Ich bin wiedergeboren und werde gebeten, alle rauszuwerfen?! II

„Ich habe nicht richtig verstanden aber… ich soll was tun?“ reagierte Sina sehr ungläubig, was sie eben zu hören bekam.

„Der Rat sowie ich haben gemeinsam beschlossen, dass diese vielen Vampire in ihrem Viertel unerwünscht sind in der Stadt. Die Bewohner trauen sich kaum noch aus ihren Häusern, wir bekommen keine Besucher mehr und die Geschäfte machen nur noch rote Zahlen.

Und wir haben schnell den Grund herausgefunden. Die paar Vampire am Anfang konnte man noch… soeben ertragen, aber ich war schon damals der Meinung gewesen, dass sie nur Monster sind und überhaupt nichts in der Stadt zu suchen haben!

Nun werden es immer mehr und mehr Vampire, man muss regelrecht befürchten, dass diese Stadt zu einer reinsten Monsterstadt wird! Deswegen fordere ich sie auf, dass sie ihre Vampire aus der Stadt entfernen, so mein Name Drohm heißt.

Sollten sie der Aufforderung nicht nachgehen, werde ich Kraft meines Amtes alles einsetzen, dass man die nötigen Schritte umsetzt.“ erklärte der Bürgermeister sich.

Normalerweise würde man von Sina vermuten, dass sie nun den Mann bedrohen würde, erpressen oder ähnliches. Doch sie blieb bei der Ansage sehr ruhig.

„Sagen sie… man hat schon mitgeteilt, dass sie ein bisschen beschränkt sind. Die Bewohner haben Angst? Die Geschäfte laufen mies? Wann waren sie denn zuletzt aus diesem Büro draußen gewesen?

Auf dem Weg hierhin sah mir alles ziemlich lebhaft aus und die Geschäfte zeigten ziemliche Aktivitäten. Andere Bewohner haben mich sogar gegrüßt, also von… Problemen sehe ich kein bisschen was.“

„Ich ignoriere mal eben gekonnt, wie sie mich genannt haben. Sie meinen ich hänge nur hier fest? Das Gleiche kann ich von ihnen ebenfalls behaupten, denn sie bleiben ja nur in ihrer Villa oder eher gleich in ihrem Viertel.

Als sie das komplette Viertel aufgekauft haben ist mir das Herz stehen geblieben mit der Sorge, dass was passieren könnte. Meine Sorge war berechtigt, als immer mehr Vampire erschienen sind. Nun machen sich in meinen Rathaus die Wetten breit, ob nicht auch noch Dämonen demnächst kommen.

Also habe ich gesagt, damit ist Schluss und habe eine Ratssitzung angeordnet. Die Ratsmitglieder sind ja selten einer Meinung, aber mit euch und eurem Viertel waren sie scheinbar alle der gleichen Meinung gewesen.“

„Aha, warum wurde ich bei der Ratssitzung nicht eingeladen? Warum bekam ich überhaupt keine Informationen aus diesem Dreckskaff? Als ich das Viertel gekauft habe, wurde mir sehr deutlich gemacht, dass ich definitiv ein Mitspracherecht habe.

Scheinbar wurde ich direkt ausgegrenzt und bekomme nicht mal eine Chance mich zu erklären. Ich verstehe wie der Hase hier läuft und wissen sie was? Ich werde mit jedem einzelnen Ratsmitglied persönlich sprechen und dann werden wir nochmal eine Sitzung abhalten MIT ALLEN MITGLIEDERN, SIE ÜBERDIMENSIONALER FETTSACK!“ schrie Sina wütend den Bürgermeister an, dass er blass auf seinen Stuhl fiel. Sofort drehte die Dämonin sich um und trat direkt die Tür aus dem Rahmen.

„Und denken sie nicht mal daran ihr Amt einzusetzen, sonst lasse ich sie persönlich vom König entmachten, habe ich mich klar ausgedrückt? Alles hat seine Grenzen, aber wenn die Stadtverwaltung sich mir gegenüber feindlich verhält, dann spiele ich gerne das Spielchen mit.“ sprach Sina die Drohung aus.

