Ich bin wiedergeboren und zeige den richtigen Weg?
Ralph ist schwer am schnaufen und schaut sich um. Alle wissen was der Deal ist und warten auf seine Reaktion. „Ich bin ein guter Verlierer und wir bleiben alle brav hier.“ Man sah Ralph an, das er über seinen Stolz „springen“ musste, damit er diese Antwort geben kann.
Dann stand Ralph auf und ging von den anderen weg. Seine Gangleute wollten ihm folgen, aber werden von Sina aufgehalten, die den Kopf schüttelt und leise murmelt: „Lass ihn erst mal alleine.“
„So meine Kinder, ich habe noch mehr Seile dabei und längere. Wer hat Lust auf ein gemeinsames Seilspringen?“, und mehrere Hände wurden gehoben. Sie holte das längste Seil raus und beauftrage die größten Teenies, die aus Ralph´s Gruppe stammen, gleichmäßig zu werfen.
Nach ein paar Würfen, haben die Jungs den Rhythmus raus und Sina zeigt den anderen, wie sie in das Seil reinkommen. Erst war es Sina, dann kam Prischella, bis sieben Leute gemeinsam sprangen. Die anderen jubeln ihnen zu.
Immer mehr Passanten halten sich vor dem Waisenhaus auf, um die Aktionen zu sehen, die Sina veranstaltet. Normal sind die Leute gewöhnt, das die Waisen nur Blödsinn im Kopf haben, aber so wie sie alle Spaß haben und lachen, erinnert sich der eine oder andere daran, wie seine Kindheit war.
Die älteren Kinder bekommen von den jüngeren das Stein-Schere-Papier-Spiel beigebracht und nach anfänglichem Grummeln, ließen sie sich von dem Spaß anstecken. Inzwischen hat Sina das Gruppenspiel verlassen und überlegt ihre nächste Aktion.
„Hmm, wir können singen und bestimmte Rhythmen klatschen, aber…“ und sieht einen Haufen Bretter und ihr fällt eine Idee ein. Sina geht zu den flachen, großen Brettern hin und nimmt sie alle. Einige Kinder staunen über ihre Stärke.
Dann verteilt Sina sie alle auf dem Boden und gibt ein lautes Pfeifen von sich, womit sie die Aufmerksamkeit aller Kinder kriegt.
„Soo, wer hat Lust mit mir zu singen?“ fragt Sina in die Menge. Viele Kinder schauen sich gegenseitig an, fragend was sie mit singen meint. „Keine Angst, ihr werdet euren Spaß haben!“ und das ließen sie sich kein zweites Mal sagen.
Sina hat ihnen heute so viele neue Spiele beigebracht, wo sie nur Spaß dran haben, dann kann das nächste doch auch lustig sein.
„Soo, ihr seht alle die Bretter? Die jüngsten und kleinsten Kinder stellen sich drauf und die älteren, wenn irgendwo noch Platz ist, dann dazu.“ und Sina wartet, bis die Kinder dies tun. Sina selbst steht auch auf einem Brett.
„Soo, als erstes brauchen wir einen Rhythmus! Das geht ganz einfach, jeder tritt mit seinem kräftigen Bein zwei mal das Brett und klatscht dann in die Hände.“ und Sina zeigt ihnen das vor. Die Kinder versuchten es und es war erst mal ein Durcheinander. Aber je länger es dauert, desto rhythmischer wurde es.
„Das macht ihr wunderbar! So bleiben! Als nächstes merkt euch diesen Satz: „We will, we will, rock you!“ und alle übten den Refrain. Als das alles klappte mit dem Rhythmus, erklärt Sina, dass alle diesen Satz aufsagen müssen, wenn sie ein bestimmtes Zeichen macht.
Allen Kindern sah man nur die Sternchen in den Augen, abwarten was als nächstes passiert und dann fing Sina an das Lied singen.
Sina gab den Kinder immer das Zeichen an den richtigen Stellen und sie sangen den Refrain einwandfrei. Selbst die Zuschauer vor dem Waisenhaus ließen sich anstecken und machten den Rhythmus mit.
„Freddy Mercury, du wirst in dieser Welt unbekannt sein, aber deine Musik wird unsterblich bleiben! Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich dein Lied in andere Welten weitergebe.“ dachte Sina
>Singen: Level 1 erreicht<
Nachdem Sina fertig war, spürte sie eine extreme Faszination von den Kindern auf sich spüren. „Soo, jetzt brauche ich erst mal eine Pause. Der eine oder andere braucht sie auch bestimmt und die, die noch nicht genug haben, können die Spiele ja weiterspielen.“ und die Kinder verteilten sich wieder und spielen.
