Ich bin wiedergeboren und mein Date?

Ein neuer Tag ist gekommen, Sina stand im Schlafzimmer und konnte sich nicht entscheiden, was sie anziehen soll. „Hmm… Kimono oder Kleid? Ein bisschen schön sollte ich schon sein…“

„Zieh dir endlich ein Kleid ein.“ nörgelt Kyllia, die an der Tür stand. Sie trug ein luftiges Blumenkleid und wirkte genervt, dass sie auf ihre ältere Schwester warten musste. „Außerdem… du bist schön? Ich bin schön? Wir beide sind schön, also… nimm einfach ein Kleid.“

„Hm…“ grübelte Sina und nahm ein schwarzes Kleid. „Nehme ich das hier. Ich kämme mir gleich noch die Haare, dann können wir los.“ grinste Sina mit roten Wangen. Kyllia rollte nur mit ihren Augen und verschwand.

Gesagt, getan, Sina hat sich die Militärstiefel angezogen und das schwarze Kleid, ihre Haare hat sie sich nach hinten gekämmt. „Ja… ich sehe wirklich schön aus.“ nickte die Dämonenkönigin zufrieden.

Am vorigen Tag hatte Sina die Liste noch erweitert und dafür gesorgt, dass… niemand, aber auch wirklich niemand das Date stören wird. Auch wenn die Hölle dabei einfriert. Sina ging glücklich runter und griff ihrer Schwester unter den Arm. „Na dann? Wo… wollen wir hingehen?“

„Nun… ich dachte, wir gehen da zu einem Café, was ich gesehen habe.“ hob Kyllia bedeutungsvoll ihre Augenbrauen hoch. „Wo wir schön unter uns sind und wir über Lauscher nicht zu sorgen brauchen.“

„Es… ist morgens, aber ok, ich richte mich ganz nach meiner kleinen Schwester. Heute… bist nur du wichtig für mich.“ schmuste Sina sich an ihrem Zwilling an. „Oh… will auch schmusen.“ drückte Kyllia sich ebenfalls an ihre Schwester.

„Wenn… ihr beide vielleicht… gehen könntet?“ wirkte Suki etwas genervt. „Ihr verhaltet euch beide wie ein verliebtes Pärchen, dass zum ersten Date geht. Dabei seid ihr eigentlich Zwillinge…“

„Oh? Willst du alleine mit Nitir sein?“ grinste Sina frech. „Glaube, du machst dir zu viel Hoffnung, Suki ist sehr stur.“ füge Kyllia hinzu. Auf der Stirn ploppte direkt eine Zornesader bei Suki.

„Besser wir gehen, wer weiß, was Suki mit uns macht.“ zog Sina direkt ihre Schwester mit, die Suki noch zuwinkte. „Hrm…“ seufzte das Katzenmädchen und schloss die Haustür.

Die Zwillingsdämoninnen waren ein echter Hingucker für die Männerwelt, als sie Arm in Arm die Straße runtergingen. Nicht das sie unbekannt waren, doch für viele war das ein seltener Anblick, was die Schwestern gemeinsam machten.

Es verging einige Zeit, bis Kyllia das Lokal gefunden hatte. „Das ist nun wirklich versteckt. Wie hast du das gefunden?“ kam die Frage von Sina. Das Lokal war in einer Seitenstraße versteckt… tief versteckt, dabei hilft nicht mal, dass an der Außenwand ein Schild hing.

„Bei der Party meinte einer der Vampire, dass es eine Lokalität gäbe, wo man ungestört sein kann. Das Essen soll lecker sein und die Bedienung freundlich, also wollte ich die Chance nutzen. Wenn es wirklich gut ist, will ich mit Lisa nochmal kommen.“ schaute sich Kyllia um.

Eine junge Bedienung kam schon an und grüßte die Damen. „Oh, Lady Sina beehrt uns? Dann werden wir unser Bestes geben, sie glücklich zu machen. Ich nehme an, ein Tisch für zwei Personen?“

„Das ist richtig. Wenn es geht, vielleicht mit etwas… mehr Platz für unsere Flügel?“ schaute Sina ihre Schwester an, die etwas verwirrt wirkte. „Wie… konntest du uns denn unterscheiden?“

„Ahm… Lady Sina hat das Tattoo an der Wange sowie an der Stirn. Wenn sie dies nicht hätte, wären nur eure Hörner die Möglichkeit gewesen, euch zu unterscheiden.“ lächelte die junge Dame freundlich.

