Ich bin wiedergeboren und verletzter Stolz?

Die Übertragung zu Layla wurde beendet und Sina wollte gehen, als sie auf dem Boden immer noch Ruri liegen sah. Die Dämonenkönigin seufzte und ging zu ihr, dabei legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. „Ruri? Denke, wir sollten uns mal kurz aussprechen.“

Ruri blickte hoch und man sah nasse Augen. Etwas später saßen beide Dämonen auf dem Sessel, während Lysa geduldig mit ihrem Schläger wartet.

„Ruri, vielleicht… bin ich nicht ganz fair zu dir und was ich dir angetan habe ist auch nicht richtig. Deswegen… entschuldige ich mich hier und offiziell bei dir, dass meine Aktion dich zu einem Chaosdämon gemacht hat.

Mein Plan war niemals gewesen, dich zu einer neuen Rasse zu ändern. Wir wissen beide, was damals in der Villa passiert ist und das dein Vater gegen meine Familie und Freunde die Hände ausgestreckt hatte.

Es… tut mir leid, dass ich dich verletzt und auch von deinem Blut getrunken habe, aber… ich musste es machen, damit ich deinen Vater unter Kontrolle bekam. Sein Leben… das wollte ich zerstören, aber nicht das von deinem Bruders oder von dir.

Vielleicht ist es… „Karma“, dass meine Aktion sich rächt und ich akzeptiere es. Seit du gekommen bist… ich glaube, dass ich sehr unfair dir gegenüber war und dich bisher nicht richtig kennengelernt habe.

Vermutlich… liegt es an mir, dass ich irgendwie… Abstand von dir haben wollte, nicht missverstehen. Irgendwann… werde ich dich vielleicht als Tochter akzeptieren oder einfach nur als mein Gefolge, die Zukunft ist ungewiss.

Warum… ich dich trainieren lasse ist folgendes… Du bist ein Dämon, egal ob normaler oder spezieller. Das große Problem ist deine Stärke, die du überhaupt nicht kontrollieren kannst mit deinem… naja… eher kindischem Verhalten. Zusätzlich bin ich auch sehr besorgt, was du so allgemein über Dämonen gedacht hast.

Jeder… der dich sieht mit deinem Knochenschwanz sowie die Augen in deinen Flügeln wird sich schnell denken können, was es damit auf sich hat. Das würde mir irgendwann… Ärger bedeuten, deswegen will ich dich so früh wie möglich… präsentabel machen.

Präsentabel, dass du alle eine Körperteile als Chaosdämon einsetzen kannst… Flügel zum Fliegen und dein kleiner Knochenschwanz im Kampf, denn… alle Dämonen werden von Kindesalter an zum Kämpfen trainiert. Du wurdest aber direkt von mir so gemacht, weswegen du einen leichten Nachteil hast.

Mit dem Training, was du mit Lysa absolvieren wirst, erhoffe ich, dass du dir eine… gewisse Ruhe aneignest, damit du selber feststellst, dass deine Stärke auch gleichzeitig Verantwortung bedeutet. Ich… will dich nicht in meine Kämpfe reinziehen, aber ich muss mich selber vergewissern, dass du dich selber unter Kontrolle hast.

Deine Vorstellung als Dämon, was du heute Morgen geschildert hast, dass… kann ich nicht abstreiten, aber du bist nicht irgendein Dämon, sondern mein Dämon. Bei mir laufen die Dinge ganz anders.

Ich… kann dich nur bitten, dass Training mit Lysa zu ertragen. Du brauchst auch nicht mein Training mit der Kontrolle der Flügel nachzugehen, damit du dich auf eine Sache konzentrieren kannst.

Wie gesagt… es tut mir leid, was ich alles in kürzester Zeit von dir verlange. Vielleicht hast du dir vieles anders vorgestellt.“ legte Sina bei ihrer Rede eine Hand auf Ruri.

