Ich bin wiedergeboren und musikalischer Tag?

Am nächsten Morgen wurde Sina wach und stellte fest, dass sie alleine im Bett war. Der Handspiegel vom Vortag lag immer noch an ihrer Seite und sie nahm ihn, um nochmal ihre Augen zu sehen.

„Warum… ist das alles passiert?!“ und Sina warf den Spiegel gegen die Wand, der sofort zu Bruch ging. Sie richtete sich wieder vom Bett auf und versuchte ihre Flügel zu inspizieren, aber es fiel ihr sehr schwer, zumal sie keine Kontrolle über ihre Flügel hatte.

Die Heldin konnte aber die Flügel berühren und spürte es sogar, wie ihre Finger darüber wandern, dann kneift Sina sich vorsichtig einmal leicht in das Flügelmembran und es tat ihr weh. Auf einmal klopfte es an der Tür und wird von Suki geöffnet, die ein Tablett in der Hand hielt.

„Einen schönen guten Morgen Herrin. Ich habe… mitbekommen das ihr wach seid und bringe euch das Frühstück.“ grüßte Suki.

„ … Morgen…“ murmelt Sina nur und Suki stellte das Frühstück auf den Tisch, denn sie fürchtet, das Sina nicht unbedingt in guter Stimmung war.

„Wenn ihr was braucht, ruft einfach. Ich werde in Hörweite sein.“ verbeugte Suki sich und verließ das Zimmer. Sina seufzte und versuchte aufzustehen, aber hatte direkt Gleichgewichtsprobleme mit den Flügeln. „Es… wird immer schlimmer…“ fluchte Sina und lehnte sich an die Wand.

Ihre Flügelspitzen werden auf dem Boden hinter hergezogen und Sina fand das Gefühl sehr unangenehm, aber sie schaffte es nicht, ihre Flügel hochzubekommen. „Super… nun muss ich lernen, wie ich die Flügel kontrolliert bekomme…“ war Sina nun sehr genervt.

Irgendwie schaffte sie es zu dem Stuhl vor dem Tisch mit dem Essen zu gelangen aber… „Wie setzte ich mich nun?!“ verlor Sina langsam die Geduld mit den Flügeln. Sie drehte den Stuhl so um, dass die Rückenlehne an der Seite war und setzte sich darauf, anschließend gab sie einen schweren Seufzer von sich.

„Ich würde sie mir abschneiden, aber da wird meine Fähigkeit „Regeneration“ mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mir einen Strich durch die Rechnung machen…“ murmelt Sina und nahm das Frühstück.

Dann fiel Sina ein, dass ihr gegenüber ein großer Spiegel war und schaute rein. Ihre Flügel waren groß, größer als sie es von den anderen Dämonen kennt, vor allem hatte keiner so ein rotes Flügelmembran wie sie es hatte.

Sie spürte, dass sie nicht mehr alleine im Raum war und Mel erschien neben Sina. „Herrin… ich muss euch was berichten.“ „Dann… leg los.“ sagte Sina, die Schlimmes ahnte.

„Mit eurer letzten Aussage von gestern, haben alle Gäste über eurer Geheimnis diskutiert.“ fing Mel an, wurde aber Sina unterbrochen.

„Warte, welche Aussage?!“ reagierte Sina etwas panisch. Sie kann sich nur daran erinnern, dass sie ihre Flügel gesehen hat und wieder in Ohnmacht gefallen ist.

„Wieso habe ich doch nun Flügel?“ war eure Aussage. Eure Freunde hatten ein paar… Theorien gehabt bezüglich eurer Flügel, aber dies haben sie alles über den Haufen geworden, nachdem sie euch so gehört haben. Denn damit habt darauf hingewiesen, dass ihr… wisst, warum ihr die Flügel habt.“ berichtet Mel und Sina fiel mit ihrem Kopf auf den Tisch, das man nicht überhören konnte.

„Nein… das… darf doch nicht wahr sein…“ erkannte Sina das Problem.

