Ich bin wiedergeboren und habe Probleme an der Grenze?

Die Reise zur Grenze nach Osnain dauert nicht mehr lange und die Damen kamen dann an. Sherry und Sina konnten sich ausgiebig unterhalten und Sina erzählte ihre Reise mit den Königskindern. Sherry war begeistert und ein bisschen Leid tat ihr die Armee vom König, die Sina bearbeitet hatte.

An der Grenze stand eine lange Schlange, die ebenfalls durch das Tor wollten, also warteten die Damen bis sie dran waren. Als es endlich soweit war, gab es schon die ersten Probleme mit den Wachen.

„Lady Sina, laut den Unterlagen gehört die Kutsche dem Königreich. Wir können sie unmöglich mit diesem Gefährt durchlassen. Falls sie es noch nicht erfahren haben, aber zwischen Osnain und Efrana gibt es gewisse Spannungen und wir wollen nicht, dass es sich überspannt.“ erklärt die Wache höflich.

„Wenn wir also durch wollen, dann ohne Kutsche?“ fragt Sherry für Sina, aber die Wache schüttelt den Kopf.

„Nein, das Problem ist nicht nur die Kutsche sondern, dass eine Adelige aus dem Königreich nach Osnain will. Ich kann mich nicht erinnern, wann das letztes Mal Adelige nach Osnain gereist sind.“ meint die Wache.

„Es mag ja sein, dass ich eine Adelige bin, aber in erster Linie bin ich Abenteurerin, die im Auftrag nach Osnain muss.“ erwidert Sina höflich… noch.

„Vielleicht stimmt es ja, aber… sie sind eine Berühmtheit aus Efrana. Sie sind Sina die Verteidigerin und berüchtigt für ihre gnadenlosen Aktionen.“ meint eine andere Wache.

„Gnadenlose Aktionen?“ wundert sich Sherry.

„Nun, sie hat die königliche Armee besiegt ohne Waffen und dann wäre da noch die Vampirfrau, dessen Herz auf der Straße zertreten wurde.“ erklärt die erste Wache.

„Wenn wir jemanden so gefährliches in das Kaiserreich lassen und… es passiert was, sind wir diejenigen, deren Köpfe gekürzt werden.“ nickt die zweite Wache.

„Himmel, ich bin nur eine Abenteurerin und kein Monster, das nach Lust und Laune alles zerstört, nicht wahr Sherry? Sherry? Wo guckst du hin?“ wehrt sich Sina.

„Da flog ein Schmetterling…“ tut Sherry so, als wüsste sie nichts.

„ … Egal, nun meine Herren, ich habe nun mal den Auftrag zur Hauptstadt zu reisen um was mit meiner Gilde zu besprechen. Keine Jagd auf Monster oder sonstiges. Eine einfache Reise mit meiner Partnerin.“ erklärt Sina vorsichtig.

„Eher kommt der Dämonenkönig vorbei und bietet dir seine Freundschaft an. Bedaure, aber ich kann sie einfach nicht durchlassen!“ verneint die Wache.

„Langsam habe ich die Nase voll. Ich akzeptiere, dass ich nicht mit der Kutsche durch kann, kein Problem, dann laufe ich weiter zu Fuß. Aber das man mir wegen meiner Persönlichkeit was unterstellt, damit habe ich schon eher ein Problem.

Nun, ich bin ja scheinbar so berühmt, was glaubt ihr wohl, was passiert, wenn ich mir den Weg… frei kämpfen muss?“ fragt Sina lieb und die Wachen wurden schweigsam.

„Rein hypothetisch. Ich würde alle Wachen und weiteres umbringen und bis die ersten Meldungen vordringen, dass es Probleme an der Grenze gibt, bin ich im Kaiserreich, während ihr Aasfutter seid. Nun frage ich mich, was hätten die Wachen wohl gesagt, damit es nicht passiert?“ schaut Sina böse.

„ … Ihr könnt durch Lady Sina, aber die Kutsche muss hier bleiben.“ presste die erste Wache die Antwort heraus und Sina nickte dankbar.

„Es war mir ein Vergnügen mit ihnen ein Gespräch zu führen!“ grinst Sina sadistisch. Sina erklärte dem Kutscher, dass er wieder nach Fanfoss zurückreisen und sich dort um die Pferde kümmern soll. Den Proviant nahm Sina vom Kutscher ab und ging dann mit Sherry durch das Grenztor.

„Sag Sina, weißt du eigentlich wo die Hauptstadt ist?“ fragt Sherry und Sina schüttelt nur den Kopf, daher fragte sie die Wachen auf der anderen Seite.

„Zur Hauptstadt? Ihr müsst nur nach Nordwesten der Straße folgen, aber zu Fuß werdet ihr bestimmt eine Woche brauchen.“ erklärt ihnen eine freundliche Wache.

