Ich bin wiedergeboren und der Untergang?

„Wieso oh?“ hielt Sina den Kopf schräg, als der Bibliothekar etwas traurig wurde. „Hmm, ich muss überlegen, wie ich ihnen diese Geschichte einfach erklären kann. Sie sind ja vermutlich selber darauf gekommen, dass diese Hauptstadt nicht mehr auf der Karte zu finden ist.“

„Das ist richtig. Ich wundere mich, wieso eine so große Stadt, wo mehrere Helden residiert haben, verschwunden ist. Hätte ja eher gedacht, dass es, WENN überhaupt, sich wenigsten zur normalen Stadt entwickelt oder so.“ nickte die Dämonin.

„Das wäre ein normaler und logischer Gedankengang, aber ist auf dieser Welt selten der Fall. Diese Stadt hier, hat ein stolzes Alter, gehört aber immer noch zu den jüngsten in Alliancia.“ streichelt der Bibliothekar seinen Bart.

„Doch die Welt ist Veränderungen unterworfen und muss sich dem beugen. Egal ob es eine Naturkatastrophe gibt, Kriege oder andere Gründe existieren, sobald eine Stadt ein gewisses Alter überschreitet, geht sie unter.

Ich bin mir selbst nicht sicher, ob es ein großer Plan der Götter war oder andere Mächte ihre Pläne haben, aber so ist der Lauf der Geschichte. Egal… von welchem Zeitalter wir sprechen, diese Entwicklung kann man immer wieder nachlesen.“

„Ich verstehe… dann rechnen sie damit, dass alle Hauptstädte auf Alliancia dem Untergang zusteuern?“

„Noch sind sie jung, aber ohne Frage muss ich mit einem Ja antworten. Ich selber… werde es nicht mehr erleben, bei ihnen bin ich mir nicht sicher.“

„Wenn mich bis dahin nichts im Kampf getötet hat, werde ich es leider erleben. Ich wundere mich nur… in Deymonlia sind solche Veränderungen nicht das Problem. Die Burg des Dämonenkönigs steht immer noch an der selben Stelle, wo der erste Dämonenkönig seine Burg bauen ließ. Einzig nach den wilden Kämpfen gegen die Helden musste sie immer neu aufgebaut werden.“

„Interessant, denn das war mir nicht bewusst.“ wurde der Bibliothekar interessiert. „Ich könnte mit meinen Kollegen einige Theorien aufstellen, aber leider bin ich nicht mehr der jüngste. Nun Lady Sina, sie wollten mehr über die alte Hauptstadt wissen. Weswegen das Interesse?“

„Ich will gerne seinen Standort herausfinden, weil… ich auf einer wichtigen Suche bin. Irgendetwas… muss da ja heute noch stehen, selbst wenn es nur eine Säule von der Burg ist. Weigere ich mich daran zu glauben, dass alles verschwunden ist.“

„Die… Burg müsste eigentlich noch vorhanden sein…“ grübelt der Bibliothekar. „Doch vorerst lasst mich euch den Untergang der Stadt erzählen.

Ich habe ihnen viel erzählt beim letzten Mal, dabei muss ich selber zugeben, dass ich es sehr stark verkürzt und vereinfacht habe. Zwischen Sakura und Lara sind nämlich mehrere Tausende von Jahren vergangen, mehrere Kriege und des weiteren.

Wie dem auch sei, nach dem König Hendrik kam sein Sohn an die Macht. Der… Sohn des Sohnes anschließend… genau. Ab da ging die Hauptstadt unter. Es fing langsam, aber sicher an. Die ersten Bewohner der Stadt wurden krank, man dachte damals, es handelt sich um eine Sommergrippe oder ähnliches.

Doch… nachdem es anfing, dass immer mehr Stadtbewohner starben, ließ der König eine Untersuchung starten. Ich weiß, man hätte es auch früher starten können, aber wegen ein paar Toten wird der König nicht einfach alles liegen lassen.

Die Stadt musste sich von einem weiteren Krieg gegen die Dämonen erholen verstehen sie? Kaum war der Krieg zu Ende, fing das nächste Problem an… und wurde zu einem richtigen Problem. Die Personen, die die Untersuchung geleitet hatten, wurden bis auf den Anführer alle krank und ab da verstand man es… Eine Seuche ist in der Stadt ausgebrochen.“

„Eine… Seuche?“ zweifelt Sina. „Kann man sie nicht heilen oder ähnliches wie Gift? Weigere mich zu glauben, dass Krankheiten wie eine Seuche eine Stadt dahin raffen kann.“

„Bedaure, aber eine Seuche ist eine sehr gefährliche Sache. Wenn mein Wissen mich nicht täuscht, kann man sie heilen. Doch das Problem ist, dass es ein spezieller Zauberspruch ist, der einiges an Mana kosten soll.

Wenn sie es nüchtern betrachten, wirklich… viele Heiler gibt es nicht in einer Stadt. Und die Hauptstadt selber war eine Metropole, wo mehrere Millionen Stadtbewohner gelebt haben. In einigen Vierteln enger als in den anderen, wie es üblich ist.