„Leider doch. Scheinbar haben die Vampire, gegen den eure Freunde gekämpft haben, ihnen viele Hinweise zugesteckt und letztendlich war es Acula persönlich gewesen, der den wichtigsten Hinweis gegeben hat.“

„Dann… kennen sie mein Geheimnis?!“

„ … Mit der Diskussion von gestern und allen Information, die sie über euch kannten und ihr ihnen früher immer gegeben habt… muss ich das annehmen. Letztendlich wollen sie es von euch persönlich erfahren.“

„Dann… habe ich versagt.“ war Sina am Boden zerstört. Sie überlegte fieberhaft, wie sie aus der Affäre einen Vorteil ziehen kann. Aber egal wie sie es dreht und wendet, dafür müsste sie alle Personen töten, die das Geheimnis kennen und das wird sie nicht machen! Sie haben Sina das Leben gerettet und… die unterschiedlichen Gefahren und Reisen haben auch ein Band der Freundschaft geknüpft.

„Ihr müsst damit rechnen, dass sie mit euch sprechen wollen und werden euch… nicht gehen lassen, bis ihr ihnen euer Geheimnis preisgegeben habt.“ berichtet Mel unbarmherzig weiter.

„ … Danke das du mich darüber informiert hast.“ musste Sina Mel letztendlich doch loben, denn ohne dieses Wissen… wüsste sie nicht, wie das Gespräch begonnen hätte.

„Das ich mein Eid an euch… aber auch die Freundschaft. Dank euch… sind meine Augen geöffnet worden und ich kann nicht zulassen, dass man euch was antut.“ nickte Mel.

„Wo… ist Sherry eigentlich?“ traute Sina sich fast nicht zu fragen.

„In ihrem Zimmer und schneidert euch passende Sachen, denn mit den Flügeln benötigt ihr komplett andere Kleidung.“

„Huch? Sie… hat keinen Abstand von mir genommen?“ wundert sich Sina.

„Nein, sie war es letztendlich, die den anderen an den Kopf geworfen hat, was sie denn letztendlich gegen euch tun sollen, selbst wenn ihr ein Dämon seid und hat die Nacht bei euch geschlafen.“

„ … Treu bis zum Ende hm? Dann nehme ich an, dass ich dank ihr diesen Schlafrock trage?“

„Mit Hilfe Mariels und mir haben wir es euch angezogen. Es ist nicht so… das die Gäste gegen euch sind…“ und Mel berichtet Sina, was sie am Vortag erfahren hat. Sina zeigte keine Regung im Gesicht und hörte es sich in Ruhe an bis…

„Oh… beim dunklen Gott… dann habe ich sie alle angegriffen, weil ich dachte sie wären Spartus?! Wie kann ich ihnen dann noch in die Augen schauen?“ nagte nun ein sehr schlechtes Gewissen an Sina.

„Bedenkt, dass ihr einen Fiebertraum hattet… Wonach seid ihr eigentlich süchtig gewesen? Laut ihrem Bericht hättet ihr Unmengen an grüner Flüssigkeit übergeben.“ fragte Mel.

„Gift… hauptsächlich Gift musste ich nehmen, aber dank diesem…. GNNRRGH… Vampir Justus bekam ich eine Giftimmunität und das wäre schon eigentlich mein Todesurteil gewesen. Ich hatte keine Bedenken gehabt, mich zu töten, damit auch Acula stirbt…“ und musste aber feststellen… das sie nun „Clean“ war und somit kein Suchtproblem mehr hatte… „Eher kommt mein Vater vorbei und bietet mir die Freundschaft an, ich werde vermutlich immer noch nach Gift gieren.“ dachte Sina sarkastisch.

„Letztendlich haben eure Freunde alles daran gesetzt, dass ihr hierher kommt, trotz der vielen Problemen, die sie mit euren Flügeln hatten.“ beendet Mel ihren Bericht und Sina wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Klar, Sherry hat da etwas angedeutet, aber nun verstand Sina es besser.