Sina sammelt die Bretter wieder ein und bemerkt, das Ralph die ganze Zeit zugeschaut hat. „Hmm vielleicht sollte ich mal mit ihm sprechen.“ und macht ihre Aufgabe noch schnell zu Ende.
Die Passanten gingen wieder weiter ihrer Wege und ihre Kunstaktion mit dem Singen sorgt schon für eine Änderung in der Stadt. Aber dies ist eine Geschichte für später.
„Na Ralph, geht es dir wieder besser?“ fragt Sina den Jungen. Der Junge erschreckt sich, weil er es nicht erwartet hat, das Sina auf einmal hinter ihm steht.
„Das geht dich nichts an.“ dreht Ralph sich von Sina weg und versucht wegzugehen, aber Sina folgt ihm.
„Sag, wie hast du dich gefühlt, als alle Kinder dir zugejubelt haben? Ich glaube, du bist mehr als nur der Anführer deiner Gruppe, meinst du nicht?“
„Was wissen Sie schon.“
„Stimmt ich weiß gar nichts über dich oder diese anderen Kinder, nur dass ihr alle ein schweres, gemeinsames Schicksal teilt, was anderen nicht verstehen, wenn man keine Eltern hat.“
„ … “
„Ich kenne meine Mutter nicht und mein Vater ließ mich von den gemeinsten Ausbildern trainieren, so was wie Liebe habe ich nie wirklich bekommen, sodass ich ihn hasse. Erst später erklärte er sich, warum er so handeln musste, aber… lieben tue ich ihn trotzdem nicht.“
„Sie haben aber wenigsten jemanden! Ich… wir haben niemanden, wir kennen die Zuneigung anderer nicht, wir haben nur uns!“
„Und trotzdem hast du eine Funktion, sonst würdest du nicht die Älteren hier führen oder? Glaubst du nicht, das du für alle ein Vorbild bist? Du bist vermutlich der talentierteste hier mit dem größten Selbstwertgefühl, aber grade deswegen fühlst du dich unsicher, ob du alles richtig machst oder?“ und Sina kam auf ihn zu.
„ Ich..“ als Ralph von Sina umarmt wird.
„Lass es raus.“
„Lassen Sie mich los!“
„Du warst die ganze Zeit alleine und versuchst immer den Starken zu spielen, aber am Ende hast du die größte Angst zu versagen oder?“
„Ich hasse dich!“
„Hass mich, liebe mich, schlage mich! Aber ich lasse dich nicht los! Lass es raus, du weiß genau was ich meine!“
„Ich… ich…!“
„Es ist nicht schlimm, ich mag für dich Irgendjemand sein, aber du sollst wissen, dass ich deine Stärke bewundere, dass du gegen dein Schicksal kämpfst. Klar, ich habe dich heute ein bisschen geärgert, aber ich würde es nicht wagen, deinen Mut infrage zu stellen. Du sollst wissen, du bist nicht alleine!“ und hält Ralph weiterhin fest.
Als ihre Worte bei Ralph ankamen, hat sie einen Nerv getroffen, eine Wand durchbrochen und Ralph fing an zu weinen. All die Jahre, versuchte er den anderen stets zu zeigen, dass jeder auf sich angewiesen ist. Machte immer Blödsinn mit den anderen bei den Erwachsenen, die die Waisen nicht verstanden. Ließ die Schimpftirade von den Schwestern an sich abprallen.
Und dann kommt diese Person und hat Ralph durchschaut? Ralph hat sich immer zugeredet, dass man den Erwachsenen nicht vertrauen kann und darf. Kann er Sina vertrauen? Aber… sie hält ihn ganz tief fest und ist grade nur für ihn da. Er kann seine Tränen nicht stoppen, die sich all die Jahren aufgestaut haben.
Sina hält den Jungen ganz fest, er weint in ihren Kimono, aber das ist ihr egal. Sie selbst hat das in ihrer Kindheit auch dringend gebraucht, aber da war niemand der sie aufgefangen hat, daher wusste Sina, was bei Ralph los war.
Um die Ecke standen die anderen älteren Kindern und versuchen ihre Tränen zurückzuhalten, aber es ließ sich nicht stoppen, nachdem sie erfahren haben, was ihr Boss alles für sie versuchte.
Nachdem mehrere Minuten vergangen sind und Ralph sich wieder beruhigt hat, sitzen er und Sina auf der Wiese und schauen in den Himmel. Sina hat Ralph ein Taschentuch gegeben, damit er in Ruhe sein Gesicht sauber machen kann.