„Ich denke, ich habe das richtige Zimmer für euch Damen. Wenn ihr… kurz am Tresen warten könnt, werde ich es schnell herrichten. Damit die Wartezeit überbrückt wird, wird mein Vater euch einen leckeren Tee machen.“

„Nun, ich kann mich nicht beklagen Kyllia. Hier fühlt man sich wirklich aufgenommen. Es macht einen rustikalen Eindruck mit den vielen dicken braunen Hölzern, aber mir gefällt es. Es riecht wirklich angenehm.“ musste Sina loben.

„Ich danke für eurer Lob.“ machte die Bedienung einen Knicks und verschwand. In der Zeit stellten sich die Damen an den Tresen, wo ein älterer Herr in einem gutgekleideten Anzug ihnen den Tee servierte.

„Was mir auffällt, es ist sehr ruhig hier.“ begutachtet Sina weiterhin die Lokalität. „Und das ist auch gut so Lady Sina. Wenn ich mich vorstellen dürfte, mein Name ist Halvard und bin stolzer Besitzer der bescheidenen Lokalität. Es mir eine Ehre, dass sie uns beehren.“ verbeugte sich der ältere Herr.

„Inwiefern ist es denn gut? Kann man denn wirklich… in einer versteckten Seitenstraße überleben?“ war Kyllia neugierig.

„Aber ja Miss, weil zu uns nur Stammkunden kommen. Sie schätzen die Einsamkeit und wir stellen nur Fragen, wenn es um die Bedürfnisse geht. Ich… will es nicht abstreiten, aber dafür sind wir ein bisschen teurer. Doch bisher… hat sich kein Gast darüber beschwert.

Ich führe mein Lokal nun über zwanzig Jahre und kann mich nicht beklagen. Meine Idee funktioniert und darauf bin ich wirklich stolz.“ lächelt Halvard mit seinem grauen Schnurrbart.

„Meine Tochter Diana wird noch ein bisschen Zeit benötigen, denn… mein Lokal war nie darauf eingerichtet, dass wir auch mal Dämonen bedienen könnten, weswegen ich mich entschuldigen muss.“ verbeugte sich der Barbesitzer.

„Bitte, keine Umstände. Wir… sind uns selbst bewusst, dass wir vielleicht das eine oder andere Problem mitbringen können. Vampire haben halt keine Flügel oder andere dämonische Merkmale.“ beruhigte Kyllia den Mann.

Sina trank in der Zeit den Tee und wunderte sich über den kräftigen Geschmack. „Irgendwoher… kenne ich diesen Tee.“

„Es ist ein speziell zubereiteter Tee Lady Sina. Er besteht aus mehreren Teekräutern und gewissen Gewürzen. Der Tee soll eine beruhigende Wirkung haben und den Körper gleichzeitig dazu anregen, fit zu werden.“ erklärte Halvard sofort.

„Gewürze? Ob das Suki´s Geheimnis ist bei ihrem Tee? Ich komme bisher nicht dahinter, wie sie es macht und sie meinte nur, eine bestimmte Kochzeit.“ grübelte Sina laut.

„Tee ist eine eigene Welt Lady Sina. Ich könnte es ihnen erklären und ich wäre morgen noch nicht fertig mit der Erklärung. Mundet er ihnen denn? Ich kann und muss mit Kritik leben können, zumal… ich die Meinung dann von Dämonen zu hören bekomme.“ hakte Halvard nach.

„Er ist köstlich, mir kam nur das Aroma so bekannt vor.“ grinste Sina. „Ich… bin mir nicht sicher, wie die anderen Dämonen in der Stadt ihre Getränke vorziehen, aber ich bin bei Tee geblieben. Kaffee… habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht.“

„Kaffee ist ihnen auch bekannt? Wir hätten es im Sortiment, aber…“ überlegte der Barkeeper, als beide Zwillinge sofort ihre Köpfe schütteln. „Bitte keinen Kaffee!“ sagte Kyllia. „Was Sina meinte, war schon ernst. Wir mögen wirklich keinen Kaffee, denn er schmeckte widerlich bitter.“

„Hmm… darf ich sie vielleicht nachher mit einem Getränk überraschen? Sie haben mir mehr als genug gesagt, warum sie keinen Kaffee mögen. Ich vermute… er wurde direkt gebrüht, doch auch Kaffee ist eine eigene Welt.“ lächelte der Barbesitzer.