„Oh, glauben sie ja nicht, dass ich mich von ihnen einschüchtern lasse! Nun kommt ja scheinbar doch der Dämon aus ihnen heraus, wenn sie mich bedrohen!“ sprang der Bürgermeister wieder vom Stuhl auf.

„Ich glaube… hier besteht ein Missverständnis lieber Bürgermeister. Wenn ich mich… wie ein Dämon verhalten würde, dann lägen sie hier gefesselt auf dem Boden und können zusehen, wie das ganze Zimmer langsam aber stetig überall am Brennen ist.

DAS wäre ein Verhalten, was Dämonen machen. ICH dagegen setze auf Diplomatie, indem ich mit allen Ratsmitgliedern sprechen werde oder zumindest den wichtigsten. Dann machen wir alle gemeinsam eine neue Abstimmung und sollten die wichtigsten… Mitglieder dann sich bei der Abstimmung enthalten… dann bleiben die Vampire und alles andere in dieser Stadt.

Eigentlich wollte ich mit ihnen ein friedliches Gespräch aufsuchen, weil ich unter anderem sehr besorgt bin über die Verteidigungsmaßnahmen der Stadt. DIESE Stadt ist das erste Angriffsziel der Dämonen aus Deymonlia.

Glauben sie allen ernstes… dieses Stadtmauer hält sie ab? Ich will die Stadt beschützen, aber das kann nur klappen, wenn wir ein vernünftiges Verteidigungssystem haben. HABEN wir aber nicht und das hätte ich gerne mit ihnen besprochen.

Doch die Einstellung die sie mir gegenüber zeigen und die anderen Ratsmitglieder, da muss ich scheinbar mir eine dicke Haut zulegen und mir soviel Macht sichern, dass ich SIE übergehen kann. Denn ehrlich… ich will mich nicht auf den König verlassen, denn dann würde ich ja eine gewisse Schwäche zeigen.

Schön sie kennengelernt zu haben.“ nickte Sina dem sprachlosen Bürgermeister zu und ging weg. Dieser fiel nur auf seinem Stuhl und legte seine Hände zusammen. „Liebe Göttin… bitte lass mich nicht im Stich…“

Sherry schaute den anderen Bewohnern beim Spazierengehen zu, als Sina aus dem Rathaus kommt. Sie wollte noch fröhlich winken, sah aber sofort, dass ihre Freundin gerade kurz vor einer Explosion stand.

Sina schaute sich kurz um und fand Sherry, wo sie sehr schnell zu ihr ging. „Was ist los Sina? Was ist drinnen passiert?“

„Man verlangte von mir, dass ich alle Vampire aus der Stadt werfen soll. Sollte ich nicht mitmachen, will der Fettsack seine Macht einsetzen, dass man es irgendwie umsetzt.“ knurrte Sina wütend. „Sorry, aber wir müssen nach Hause gehen, mit dieser Laune… wird das nichts mit einem Date.“

„Willst du nicht lieber… außerhalb der Stadt deine Wut rauslassen? In der Villa könnte einiges schnell kaputt gehen.“ schlug Sherry vor, aber Sina schüttelt den Kopf.

„Nein, Suki soll mir von den speziellen Tees machen. In der Zeit werde ich Überlegungen anstellen. Himmel… alleine… die Begründung warum sie weg sollen, ich wundere mich, dass ich nicht längst gelacht habe.“ kam Sina nicht runter.

Das Zaubermädchen verstand, dass Sina nicht länger auf der Straße stehen sollte, denn sie redete sich nur in Rage. Sofort klemmte Sherry einen Arm unter und zog die Dämonin mit. „Lass uns das zu Hause besprechen. Du hast recht, mit dieser Laune kommen wir nicht weit.“

Später saß Sina dann mit Sherry, Suki, Lara und Edwin im Wohnzimmer und hörten sich die Anschuldigung vom Bürgermeister mithilfe der Illusion an.