„ … Danke.“
„Keine Ursache, du kannst das Tuch ruhig behalten.“
„Was wird jetzt passieren?“
„Was soll jetzt passieren? Ich habe bei dir ein Problem gesehen und wollte dich, mehr oder weniger, davor bewahren, dass du den falschen Weg gehst, weißt du?“
„Und was wäre der richtige Weg?“
„Das kann ich dir nicht sagen, aber du bist ein Vorbild für alle Kinder. Ihr großer Bruder, der sie beschützt. Ich habe mal von jemanden gehört, die Erstgeborenen sollen immer die jüngeren Geschwister beschützen und ihr seid doch alle mehr oder weniger eine Familie oder?“
„… Irgendwie schon…“
„Ich glaube, du solltest mit den anderen älteren Kindern sprechen, damit meine ich deine Gruppe und die Last gemeinsam teilen. Die Aufgabe sollst du nicht alleine tragen.“
„Dann halten die mich aber für ein Schwächling!“
„Meinst du wirklich? Ich glaube, du solltest deinen Geschwistern ein bisschen mehr vertrauen, meint ihr Lauscher da hinten nicht auch?“ sagte Sina laut und eine Gruppe fühlte sich auf einmal erwischt.
Dann kamen sie alle raus und stellten sich vor Sina und Ralph in eine Reihe. „Es tut uns leid das wir euch gelauscht haben, Ehrenwort!“
„Eh, was macht ihr denn hier? Eh.. ich habe nur Sand in den Augen bekommen und musste es raus weinen…“ versuchte Ralph sich herauszureden, aber…
„Ralph, hör auf. Wir haben mitbekommen, was du versuchst und ich finde, du solltest uns wirklich mehr vertrauen.“ „Genau, ich bin vielleicht der jüngste in der Gruppe, aber ich kann dir helfen!“ und die anderen nickten dem Redner zu.
„Siehst du Ralph? Du bist nicht alleine! Lass dir von deinen Geschwistern auch ein bisschen helfen.“ tröstet Sina den Jungen. Ralph bemüht sich wirklich seine Tränen zurückzuhalten, damit er kein Schwächling ist, aber der eine oder andere ist schon am weinen.
„Ja gut, es tut mir leid, dass ich euch nicht vertraut habe. Lass uns ab heute ein besseres Vorbild für unsere jüngeren Geschwister sein.“ Dann dreht Ralph sich zu Sina. „Schwester Sina, wirst du uns dabei helfen?“
„Eh? Schwester Sina? Ich bin keine Nonne oder so. Ich bin die Heldin der Dämonen!“ denkt Sina grade in Gedanken.
„Erm klar, soweit ich das mit meiner Zeit vereinbaren kann, verstehst du? Ich bin eigentlich Abenteuerin und sollte eigentlich Monster töten nur bin heute als Aufsichtsperson hier, aber… Ja ich werde helfen, wenn es in meinem machbaren Bereich liegt.“ gibt Sina letztendlich die Hilfe zu.
Die Teenies schniefen, weinen und jubeln ihrer neuen Schwester Sina zu und Ralph hat sein persönlichen Vorbild gefunden.
„Aber was sollen wir denn nun tun Ralph? Wir haben ja irgendwie immer die Erwachsenen geärgert und so?“ fragt eines der Kinder.
„Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte. Geht in den nächsten Tagen in die Stadt und entschuldigt euch bei ihnen. Einige werden es akzeptieren, andere werden euch vermutlich wieder davonjagen, aber keiner wird sagen können, ihr habt euch nicht entschuldigt.
Das wäre eine gravierende Veränderung die ihr macht und zeigt euren jüngeren, dass auch ihr Fehler gemacht habt und versucht dies wieder auszubügeln. Des weiteren solltet ihr die Schwestern vielleicht auch ein bisschen unterstützen, denn sie opfern ihre Zeit, damit es euch gut geht.
Vielleicht sind sie ja auch Waisenkinder gewesen und verstehen euch besser, als ihr ahnt. Also so würde ich es zumindest für den Anfang machen.“ wirft Sina den Vorschlag in den Raum.
Alle schauen sich an und man sah ihnen an, dass sie zumindest über den Vorschlag nachdachten. Sina merkte, wie sich der Tag dem Ende neigte und lässt die Gruppe alleine. Sie macht sich auf dem Weg zu Schwester Anna, dabei sieht sie überall Kinder, die weiter ihre Spiele spielten.
Im Büro angekommen, sah Schwester Anna von ihren Dokumenten auf. „Wie schnell die Zeit doch vorbeigeht. Ich hoffe, die Kinder haben dir nicht allzu viel Schwierigkeiten gemacht?“
„Mitnichten, alle hatten ihren Spaß und sogar die älteren Kinder haben bei den Spielen mitgemacht.“ antwortet Sina darauf.
