zielen abbringen.
Diese Begegnung hier… ihr und ich, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Dämon Menschen einen Vortrag hält. UND TROTZDEM STEHE ICH HIER!“ rief Sina laut, damit die Schüler es besser verstehen.
„Einen besseren Beweis kann es doch nicht geben. Ich gebe zu, dass ich verloren habe. Ich gebe zu, dass ich gegen unmögliche Dinge kämpfe.
Kinder… es hat nichts damit zu tun, weil ich ein Dämon bin oder SV-Abenteurer. Auch meine extremen Attribute haben nichts damit zu tun. Es sind… Hilfsmittel, die ich mir mit viel harter Arbeit geleistet habe.
Selbstvertrauen und der Mut zum Aufstehen… das sind die Schlüssel, dass man in die Zukunft blicken kann. Selbst ich… bin nur ein einfacher Dämon mit ein bisschen zu viel Verantwortung in Alliancia, aber egal.
Ich lasse mich davon nicht brechen, sondern stemme mich mit all meiner Energie auf, dass Alliancia und mehr… in Frieden leben können. Wenn ich es schaffe… dann könnt ihr es auch. Glaubt einfach an euch selber.
Egal was Lehrer, eure Eltern, Geschwister, Nachbarn sagen, bleibt an eurem Ziel. Kämpft darum, ein wunderbarer Magier eures Wunsches zu werden. Ich hoffe… mein Vortrag gibt euch was zu denken.
Ich will kein Applaus oder Danksagungen hören, sondern… dass ihr meine Worte… verinnerlicht. Ihr könnt sie ignorieren, aber… ich sehe euch allen an, ihr denkt darüber nach. Alleine das… reicht aus, dass ihr zu etwas besserem werdet.
Nur Idioten… werden mich ignorieren. Das sind auch die Personen, die am lautesten jammern und nicht vom Boden aufstehen können und wollen. Kinder… von dieser Sorte gibt es genügend auf der Welt, schließt euch nicht denen an.
Ihr könnt wirklich was besseres sein, die Entscheidung… liegt in eurer Macht. Die kann euch keiner nehmen, nicht mal die Götter.“ hat Sina alle Schüler in den Bann gezogen. „Mehr… gibt es nicht zu sagen. Denkt über meine Worte nach und geht weiterhin euren Zielen nach.“ nickte die Dämonin, dann ging sie wieder in die Bibliothek zurück.
Sie hinterließ eine verdammt große Anzahl von Schülern, die ihr kurz hinterher geschaut haben, aber dann wieder nachdenken mussten. Was wird mit diesen Schülern passieren? Wird auch hier wieder eine Veränderung stattfinden? Das ist eine Geschichte für später…
Sina riss die Tür mit einem Knall auf. „So, die Schüler dürften die nächste Zeit sehr nachdenklich sein. Wie weit seid ihr gekommen?“ schaute die Dämonin in die Runde.
„Weswegen ihr das Hausverbot bekommen habt, aber… eure Rede ist hat selbst uns angesteckt.“ meinte eine Frau auf einmal. „Wir waren ein bisschen… „neugierig“ was ihr unseren Schülern überhaupt sagen wolltet, aber… Wow.“
„Eine Motivationsrede, nichts mehr oder weniger. Keine Ahnung ob einige Schüler vielleicht Probleme haben, aber denke, mit meiner Rede werden sie überlegen MÜSSEN, ob sie wollen oder nicht.“ zuckte Sina die Schulter.
„Ist nicht so, dass… ihr unrecht habt. Irgendwie… wünschte ich mir, dass ich nun selber ein Schüler gewesen wäre und eure Rede gehört hätte. Vielleicht wäre meine Karriere ein bisschen anders verlaufen.“ gab ein Lehrer ehrlich zu.
„Die Schüler sind unsere Zukunft. Wir wussten es ja immer, aber irgendwie… war es einfach nur ein Spruch und man hat es nur abgenickt. Aber jetzt? Die Schüler sind tatsächlich unsere Zukunft, egal wie man es dreht oder wendet.“ fügte ein anderer Mann hinzu.