„Das… könnt ihr ruhig machen, aber… wundert euch nicht, wenn wir die Tasse wohl möglich nicht leeren.“ warnte Sina ihn. „Oder Kyllia?“ „Ganz wie du es sagst Schwester.“

„Ich werde die Warnung im Hinterkopf behalten. Ah… meine Tochter kommt.“ drehte sich Halvard um. „Danke, dass sie gewartet haben meine Damen.“ verbeugte sich Diana. „Wenn sie mir folgen würden? Ich bringen ihnen auch den Tee.“

Die Dämoninnen nickten und folgten Diana, die sie in ein Zimmer brachte, wo ein Kamin am brennen war. Ein etwas länglicher, aber dekorierter Tisch mit zwei Stühlen war vorbereitet, wo man mit Flügeln keine Probleme hatte.

„Also… Kyllia, ohne zu wissen, wie es weitergeht, aber hier kannst du wirklich mit Lisa wieder her kommen.“ war Sina begeistert. „Oh ja… vielleicht sollten wir Lara sagen, dass es hier Kaffee gibt. So wie sich benommen hat, wird sie nie wieder die Lokalität verlassen wollen.“ nickte Kyllia grinsend.

Die Damen nahmen platz und konnten sich gegenseitig in die Augen schauen, ihnen wurde der Tee gebracht mit ein paar Kekse. Anschließend legte Diana den Damen ein kleines Tablett mit einer kleinen Glocke auf den Tisch sowie eine Auswahl der Speisen.

„Wenn sie irgendetwas auf dem Herzen haben, benutzen sie einfach die Glocke und ich werde sofort kommen.“ verbeugte sich Diana. „Ah… bevor du gehst, kannst du uns beiden eine leichte Verköstigung bringen?“ fragte Sina direkt und Diana nickte, dann waren die Damen alleine.

„Puh… man muss ja aufpassen, dass man auch wieder nach Hause will.“ grinste Kyllia und trank auch ein bisschen vom Tee. „Sag… Sina, wie… war es so als Prinzessin?“

„Naja…“ musste Sina nun grübeln. „Ich hatte… meinen Privatunterricht bei Wisali und… mein „Spezialtraining“ bei Spartus. Ansonsten wurde ich über all die Zeit mehr oder weniger gefoltert. Ich musste immer giftige Nahrung und Getränke zu mir nehmen, dass… ich eine Sucht danach entwickelt habe.

Vater… habe ich nur am Anfang der Kindheit gesehen, aber… als das Training begann… nicht mehr. Erst nach… glaube 140 Jahren, sah ich ihn das erste Mal wieder. Ich… bin mir daher nicht so sicher, wie es sein sollte als Prinzessin.

Wenn ich meine alten Erinnerungen nach schaue, entspricht meine Vergangenheit nicht einer Prinzessin.“ grinste Sina am Ende schief. Diana kam mit Halvard und stellte auf den Tisch die Verköstigung… eher sah es aus, wie ein Buffet.

Die Zwillinge staunten, was man unter einer leichten Verköstigung in dieser Lokalität verstand. „Ich wünsche ihnen einen guten Appetit.“ verbeugten sich der Barbesitzer und Diana, dann verschwanden sie.

„Ernsthaft…“ meinte Sina. „Ja… ernsthaft. Na dann? Solange das Rührei noch warm ist, sollten wir es genießen.“ grinste Kyllia breit. „Also… das spezielle Training, unterschied sich das wirklich von dem normalen?“

„Ja… ich wurde an der Decke fest gekettet und dann fing es an. Man hat mich immer abwechseln mit Magie aller Elemente außer Licht beschossen. Wenn ich… kurz vor dem Sterben war, haben mich die Heiler wieder vollständig geheilt und… dann ging das wieder von vorne los…“ schaute Sina etwas betroffen auf ihr belegtes Brötchen.

Sofort legte Kyllia eine Hand auf die von ihrer Schwester. „Sina… du musst nicht darüber reden, wenn es dich so fertig macht. Ich habe immer… nur Gerüchte gehört, aber bestätigen kannst nur du es oder?“

„Es geht, danke. Irgendwie habe ich es ja überstanden, so ist es nicht. Eher… war es Spartus, worüber ich nicht reden will. Er… hat etwas getan, was ich ihm nie verzeihen werde. Da… wurde eine Grenze überschritten und ich konnte mich nur beruhigen, indem ich mir… einen Schwur gab.