Unglauben stand in Schwester Anna´s Augen. „Wie haben Sie das denn geschafft? Ich bin fest davon ausgegangen, dass irgendwer wieder kommt und sich über die beschwert, aber wenn ich überlege, ich hatte heute nach langem mal meine Ruhe…“
„Man muss ihnen was zu tun geben, gerade Sie sollten ja wissen, das Kinder unheimlich viel Ausdauer haben und ihnen die Möglichkeit geben, diese auch zu gebrauchen und wenn es nur Spiele sind.“ erklärt Sina.
„Hmm das kann ich nicht abstreiten. Hier nehmen Sie das Dokument und geben Sie das Ihrer Gilde. Das ist ein Bestätigungsschreiben, dass Sie Ihren Job gemacht haben. Ich werde Sie noch nach draußen begleiten, damit ich mir ein Bild machen kann.“ und beide gehen anschließend raus.
Als sie draußen waren, traute Schwester Anna ihren Augen nicht. Überall, auch die Problemkinder sind gemeinsam am spielen, hüpfen um Seile oder Felder, hört hier und dort Stein-Schere-Papier.
„Bei der Göttin, wie haben Sie das denn gemacht? Die meisten Aufpasser haben nur drauf geachtet, das keiner verschwindet, aber die Kinder lachen ja wieder richtig, vor allem mit den Älteren.“ murmelt Schwester Anna mit einer Hand vor dem Mund.
Dann kam Ralph mit seiner Gruppe und stellt sich vor Schwester Anna. „Schwester Anna? Ich und meine Freunde wollen uns entschuldigen, dass wir Ihnen und Schwester Cerlinde früher so viele Schwierigkeiten gemacht haben. Schwester Sina hat uns die Augen geöffnet und… wir wollen den jüngeren Geschwister ein besseres Vorbild sein.“
„Eh? Ihr… entschuldigt euch? Aber…“ stottert Schwester Anna, den Tränen nahe und weiß nicht was sie sagen soll.
„Keine Sorge Schwester Anna, ich habe den Kindern nichts böses angetan oder so. Ich habe einfach mit ihnen gesprochen. Zwar ein bisschen mit Druck, aber letztendlich haben sie selber gemerkt, dass ich ihnen nur helfen will und haben das eingesehen, dass Sie als auch Schwester Cerlinde nur das beste für alle Kinder wollt.“ erklärt Sina die Situation.
„Danke… Wirklich, danke!“ tränt Schwester Anna und greift eine Hand von Sina und bedankt sich aus tiefstem Herzen. „Danke.“
„Keine Ursache, ich werde, wenn meine Zeit das erlaubt, euch besuchen. Scheinbar bin ich irgendwie ihre Schwester geworden.“ grinst Sina.
„Bringst du uns neue Spiele bei?“ „Erzählst du uns ein paar Geschichten über deine Abenteuer?“ „Gehst du schon?“ und so weiter, als immer mehr Kinder merkten, das Sina sie verlässt. Sina als auch Schwester Anna sind über den Ansturm erstaunt.
„Kinder, beruhigt euch doch. Sina verschwindet nicht von heute auf morgen. Auch sie hat Pflichten, die sie tun musst, aber sie hat versprochen uns zu besuchen.“ versucht Schwester Anna die Meute zu beruhigen.
„Keine Angst, ich werde euch schon besuchen kommen Kinder, aber ich muss langsam wirklich gehen. Wenn wirklich wirklich was brennt, sucht die Abenteuergilde, die kennen mich und können euch weiterhelfen, wenn ihr mich suchen solltet.“ und versucht zu entkommen, aber einmal in den Griffel der Kinder, ist es fast unmöglich.
Letztendlich durfte Sina das Waisenhaus verlassen und verabschiedet sich von allen. „Himmel, bin ich müde… direkt zur Taverne und ins Bett. Belohnung kann ich auch morgen abholen.“ seufzt Sina und machte sich auf den Weg.
„Oho, werter Gast, wie ich gehört habe, hattet ihr heute richtig was zu tun gehabt?“ grüßt Mira, als Sina die Taverne betritt.
„Das könnt Ihr aber laut sagen. Ich will jetzt einfach nur noch euer leckeres Abendmahl essen, mich waschen und ins Bett werfen.“ grüßt Sina zurück.
„Ich habe meinem Mann gesagt, er soll Euch was extra machen. Ihr seid das Stadtthema Nummer eins, wusstet Ihr das? Ich meine, wer sich so für die Waisenkinder reinkniet, der sollte auch belohnt werden!“ teilt Mira das mit.
„Eh? Erm… Ok? Danke?“ schaut Sina verdutzt.
„Nichts zu danken, Ihr habt es euch verdient! Nun geht schon, bevor das Essen kalt wird!“ und Mira scheucht Sina in das Essenszimmer.
„Ob das Karma ist?“ fragte Sina sich in Gedanken.
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