„Ohne Scheiß? Die Bürger sind alles andere als verängstigt. Sie führen doch selber Gespräche mit unseren Leuten, die schon viel länger in der Stadt leben.“ meinte Lara, die selber sauer geworden ist. „Ich rieche da eine Intrige und ich weiß genau, wovon ich spreche. Als Heldin musste ich mich auch mit so einem Scheiß herumschlagen, da waren es aber nur die Adeligen gewesen.“

„Es… betrübt mich, dass wir Vampire doch nicht überall Akzeptanz finden. Wenn ich vorschlagen dürfte Lady Sina, aber sie sollten es den anderen Vampire nicht weitersagen. Sie sind alle sehr… glücklich und diese Aussagen würde sie nur traurig machen.“ schüttelt Edwin leicht entsetzt den Kopf.

„Ich muss dir meinen Respekt aussprechen Mutter, dass du den Fettsack nicht längst getötet hast. Deine Geduld muss ja in diesem Moment extrem überstrapaziert worden sein.“ goss Suki neuen Tee in die Tasse.

„Welche Geduld? Die hatte ich schon verloren, als ich vor der Tür warten musste. Himmel, wie… kann man sich auf den Kerl verlassen, dass die Stadt vernünftig verwaltet wird?! Vermutlich hat er überhaupt nichts zu sagen sondern nur gewisse Ratsmitglied und der Bürgermeister war nur das Sprachrohr.“ atmet Sina schwer ein und aus.

„Was… hast du nun vor Sina? Wenn der Bürgermeister wirklich mit seiner Drohung ernst macht, dann bekommst selbst du Probleme. Klar, man kann ihn töten, aber… damit würdest du deinen aufgebauten Ruf nur zerstören.“ streichelt Sherry einen Arm von Sina.

„Ich werde die vier wichtigsten Ratsmitglieder aufsuchen. Zuerst Kajar, dann Sarai. Die beiden haben den größten Einfluss im Rat und bei Sarai ist es auch die Unterwelt.

Edwin, wieweit sind die Informationen zu den beiden? Nun geht es doch ins Eingemachte und ich denke nicht daran, zimperlich zu werden. Wenn die beiden von mir… „überredet“ worden sind, gehe ich diesen Priester Armoni und Hillar aufsuchen.

Hillar ist vermutlich nicht mal unbedingt gegen mich, sondern wird von Kajar dazu gezwungen. Bei Armoni dagegen ist es vermutlich der Glaube, der ihn zu diesem Schritt gebracht hat. Scheiße, dass es direkt so hart losgeht, damit hätte ich nicht gerechnet.“ wippte Sina mit ihren Füßen.

„Unsere Spione haben einige Informationen gesammelt, sie müssen aber selber entscheiden, ob sie gerade aktuell nützlich sind.“ warnte Edwin, als er einen Ordner aus seinem Inventar herausholte.

„Besser als nichts. Lara, nach der Besprechung holst du die Masken von Zada und suchst direkt auch Ivy sowie Jevera auf. Ich gedenke morgen direkt mit meiner Arbeit anzufangen und es ist… GNRRR mir so egal, ob den Ratsmitgliedern dann anschließend ein paar Körperteile fehlen.“ musste Sina sich wieder beruhigen.

„Du liebe Güte, dass du dich so gehen lässt und dabei weiterhin die Kontrolle behältst… ist schon ein Zustand, worüber man sich Sorgen machen sollte. Werde ich alles nach dem Gespräch machen.“ nickte Lara.

„Fangen wir mit Ratsmitglied Sarai an. Eine junge Frau, 26Jahre alt und die angeblich keine Familie hat. Unser Beobachter hat sie auf einem geheimen Treffen mit einem etwas jüngeren Mann gesehen.