Alles gute Bedingungen für eine Seuche, sich schnell auszubreiten. Der Anführer hat dies alles dem König erklärt, der… dann schweren Herzens die Stadt unter Quarantäne stellen musste. Die Armee… vom letzten Krieg wurde um die Stadt aufgebaut mit Sicherheitsmaßnahmen, dass… niemand die Stadt verlassen kann.

Nur seine Kinder schickte der König in Sicherheit, die noch nicht von der Seuche befallen waren, denn… er weigerte sich, sein Volk alleine sterben zu lassen. „Mein Volk leidet und ich kann ihnen nicht helfen. Mein Großvater hat einst einen Fehler gemacht, den gedenke ich nicht zu wiederholen. Ich bleibe hier und werde an der Seite meines Volkes bleiben!“ gab der König ganz klar seine Anweisungen.

Doch man hatte die Seuche unterschätzt. Sie wurde immer schlimmer, man konnte einen Erkrankten schnell erkennen. Ich denke… sie können selber verstehen, wie die Stadt dann untergegangen ist. Die Seuche hat in wenigen Wochen… mehrere Millionen Todesopfer gefordert.“

„Und in seiner weisen Voraussicht hat der König das komplette Gebiet absperren lassen?“ fragte Sina weiter, die ebenfalls traurig wurde.

„Das ist richtig. Das ist die… hm… gewöhnliche Standartprozedur auf der Welt. Wo auch immer eine Seuche ausbricht, wird eine Quarantäne aufgebaut und die… Bewohner dem Tod überlassen. Anschließend abgeriegelt, dass niemand die Orte betreten kann.“

„Ich wundere mich, warum man nach so langer Zeit nicht einfach die Stadt neu aufbaut. Oder habe ich etwas bei der Seuche übersehen? Könnte sie über die Zeit weiterhin überleben ohne Wirt oder ähnliches?“

„Die Angst ist einfach zu groß, dass die Seuche noch existiert. Deswegen nimmt sich die Natur solche Orte wieder zurück. Das ist oft ein Grund, warum man in Wäldern oder ähnlichem Ruinen vorfindet.“

„Und… wem gehören denn die verseuchten alten Gebiete? Meine… irgendwer muss sie doch im Auge behalten oder so, wenn man solch eine Angst hat.“

„Ich… kann das nicht beurteilen, ob das Königreich sowie Kaiserreich eine Karte besitzen, wo sie sehen können, wo die „verseuchten Gebiete“ liegen. Mich persönlich… hat es nicht so wirklich interessiert.

Und zu dem ersten Teil ihrer Frage, aber „versuchte Gebiete“ gehören niemanden mehr. Weder das Kaiserreich noch das Königreich wollen die Gebiete, weil sie damit automatisch sich verpflichten, es unter Beobachtung zu halten.

Auch wenn sie eigene Reiche sind, so hat das aller erste Reich… vor Ethia sogar, einige vernünftige Gesetze auf der Welt erschaffen, woran sich alle Anführer ihrer Reiche halten. Dämmt die Seuche, Unbeteiligte schützen und von der Außenwelt abschotten.

Bevor ich zu sehr in Details gehe, aber kein Reich hat Interesse daran, diese Aufgaben zu übernehmen sowie die Kosten. Eher nehmen sie den einfacheren Weg und brandmarkten es als gefährliches Gebiet. Dummerweise… vergisst man mit der Zeit, dass solche Orte existiert haben.“

„Also… nur rein hypothetisch… ich könnte in ein solches Gebiet gehen und es mir zu eigen machen? Ohne das mir irgendwer Probleme macht, wenn ich sage, es ist ein offiziell aufgegebenes Gebiet, wo eins eine Seuche grassiert hat?“

„Ja, aber dann übernehmen sie auch direkt die volle Verantwortung, ob sie wollen oder nicht. Dummerweise… wird kein Mensch freiwillig in dieses Gebiet gehen, wenn man erfährt, warum es gebrandmarkt ist. Die Urängste kommen hoch und da bleibt man lieber fern, wo es sicher ist.“ lächelt der Bibliothekar traurig.

„Selbst nach so einer langen Zeit? Ich kann die Vorsicht verstehen, aber… ok. Ist nur meine Meinung. Ich bin mir selbst nicht mal sicher, ob ich überhaupt krank werden kann. Ok, Kopfschmerzen nach einer Zechtour oder wenn ich zu viel nachdenken muss, aber… ich kann mich nicht erinnern… das ich eine Erkältung oder Grippe zu hatte.

Vielleicht haben Dämonen von Anfang an ein sehr hohes Immunsystem, denn vergiften kann man uns ja, ich… weiß wovon ich spreche. Aber Krankheiten, nein… da müsste ich die anderen Dämonen fragen, wo sie eher was wissen.“ wiegelt Sina ihren Kopf.