„Hmm, dürfte also eine längere Reise sein?“ murmelt Sina, nachdem Sherry und sie Abstand genommen haben, als ein gut gekleideter Mann auf sie zukam.

„Erm, wenn ich kurz entschuldigen dürfte, aber ihr seid doch Sina die Verteidigerin oder?“ fragt der Mann.

„Das ist richtig. Mit wem habe ich die Ehre?“ wundert sich Sina über den Mann.

„Mein Name ist Hassan, ich bin ein fahrender Händler und ebenso auf dem Weg zur Hauptstadt. Ich… habe eurem Gespräch mit der Wache gelauscht und ihr wollt ebenso zur Hauptstadt oder? Ich… könnte euch ein Angebot machen.“ rieb Hassan die Hände.

„Oh, dann lasst euer Angebot mal hören.“ dabei behielt Sina ein Pokerface.

„Meine Kutsche hätte Platz für zwei weitere Personen. Mein Angebot ist, ihr beschützt mich und meine Kutsche vor Gefahren und ihr dürft mitfahren. Natürlich bekommt ihr am Ende der Reise eine Entlohnung, ihr sollt natürlich nicht leer ausgehen. 50 Silbermünzen für euch beide.“ Hassan

„Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Ihr rechnet mit Ärger auf der Reise oder?“ Sina

„Seit kurzem marodieren Banditen auf den Hauptstraßen, vor allem die größte Banditenbande vom einäugigen Rotschopf. Normalerweise kümmern sich die Abenteurer um die Banditenprobleme, aber irgendwas ist passiert und sie machen nichts mehr, deswegen ist die Reise für mich nicht… so sicher und ich habe sehr teure Waren, die meinen Zielort erreichen müssen.“ Hassan

„Na ja, besser als nichts oder Sina? Ob wir zu Fuß gehen und auf die Banditen treffen oder mit einer Kutsche, da würde ich doch die Kutsche vorziehen.“ Sherry

„Kann es sein, das du die Annehmlichkeiten einer Kutsche nicht vermissen willst?“ Sina

„Ich… meine nur.“ Sherry

„Nun Hassan, meine Freundin will wohl lieber mit ihrer Kutsche fahren. Wenn ihr uns über dieses Land einige Informationen beisteuern könntet, haben wir ein Deal.“ Sina

„Ah Informationen sind wichtig für Händler und ich kann sie euch zur Verfügung stellen. Ich freue mich über so starke Wächterinnen auf meiner Reise dabei zu haben.“ bot Hassan die Hand an und Sina schlug ein.

Einige Zeit fuhren die Damen in der Kutsche von Hassan. Er kennt scheinbar den Weg und brauchte nicht allzu lange warten, bis die Befragung begann.

„Sagt Hassan, ich komme ein bisschen weiter her, könnt ihr mir ein bisschen über Osnain selbst erzählen?“ fragte Sina.

„Oh, ihr kennt die Geschichte nicht? Hmm, lasst mich überlegen… Ich weiß nicht, wann genau, aber das Kaiserreich ist das zweitälteste Reich auf Alliancia. Bevor es zum Kaiserreich wurde, bestand es aus vielen kleinen Grafschaften, bis jemand einen Traum von einem Land hatte. Es gab viele blutige Schlachten und Kriege, aber letztendlich hat der Mann seinen Traum verwirklicht und alle Ländereien vereint und hat dies zum Kaiserreich ernannt. Die momentane Kaiserfamilie stammt von jenem Mann ab.“ erklärt Hassan.

„Und wie wird das Land regiert? Vermutlich anders als im Königreich oder?“ überlegt Sina laut.

„Hier zählen nur die Befehle des Kaisers. Es gibt hier Adelige, aber sie haben keinerlei Machtbefugnisse und wer nach Macht strebte, nun es passiert nicht selten, dass derjenige… einen Kopf kürzer gemacht wurde. Ansonsten herrscht in diesem Land das Militär. Es gab Kaiser, die haben sehr hart zugegriffen und es gab Kaiser, die haben sich mehr um das Volk gekümmert.

Der momentane Kaiser Godelot wurde seit langem nicht mehr gesehen, es herrschen Gerüchte, dass er mit dem Tod ringt. Godelot war ein harter, aber auch fairer Kaiser gewesen. Wenn Konflikte vermieden werden konnten, dann wurden sie vermieden, aber wenn man es drauf anlegte, nun, ein zweites Mal passierte es nicht.

Mehr Sorgen, das habt ihr aber nicht von mir gehört, mache ich mir über den Nachfolger Prinz Leonardo. Seit der Kaiser… nicht mehr seinem Amt nachgeht, hat der Prinz die Kontrolle fast komplett übernommen und… er ist ein brutaler Mann.