„Herrin… was habt ihr nun vor?“ fragte Mel nun vorsichtig, aber Sina schüttelt nur den Kopf. „Ehrlich? Ich habe wirklich keine Ahnung. Nun bin ich wirklich… überfordert mit der Situation…“

„Vielleicht kann ich euch ein bisschen aufmuntern. Vor ein paar Tagen haben ein paar Schreiner ein… Klavier gebracht. Wir haben es in euer Musikzimmer gestellt, aber ich kann es euch hochbringen.“ grinste Mel unsicher.

„Huch? Ja… warum nicht…“ nahm Sina das Angebot niedergeschlagen an und Mel verschwand. Auf einmal klopfte es wieder an der Tür und Neia öffnete sie, dahinter stand Louis.

„Können… wir reinkommen?“ fragte die Magierin und Sina nickte nur. Beide Abenteurer kamen rein und schlossen die Tür.

„Wie… geht es dir?“ fragte nun Louis nach ihrem Zustand. „Beschissen wäre das nächste Wort, was mir einfällt…“ bekam er als Antwort zu hören.

„Ich nehme an… das Mel dir alles berichtet hat.“ sagte Neia und sah es in den Augen von Sina, dass sie Bescheid wusste. Sina drehte den Kopf zur Seite, als würde sie sich schämen. „Ja… sie hat mich… auf den neuesten Stand der Dinge gebracht…“

„Dann… weißt du auch, dass wir miteinander reden müssen.“ wirkte Louis ebenso niedergeschlagen und konnte Sina ebenso nicht in die Augen schauen.

„ … Vermutlich schon…“ murmelt Sina. „Es ist für uns alle nicht einfach, aber wir würden wirklich von dir die Wahrheit wissen, das Recht solltest du uns doch zugestehen oder? Nach allen … Gefahren die wir zusammen erlebt haben?“ setzte Neia Sina ein bisschen unter Druck, diese seufzte aber nur.

„Vermutlich… hast du recht. Können wir… das heute Abend dann besprechen? Ich… hoffe das ich mein Flügelproblem bis dahin kontrolliert bekomme…“ schaute Sina ihnen immer noch nicht in die Augen. Neia und Louis schauten sich an und nickten sich zu.

„Kein Problem, lass dir ruhig Zeit.“ versuchte Louis Sina… zu beruhigen. „Gibt es… eine Möglichkeit auch ohne eine Fähigkeit den Status einer Person zu sehen?“ fragte Sina auf einmal.

„Erm… glaube in der Gilde gibt es spezielle Brillen, warum?“ wundert sich Neia. „Bringt so viele mit wie es geht… dass… könnte meiner Erklärung vielleicht ein bisschen helfen…“ erklärte Sina.

„Das können wir schon organisieren… Wir lassen dich dann wieder alleine.“ verabschieden sie Neia und Louis. Sina legte wieder ihren Kopf auf den Tisch, als wieder die Tür aufging und Mel das Klavier in das Zimmer schweben lässt.

„Hier ist das Klavier!“ rief Mel freudig und schloss die Tür mit ihren Geisterkräften. Sina war… erstaunt, wie schön das Klavier geworden ist. Überall waren unterschiedliche Muster eingraviert. Der Geist stellte das Klavier an die Wand und ließ Sina mit dem Stuhl zum Klavier schweben.

„Hmm, daran könnte ich mich schon gewöhnen.“ dachte Sina. Die Heldin wurde vorsichtig vor dem Klavier abgestellt und Sina streichelt mit ihrer Hand über das Holz.

Dann klappte sie die Verrieglung auf und sah alle Klaviertasten. Sie betätigte eine Taste und hörte sich den Klang an. „Das… ist perfekt!“ lobte Sina die Schreiner.

„Und was werdet ihr spielen?“ fragte Mel neugierig und Sina musste nun über den Geist schmunzeln. Am Anfang gegeneinander gekämpft und gegen den ihren Willen zum Diener gezwungen, sitzen sie gemeinsam im Zimmer und wollen nur der Musik lauschen.

Sina atmet tief ein und aus, legte dann ihre Hände auf die Tasten und fing… „My Heart will go on“ zu spielen. Erst war Sina sich unsicher gewesen, ob es funktionierte, aber dank des Systems auf der Welt konnte sie es ohne Probleme spielen. Dann spielte Sina „Amélie“.