Laut seiner Meinung wirkten sie Intim, aber mit einem gewissen Abstand, dass der Mann, der kaum aus den Kinderschuhen entschlüpft ist, ein wichtiger Verwandter von Sarai ist. Möglicherweise ein Cousin oder Bruder.

Von außen ist Sarai eine sehr beliebte Frau, weil sie unter anderem als eine Streitschlichterin für das Volk arbeitet. Wir wissen aber, dass sie definitiv Kontakte zu der Unterwelt in der Stadt hat. Sie wurde mehrmals beobachtet, wie zwielichtige Gestalten an bestimmten Orten etwas mit Sarai ausgetauscht haben.

Vermutlich ein System, wie Befehle untereinander ausgetauscht werden. Leider… wissen wir nicht, ob Sarai die Führerin der Unterwelt selber ist oder jemand anderes.“ berichtet Edwin.

„Verstehe. Eine sehr interessante Rolle mit viel Bewegungsmöglichkeiten. Das erinnert mich, das Prashi mir damals gesagt hat, dass der Bürgermeister damals gegen Rosch vorgehen wollte, aber keine Chance hatte.

Kein Wunder wenn sein eigenes Ratsmitglied die Finger in dieser Untergrundorganisation hat. Wie sieht es mit Kajar aus? Ich habe schon von Brandrulim gehört, dass er ein sehr mieser Kerl ist, aber nichts anderes von einem Händler zu erwarten ist.“ nickte Sina, die Informationen waren mehr als ausreichend.

„Natürlich. Kajar lebt auf der anderen Seite der Stadt und bezieht eine ähnliche Villa wie hier. Seine Verteidigungsmaßnahmen sind scheinbar höher als hier, aber unser Spion konnte sie problemlos überwinden.

Kajar, 46 Jahre alt und Besitzer aller Geschäftsimmobilien, aber auch vieler Lagerhallen. Es wird vermutet, dass die Häuser um ihn herum ebenfalls in seinem Besitz sind, vielleicht unter einem anderen Namen.

Er ist Witwer, seine Frau ist jung verstorben, hinterlässt aber zwei Kinder, um die er sich rührend kümmert. Ansonsten hat er in der Stadt den größten Einfluss, aber auch außerhalb. Es vergeht kaum ein Tag, wo keine Korrespondenten nicht stündlich bei ihm ein und ausgehen.“

„Mit welchen Alter müssen wir bei den Kinder rechnen?“ biss Sina sich auf die Unterlippe, denn das ist eine Grenze… die will sie doch nicht überschreiten.

„Sein Sohn wird zwölf Jahre alt und seine Tochter wird demnächst siebzehn. Beide gehen auf eine Privatschule und… werden von gewissen Leibwächtern beobachtet. Scheinbar ist Kajar auch ein sehr vorsichtiger Mann.“

„Dann wird der Kerl bestimmt damit rechnen, dass ich ihn aufsuchen werde und seine Verteidigung erhöhen. Wenn der wirklich so eine gute Nase hat, dann erwartet er sogar, dass ich ihn besuche, anders kann ich es mir nicht vorstellen, nicht nach der Erklärung von Brandrulim.“ meinte Sina.

„Nicht dabei vergessen, dass er auch sehr viele Kontakte hat, die er bestimmt informieren wird, wenn ihr ihn besuchen werdet und wenn ihm was passiert, dass sie dich im Auge behalten sollen.“ warnte Suki.

„Ja… bei ihm muss ich ein bisschen anders vorgehen, aber ich habe schon eine grobe Idee, wie ich selbst ihn… unter meine Kontrolle bekomme. Ok, danke für die Informationen, es reicht vollkommen aus, dass ich nun meinen Zug mache.

Ich lasse bestimmt nicht zu, dass meine Familie und die anderen Clans auf einmal aus der Stadt geworfen werden. Wenn sie so gegen mich vorgehen, werde ich ihnen gerne zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin.“ schaute Sina jedem in die Augen.

„Es wird Zeit, dass ich die Kontrolle über die Stadt bekomme.“