„Ich danke ihnen… dass sie mir von dem Untergang der Hauptstadt berichtet haben. Doch… wo sie heute zu finden ist, wissen sie nicht oder?“

„Bedaure, aber hier in der Schule haben wir leider keine der uralten Karten. Sie sind eine extreme Rarität, die meisten verfallen leider durch die Zeit in Staub.“ schüttelt der Bibliothekar den Kopf. „Man müsste wirklich sehr gute Kontakte haben, wenn man Karten aus der Vergangenheit haben will. Einfache Schatzkarten oder Reisewege sind schon sehr informativ.“

Sina saß mit dem Bibliothekar und war am grübeln… bis ihr eine Karte einfiel. Sie suchte in ihrem Inventar nach eine Karte… und suchte… und suchte… „Verdammt, ich sollte hier mal aufräumen…“ fluchte Sina, bis sie sie fand.

„Was ist mit dieser Karte? Es ist eine Karte von der alten Hauptstadt, wo mehrere Aufträge eingetragen worden sind.“ hielt Sina die Rolle vor den Bibliothekar. Dem fielen beinahe die Augen aus dem Gesicht, als er sie in die Hand nahm und studierte.

„Woher… haben sie die? Warte…“ schaute er Lady Sina nun genauer an. „Lady Sina… als wir uns das erste Mal getroffen haben und ich über die Heldin Sakura berichtet habe… ist mir eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen und Lady Lilith aufgefallen. Falls…“

Sina seufzte nur. „Lady Lilith war niemand anderes als ich. Bevor… sie mir nun Löcher in den Bauch fragen, durch einen Zauber bin ich aus der Gegenwart in die Vergangenheit gezaubert worden. Was ich gemacht habe, sollten sie selber am besten wissen.

Deswegen mein großes Interesse über die Vergangenheit, denn der Zauber endete in der Vergangenheit und ich bin… wieder in der eigentlichen Gegenwart angekommen. Deswegen mein Interesse… wo die Hauptstadt liegt.“

Der Bibliothekar wurde sprachlos, als Sina sich offenbart hat. Es vergingen einige Minuten, wo Sina die Befürchtung bekam, dass er gerade vor ihr gestorben ist, als wieder leben aufkam. „Eine… Person vor mir zu haben, die die Vergangenheit kennt? Dann…“

„Ich werde keine Fragen beantworten. Manchmal… sollte etwas aus der Vergangenheit auch in der Vergangenheit bleiben.“ sprach Sina ihr Schlusswort aus.

„Verstehe… schade eigentlich. Denn sie könnten damit viele Ungereimtheiten ausbessern, die man in der Geschichte geschrieben hat zur Heldin Sakura.“ seufzte der Bibliothekar und schaute sich die Karte mit strahlenden Augen an. „Eine… Karte. Wissen sie, wie viel sie überhaupt wert ist? Mehrere…“

„Ich schenke sie ihnen, wenn sie mir den genauen Standort der Hauptstadt sagen können.“ unterbrach Sina den alten Mann. „Sie hatte ihren nutzen schon vor langer Zeit verloren und ich kann mit ihr nichts mehr anfangen. Sie sind ein Mann der Geschichte und der alten Lehre, bei ihnen ist sie besser aufgehoben.“

„Das… kann ich doch nicht annehmen. Die Schule…“ wollte der alte Mann widersprechen, scheinbar hatte er ein sehr großes Ehrgefühl. „Die Schule hat mir Hausverbot erteilt. Durch meinen Einfluss hat sie zumindest eingesehen, dass es irrsinnig wäre, mir was zu verbieten und hat den Kompromiss gemacht, dass ich zumindest die Bibliothek aufsuchen darf.

Guter Mann… sie waren mir stets eine Hilfe gewesen mit ihrem Wissen. Vielleicht kann ich ihnen folgendes Angebot machen… Sie behalten die Karte, dafür versuchen sie ihr bestes herauszufinden, wo ich die alte Hauptstadt in Alliancia finden kann. Sollte ich in der Zukunft weitere Fragen haben, so stehen sie mir einfach bereit.

Vielleicht lasse ich mich auch dazu erbarmen, ein bisschen aus der Vergangenheit zu erzählen. Ich denke… ein ziemlich gutes Angebot oder?“ würde Sina gerne das Thema beenden.

„Für ein bisschen… Wissen… Sie haben mein Wort, dass ich, aber auch meine anderen Kollegen ihnen zur Hilfe sein werden. Ich… kenne mich ein bisschen mit der Vergangenheit aus, aber ich denke… wenn die anderen diese Karte zu Gesicht bekommen… werden sie ihnen bestimmt ebenfalls helfen wollen.“ drückte der Bibliothekar die Karte an sich wie ein Baby. „Warten sie einen Moment, ich hole eine aktuelle Karte von Alliancia.“

Der alte Mann stürmte quasi raus und lässt Sina allein in der Abstellkammer. „Hmm… irgendwie schon originell, dass man solche wichtigen Gespräche in der Abstellkammer macht.“ musste Sina über die Ironie schmunzeln.

„Aber wenigsten habe ich nun neue Kontakte geknüpft. Wissen ist Macht nicht wahr Vater?“