Mel lauschte der Musik und öffnete leicht die Zimmertür, ohne das Sina es sieht. Jeder Gast in der Villa… hatte seine eigenen Gedanken bis alle auf einmal die Musik, die Sina spielte, hörten.

Louis stand im Flur und hatte sich über die Aktion von Mel gewundert, bis die Musik ihn ergriff. Er lehnte sich an die Wand und ließ sich herunterrutschen, bis er saß, dann lauschte er der Musik. Der Schwertheilige wusste, das Sina Musik spielte mit Mel und den Vampiren und hat selten mitbekommen, was sie in ihrem Zimmer veranstalten, aber nun?

Er schämte sich, dass er Sina nicht wirklich in die Augen schauen konnte, zusätzlich belasten ihn noch weiterhin die Schuldgefühle, aber die Musik… die er zu hören bekam, war voller Traurigkeit, dass es ihm schwerfiel, die Tränen zurückzuhalten.

Suki war in der Küche und bereitete den Lieblingstee für Sina. Sie hat der Herrin unterschiedliche Teesorten gekocht und ihr Gesicht dabei beobachtet, ob er schmeckte oder nicht und bei einem schien es Sina wohl am besten zu schmecken.

Ohne das Sina es wusste, hat Suki dann immer zu… „schlechten“ Zeiten immer ein und den selben Tee serviert und danach ging es Sina öfters besser, bis Suki die Musik hörte und anfing zu tränen. „Herrin… bitte verlassen sie uns nicht…“ murmelt Suki, die auf einmal böses ahnte.

Nun spielte Sina das traurige Lied „Isolation“. Wenn Mel weinen könnte, hätte sie es getan.

Erilag und Thomddir waren in ihrem Zimmer und stoßen gemeinsam über den Tod von Dragos an sowie über den Heldenmut von Dezeal, als sie die Musik hörten. Sofort wurden sie davon ergriffen und es war Thomddir, der ungehemmt seinen Tränen freien Lauf ließ. Erilag wollte ihn trösten, aber… er saß nur da und hatte auf einmal seine eigenen traurigen Gedanken.

Melaine saß im Zimmer von Neia und kuschelt mit ihrem Wolf, als sie die Musik hörte und sofort weinen musste, denn sie sah nun ihren anderen Wolf vor Augen. Ihr Wolf merkte sofort den Stimmungswechsel und versuchte Melaine zu beruhigen.

Das nächste Lied war „It´s hard to say goodbye“. Sina kennt all diese Lieder aus ihrer alten Welt und spielte sie direkt auf ihrem Klavier.

Sherry war bei ihrer Arbeit sehr unkonzentriert und mit der Situation überfordert, dabei wollte sie doch nur die Hemden ändern, damit Sina sie anziehen konnte… Bis die Musik bei ihr ankam. Sie lauschte und wusste sofort, dass es Sina war, die da spielte. Ohne es zu merken, liefen ihr die Tränen und… bekam das dumme Gefühl, als wäre es ein Abschiedslied. Mit neuer Motivation konzentrierte sich Sherry auf ihre Arbeit.

Falko und Christopher saßen unten auf der Treppe und ließen die Musik auf sich einwirken. Unbewusst waren sie in der Nähe des Zimmers von Sina gewesen, weil sie nichts zu tun hatten und lauschten der Musik. Sie waren nicht so nah am Wasser gebaut, aber die Musik… brachte sie dazu, nachzudenken.

Neia hatte sich in die Gilde teleportiert, um den anderen Bescheid zu geben, dass es ein Gespräch am Abend gibt und versucht so viele Identifikation-Brillen zu organisieren wie möglich. Leider verpassen die Magierin, die Zwillingsvampire, aber auch Kunz, Mariel, Onesta und Castien sowie Prashi und Ma Shi die Musik von Sina.

Sina hörte auf zu spielen und drehte sich zu Mel um. Ohne zu wissen wieso, wusste Sina, dass Mel versuchte zu weinen. „Herrin… warum sind diese Lieder so traurig?“

„Weil ich mich so fühle. Mit Musik kann man seine Gefühle vermitteln.“