Sie hat sich alles angehört und schaute mit ihren gelben Augen Sina ernst an. „Mein… Vater hätte mich so oder so mit irgendeinem Händlersohn oder Adeligen verheiratet. So… sehr er mich und meinen kleinen Bruder geliebt hat, sind… die Töchter solcher mächtigen Personen immer… ein Pfand für mehr.

Mir tut… wenn überhaupt nur mein kleiner Bruder leid. Doch… würde es mich nicht wundern, wenn mein Vater ihn nun so formen wird, wie er selber einst war. Ich… weiß nicht, wie ich dich… betrachten soll Mama, nur…

Vielleicht… war ich etwas… überdreht und habe mit Aktionen bei dir etwas ausgelöst, doch… Ich will… nicht wieder getrennt werden von dir… Keine Ahnung… ob ich nach Liebe suche, die ich einst bei meiner verstorbenen Mutter vermisst habe.

Ich… werde mein Bestes geben, dich nicht zu enttäuschen, nur… hätte… ich nichts dagegen, wenn Herrin Lysa… nicht alles mit Gewalt beantworten würde…“

Nun schaute Sina Ruri an, dann drehte sie sich zu Lysa. Diese wiederum hob nur eine Augenbraue hoch und schien auf was zu warten. „Vielleicht… etwas weniger Gewalt, zumindest nicht am Gesicht, denn Ruri hat eigentlich ein schönes Gesicht.“

„Wie ihr wünscht Lady Sina.“ nickte Lysa und ein Mundwinkel hob sie in die Höhe, was Sina misstrauisch machte. „Keine Sorge, es sind keine bleibenden Schäden oder ähnliches, ich weiß genau, was ich tue.“

„Ok? Dann… danke ich dir zumindest Ruri, dass du dir ein bisschen meine Worte angehört hast. Ob du es mir verzeihst… werde ich dann höchsten von dir selber hören. Nun denn… lasse ich euch beide wieder alleine.“ stand Sina auf und klopfte sachte auf die Schulter von Ruri.

Als die Haustür zufiel, schaute Ruri direkt wieder ihre Lehrmeisterin an, die sie anlächelte. „Keine Sorge, keine Schläge am Gesicht. Dafür… hat der Körper genug stellen, wo es trotzdem wehtun kann. Also? Hopp hopp und ein neues Glas mit Wasser auf den Kopf.“ „Gulp…“

„Arr… vielleicht sollte ich direkt mal eine Kontrolle bei allen machen…“ dachte Sina sich und ging direkt zum nächsten Haus. Aus der Ferne sah sie James vor der Tür seine Pfeife paffen und ignorierte ihn.

Sina hämmert und hämmert an der Haustür, wo sie schon am überlegen war, die Tür einzutreten, als Nisha sie in einem Bademantel öffnete. „Was ist los?!“

„Kontrollgang. Ich wollte mich mal erkundigen, wie so der Stand der Dinge bei euch ist. Ist ja etwas… ruhiger geworden.“ lächelte Sina die Vampirin an.

„Erm… muss… das jetzt sein?“ fragte Nisha etwas verschwitzt und das machte Sina misstrauisch. „Ja jetzt. Würdest du mich reinlassen… bitte?“ betonte die Dämonin das letzte Wort sehr deutlich.

„Erm…“ wurde Nisha nun panisch. Sina riss der Geduldsfaden und drückte die Tür mit ihren Kräften auf. Der Vampirin sah man es an, dass sie es verhindern wollte, aber keine Chance. Kaum war Sina im Flur, da fing das Chaos schon an.

„Was… zum…“ staunte Sina, dass sie überall… Kleider, Klamotten, Waffen, Müll und ähnliches liegen sah. „Nisha?!“

„Erm… wie… soll ich das… erklären?“ drückte die Vampirin nun die Tür zu, als Abby auch in einem Bademantel kam. „Oh… erm… Hallo Lady Sina?“

„Als ich das letzte mal hier war, war… das alles…“ ging Sina direkt ins Wohnzimmer und das Chaos hörte nicht auf. „Ernsthaft. Feiert ihr jeden Tag mit Gair oder was?!“ Sofort ging Sina in die Küche und es war ein Saustall vom feinsten.