Wer ihm öffentlich widerspricht wird kurzerhand getötet und wer Gerüchte verbreitet, wird nicht selten mit einer durchgeschnittenen Kehle in der Gasse aufgefunden. Prinz Leonardo unterdrückt das Volk und hetzt es gegeneinander auf. Überall herrscht Angst und Paranoia. Es verschwinden immer mehr Bewohner, egal ob Mensch, Elf oder Zwerg, Leute verschwinden einfach.

Das Schlimme ist, Prinz Leonardo müsste etwa in eurem Alter sein, die nächsten Jahrzehnte wird das Volk leiden. Hätte Prinz Leonardo nicht das Militär hinter sich, dass als stärkste Armee auf Alliancia gepriesen wird, käme es zu einem Bürgerkrieg.“ Hassan

„Leute verschwinden? Gibt es denn Gerüchte wohin oder was mit ihnen passiert?“ Sina

„Was mit ihnen passiert, weiß keiner. Einige vermuten, dass sie gefoltert werden, andere wollen Unannehmlichkeiten einfach nur zum schweigen bringen. Interessanter ist das „Wohin“, es werden immer wieder Militärangehörige beobachtet, die verhüllte Personen zur Burg Starm bringen, wo der Hauptsitz der Kaiserfamilie und des Militärs liegt. Also ein Ort ohne Wiederkehr, wer einmal dort hingebracht wurde.“ Hassan

„Ich wundere mich, dass die Abenteuergilden hier Fuß fassen konnten, wenn alles so streng… kontrolliert wird. Müssten sie nicht immer ein Dorn im Auge für den Kaiser gewesen sein?“ Sherry

„Es hing immer von dem aktuellen Kaiser ab, aber die Gilden haben stets immer ihre Neutralität bewiesen und jegliche Einmischung mit dem Militär vermieden. In Efrana haben sie vermutlich mehr Kontrolle um gewisse Dinge umzusetzen, aber hier haben sie nichts. Dafür sind sie aber beim Volk sehr beliebt, da sie bei Monster und Banditenproblemen helfen.

Ihr werdet feststellen, dass es hier nicht wirklich viele Abenteuergilden gibt sowie Abenteurer. Das Problem ist einfach, das Militärangehörige gerne ihre Macht ausreizen und Streit provozieren, sodass sie… die Abenteurer einfach verhaften lassen können.“ Hassan

„Ich habe gehört, das Abenteurer ebenso verschwunden sind. Stimmt an den Gerüchten was?“ Sina

„Lady Sina, hier verschwinden viele, dabei ist es egal welchen Status man hat. Einmal die Aufmerksamkeit des Militärs oder bei Prinz Leonardo sollte man sein Bestes geben und aus dem Land fliehen. Ihr habt vielleicht einen großen Einfluss in Efrana und genießt das Vertrauen des Königs, aber ihr solltet das nicht unbedingt hier herum posaunen, nicht in der momentanen Lage.“ Hassan

„Das braucht sie nicht. Es wird irgendwas passieren und Sina wird ziemlich schnell bekannt.“ Sherry

„Hey…“

Hauptstadt Ascot, Burg Starm:

Ein stämmiger Mann in Uniform betrat das Zimmer von Prinz Leonardo und salutiert: „Mein Herr, ihr habt nach mir gerufen?“

„In der Tat, das habe ich. Ich brauche wieder frische… Ware.“ saß der Prinz Leonardo auf seinem Sessel und hielt ein Glas Wein in der Hand.

„Ich verstehe. Was wünscht ihr diesmal für eine Ware?“ nickt der Mann.

„Hmm, ich brauche diesmal… eine Frau… Genau. Eine Frau, aber keine normale Frau, von denen hatte ich genug. Nein, diesmal soll es eine Frau sein mit blauen Haaren. Ja, sie muss blaue Haare haben für mein Kunstwerk. Ich spüre, dass ich mein Kunstwerk bald vollendet habe!“ rief Leonardo freudig mit wahnsinnigen Augen.

Der Mann schluckte und fing an leicht zu schwitzen. „Eine Frau mit blauen Haaren, ich werde mich sofort an die Arbeit machen. Ich möchte euch nur… darauf hinweisen, dass ich vermutlich ein bisschen weiter außerhalb der Hauptstadt suchen muss. So eine Person wäre mir längst ins Auge gefallen.“

„Tut was ihr tun müsst. Ihr habt mich bisher nicht enttäuscht, aber lasst euch auch nicht all zulange Zeit. Noch habe ich genug Arbeitsmaterial um mein Kunstwerk zu bearbeiten.“ teilt Leonardo verträumt mit.

„Ich danke für euer Verständnis. Wenn ich mich entschuldigen darf.“ salutiert der Mann und verließ das Gemach des Prinzen.

„So ein Wahnsinniger wird bald Kaiser?“ dachte der Mann.