Einen Schwur, dass ich dieses Training erfolgreich schaffe und sollte… ich Spartus jemals nach dem Training wiedertreffen, wird er sterben. Niemand wird mich aufhalten, nicht mal Vater.“ schaute Sina ihre Schwester ernst an.

„Wenn du… das mit einen Schwur gemacht hast, muss Spartus es wirklich übertrieben haben. Ich… weiß nicht. Uns hat er wie die anderen Dämonen behandelt. Die Gravitationsringe angebracht und dann die Attribute gestärkt, dazu die waffenlose Kunst der Dämonen.

Bei uns wurde… eigentlich nichts gemacht wie du es mit deiner Folter erwähnt hast. Kein Gift oder… was auch immer du erdulden musstest. Ganz normale Dämonen… doch dafür haben wir alle die Verachtung zu spüren bekommen.“ schaute Kyllia etwas traurig.

„Magst… du mir vielleicht ein bisschen von den Schwestern erzählen? Ich… kenne nur Sharlia glaube ich. Die… die scheinbar auf Schmerzen steht.“ hob Sina eine Augenbraue hoch und Kyllia musste leise kichern.

„Ja… Sharlia… Sie ist unter uns Schwester tatsächlich ein bisschen… speziell. Meiner Meinung nach, denke ich, hat jeder jemand anderes im Kopf wer spezieller ist. Tja… unsere Schwestern, wie… soll ich dir sie alle am besten erklären?

Du bist von uns allen die älteste, danach komme ich an die Reihe. Ist so, denke du wirst es selber verstehen.“

„War ich wirklich die Erstgeborene unter uns? Meine… ich habe meine Geburt erlebt, weißt du? Ich… war in einem eigenartigen Kokon gewesen, bevor mich die widerlichen Hände von Calligus getragen haben. Dabei meinte er, dass ich die Erste… erfolgreiche wäre bei dem Experiment.“

„Das… habe ich immer so gedacht. Wow… schon seit der Geburt konntest du denken? Dann musstest da schon sehr klug gewesen sein, ein Genie halt, wie du es immer so gerne tust.“ grinste Kyllia kurz keck, wurde dann aber wieder ernst.

„Ich weiß es nicht Sina. Wen sollen wir denn fragen? Vater hasst uns, das ging dann auf die anderen Dämonen über und wir durften dann mit der täglichen Dosis der Verachtung leben. Calligus haben wir mal versucht zu fragen, aber er… hat irgendeinen Mist vor sich hin gebrabbelt, den nicht mal Aezeli verstanden hat.

Meine… Behauptung ist einfach, dass… wir bestimmt mehr Geschwister hatten, aber… nicht das Glück hatten, die Behandlung von Calligus zu überleben. Du hast ja gesagt, wir wären 15 Schwestern, während ich… wir immer geglaubt habe, dass wir 14 seien. Abzüglich… Mutter?“

„Blockt Vater ab, irgendetwas mitzuteilen. Er erwähnte, dass mehrere ihr Leben geben mussten für das Experiment, daher… bin ich leider auch keine gute Informationsquelle.“ berichtet Sina.

„Mehrere… Mütter?“ wirkte Kyllia verwundert. „Kann nicht sein… weil wir alle die gleiche Haarfarbe haben, die… Gesichtsstruktur unseres „hochgelobten“ Vaters sowie die erm… Standartausrüstung einer Sukkubus besitzen.“ schaute Kyllia ernst, dann musste sie mit Sina lachen.

„Scherz beiseite, aber… ich glaube nicht, dass wir mehrere Mütter haben. Eher glaube ich wirklich, dass wir nur eine haben und wirklich bei diesem scheußlichen Experiment gestorben ist. Aus einem Kokon wurden wir alle geboren? Das ist wirklich die Handschrift von Calligus.

Die Sache ist die… Wenn wir… unterschiedliche Mütter „hätten“… dann hätten wir alle unterschiedliche Haarfarben, eines der deutlichen Merkmale bei uns Sukkuben. Eigentlich neigt bei uns die Haarfarbe generell nach der Mutter, nicht nach dem Vater.

Wenn… ALLE die gleiche haben, kannst du davon ausgehen, dass Vater… in diesem Moment schon gelogen hat. Experiment hin oder her, aber… Calligus ist kein Gott, der alles bewerkstelligen kann.“

„Darüber bin ich auch froh…“