„Leute… damit habt ihr euch übertroffen. Ich dachte immer Ronald wäre ein Messi mit seiner Taktik, aber ihr… Wie kann man in dieser Unordnung leben?! Wo ist das Zimmer von Gair?“ verlangte Sina mit einer Zornesader auf der Stirn zu wissen.

Nisha und Abby schauten sich leicht verzweifelt in die Augen. „Erm… hinter euch rechte Tür…“ gab Abby die Verteidigung auf. Ohne auf weiteres abzuwarten ging Sina der Erklärung nach und öffnet die Tür.

„Huch?!“ musste Sina mehrmals blinzeln. Wenn das Haus ein Saustall war, herrschte hier eine Ordnung, die komplett fehl am Platz ist. Das einzige, was etwas… übertrieben auf Sina wirkte ist, dass Gair aus irgendwelchen Grünen mehrere große Spiegel aufgehangen hatte.

„Ok. Wo sind eure Zimmer?!“ schloss Sina die Tür, nun sah man die Panik in den Augen der beiden Vampire. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Sina nun jede Tür durch. Ein Chaos nach dem anderen.

„Bitte! Nicht die letzte Tür!“ flehte nun Abby und Nisha nickte. Doch das war für Sina nur eine Aufforderung, direkt nachzuschauen. Sie öffnet die letzte Tür und… „Was…?“ staunte Sina nun wirklich nicht schlecht.

Überall lag Unterwäsche und scheinbar haben die Frauen sich ein Himmelsbett gegönnt, nur… hingen an der Decke einige Ketten. „Verstehe… nun… jedem seine.“ kommentierte Sina nur, während Nisha und Abby eher vor Scham sterben wollen.

„Ok. Scheinbar braucht ihr auch eine mütterliche Erziehung. Warum auch nicht, habe ja sonst keine Sorgen.“ knallte Sina die Tür zu. „Ich weiß das ich faul bin, aber selbst ich würde nicht mal so ein Chaos hinterlassen. Da würde Suki vermutlich ihre Peitsche nach mir schwingen.

Gair… hat mit dem ganzen Chaos bestimmt nichts zu tun, bevor ihr beiden mit irgendwelchen Aussagen gleich kommt. Ein bisschen zu selbstverliebt, sonst wüsste ich nicht, was man mit den ganzen Spiegeln da machen soll.

Mädchen… ihr seid Auftragskiller. Nicht irgendwelche sondern von einem Vampirclan, die sich darauf spezialisiert haben. Habt… ihr nicht irgend ein Schamgefühl bei dem Chaos?“

„Doch… gerade… schon.“ murmelt Abby mit einem roten Kopf und hielt eine Hand von Nisha. „Scheinbar… ging es so gut, dass wir… alles ausgeblendet haben. Es… ist zwar tödlich zu sagen, aber ihr seid daran schuld.“

„Genau. Die großzügige Belohnung und dass wir Spender hier in der Stadt finden ohne… es mit Gewalt zu nehmen… Für uns ist das ein Paradies.“

„Aha. Natürlich ist es meine Schuld. Wirklich, das akzeptiere ich.“ lächelte Sina wieder ihr berühmtes Lächeln, was Konsequenzen hatte. „Und weil es meine Schuld ist, werde ich sofort Gegenmaßnahmen einleiten.

Ihr beide habt bis morgen Mittag Zeit… ALLES hier aufzuräumen. Ohne WENN und ABER! Entweder ich werde kommen oder ich schicke euch meine Tochter Suki mit einem Papierschläger vorbei… Ich überlasse es eurer Fantasie, was wir mit euch beiden machen.“ klatschte Sina ganz bewusst ihre Hände in einem Rhythmus.