„Erm… ja wie auch immer. Das sollte eigentlich euren Schüler eine Hilfe sein, aber wenn ihr auch davon profitieren könnt, nur zu. Also… meine Bitte?“ lächelt Sina etwas… „ungeduldig“.
„Denke, wir haben eine Position, wo die alte Hauptstadt sein „könnte“.“ teilte der Bibliothekar dies mit. Sofort kam Sina näher und schaute sich die Karte an. „Wir glauben, dass sie in diesem Bereich liegen sollte.
Auf der alten Karte ist kein langer Fluss gezeichnet, weswegen wir mit einer Verschiebung rechnen mussten. Wenn… sie dem Fluss hier folgen… stoßen sie auf diesen großen Wald. Wie der Fluss entstanden ist, kann viele Gründe haben, aber das ist ja nebensächlich in ihrem Fall.
Wenn sie viel Glück haben, finden sie in dem Wald irgendwelche Spuren der alten Hauptstadt. Würde sogar Sinn ergeben, weil der Wald alle Voraussetzungen mitbringt, dass man dieses Gebiet in Ruhe lässt.“ wird Sina alles gezeigt.
„Huch? Das liegt ja nicht mal weit entfernt von Fanfoss. Ich weiß, dass wir mehrere Wälder in der Umgebung haben, aber so nah? Irgendwie… habe ich die Reise zur Schlacht gegen die Dämonen weiter in Erinnerung.“ staunte die Dämonin.
„Die dürfte etwa… hier stattgefunden haben. Die Schlucht… die hier bis hier verläuft, war ein Resultat des Krieges. Wenn sie schauen, liegt hier die Brücke des Schicksals und die Schlacht hat weiter im Norden, ungefähr hier… stattgefunden.
Ich kann mir nicht mal… ansatzweise vorstellen, wie die erste größte Schlacht stattgefunden haben soll, wenn eine Schlucht entstanden ist, die bis heute existiert. Wenn ich die Geschichte richtig im Kopf habe, soll es im Kampf gegen den damaligen Dämonenkönig entstanden sein.“ fügte der Bibliothekar hinzu.
„Ja, das dürfte ich gewesen sein, als ich den Dämonenkönig Rarkas in die Tiefe geschlagen habe.“ nickte Sina. „Bin ich froh, das Sakura ihn zumindest in einem geschwächten Zustand getötet haben soll.“ Jeder schaute Sina verwirrt an, als sie dies sagte.
„Hm… wenn ich dieses Dorf ansteure… und dann den Fluss entlang fliege, sollte ich es auch finden können trotz meiner Orientierungsschwierigkeiten.“ holte Sina ihren Handschuhkompass raus und suchte nach dem Namen des Dorfes.
„Ah… welch ein Glück, dass ich wirklich ein Tag lang so viele Dörfer und Städte aufgesucht habe.“ seufzte die Dämonenkönigin vor Erleichterung. „Meine Damen und Herren, ich bedanke mich vom Herzen, die sie alle bestmöglich meine Bitte umgesetzt haben. Sollte ich irgendetwas im Wald finden, werde ich euch dies mitteilen.“
„Wir müssen uns bei euch bedanken.“ kam der Bibliothekar nach vorne. „Dank euch können wir wieder ein bisschen mehr von der Geschichte lernen, die vor Jahrtausenden stattgefunden hat. Vor allem… wenn wir noch einen lebenden Zeitzeugen vor uns stehen haben. Lady Sina… es erfreut ungemein mein Herz, zu wissen, dass ich ihnen helfen konnte.“
„Keine Ursache.“ nickte Sina lächelnd. „Ich wünsche euch noch viel Spaß mit der Karte, ich werde nun eine alte Hauptstadt aufsuchen.“ verbeugte sich die Dämonin vor den Herrschaften und ging aus dem Haus raus.
„Hmm… die Zeit sollte eigentlich ausreichen.“ schaute Sina nach der Sonne und ignorierte die nachdenklichen Schülern um sich herum.
„Dann auf… in die neue alte Vergangenheit…“
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