„Oh Shit…“ murmelt Abby und schaut verängstigt Nisha an. „Besser… wir fangen gleich an, wenn Lady Sina geht.“ „Ja… besser ist es.“

„Schön dass ihr es akzeptiert ohne zu murren. Nun komme ich mit meinem eigentlichem Anliegen. Wie weit ist Gair mit seinen Aufgaben?“ wurde Sina ernst.

„Erm… also… an dem Tag, wo ihr ihm mehr oder weniger mit der „Armbrust“ bearbeitet habt, hat er alles getan, damit er die beiden Abenteurerinnen findet. Zu seinem Glück fand er sie und hat sich auf den Knien bei ihnen entschuldigt. Naja… beide haben ihre Getränke auf seinem Kopf gekippt und sind gegangen.“ fing Nisha an.

„War natürlich sehr lustig gewesen, aber er hat… sich an eure Anweisung gehalten. Danach… hat er sich gewaschen und direkt Sarless aufgesucht. Er hatte sich wirklich herausgeputzt, dass musste man ihm lassen.

Keine Ahnung woher der Kerl es wusste, aber wenn es um Frauen geht hat er eine sehr gute Nase. Jedenfalls sind wir in dieser Kaserne gewesen, wo Sarless… sehr anschaulich die Stadtwächter bearbeitet.“ führte Abby weiter.

„Ich wusste nicht, dass man Viecher auf diese Art und Weise trainieren kann. Dachte immer, die Stadtwachen wären ein faules Pack oder ähnliches. Doch das sie Kletterübungen, von der Decke aus Übungen machen oder einfach nur Ringen, Sarless… hat alles ziemlich im Griff…“ grinste Nisha schief.

„Eh… was macht Sarless mit ihnen?!“ dachte Sina in dem Moment und schob das Problem auf später.

„Nun kamen wir… oder eher Gair in die Kaserne. Sarless drehte sich um und… war nun erstaunt gewesen, Idiotengair zu sehen. Dann machte sie das, was jede Frau macht. Sie drehte sich wieder um und ignorierte Gair. Behandelt ihn wie Luft, was ich aus meiner Sicht für richtig erhalte.“ nickte Abby für sich.

„Nachdem er mehrmals auf sie eingeredet hatte, hinter ihrem Rücken gekniet hat und was weiß der Geier… Hat er sich getraut, eine Hand auf ihre Schulter zu legen. Puh… Sarless musste vermutlich schon am Kochen gewesen sein, denn sie drehte sich blitzschnell um und schlug Gair ins Gesicht, dass er durch die Mauer der Kaserne raus geflogen ist.“ kichert Nisha leicht sadistisch.

„Aha… und wo ist Gair nun?“ fragte Sina. „Vermutlich einen neuen Versuch starten, sich bei Sarless ein zu schleimen. Bisher hat er keinen nennenswerten Erfolg oder ähnliches. Wir haben schon eine Wette gestartet, ob Gair nicht wohl möglich von Sarless getötet wird. Dürfte auf Dauer sehr nervig sein, jemand wie ihn um sich zu haben.“ beantwortet Nisha die Frage.

„Sarless ist eine stolze Dämonin und auch gleichzeitig eine Frau. Natürlich ist ihr Stolz in beidem sehr verletzt worden, was glaubst ihr denn, welch eine Wut in ihrem Bauch herrscht?“ hob Sina eine Augenbraue hoch.

„Ok, ich habe mehr als genug gehört. Erinnert Gair weiterhin an seine Aufgabe und… selbstverständlich eure Aufgabe. Wenn eure Mütter euer Chaos hier sehen, sie würden euch vermutlich übers Knie legen.“ nickte Sina den Vampirinnen zu, die wieder rote Köpfe bekommen.

„Wir… werden aufräumen…“

„BITTE! NUR EINE MINUTE!“ flehte Sherry Eleanor an, die auf dem Tisch stand und ihre Arme über sich wedelt wie eine Siegerin.

„Nööööö!“