Ich bin wiedergeboren und erfahre mehr von Sherry?

Am nächsten Tag fuhren Sherry und Sina mit der Kutsche zur Grenze nach Osnain. Dank der modernsten Kutsche sowie trainierten Pferden und erfahrenem Kutscher brauchen sie nur zwei Tage zu reisen. Der Kutscher hatte Proviant und weiteres organisiert sowie weiß er, welches Dorf am nächsten für eine Übernachtung liegt.

Suki und Sina haben einen neuen Trainingsplan für die Damen aufgebaut, zumal die Vampire ihre neuen Kräfte kontrollieren müssen. Die Gildemeister waren sichtlich erfreut, dass Sina den Auftrag angenommen hat und direkt nach Osnain reist. Sina bekam alle nötigen Papiere für die Grenze.

„Magst du mir nochmal erklären, warum ich dabei sein soll?“ fragt Sherry, die das erste mal in ihrem Leben in einer Kutsche fährt.

„Damit du mir Gesellschaft leistest? Meine letzte Gruppe bestand nur aus Kindern und musste mich mehrmals im Kreis drehen, damit alles in Ordnung ist.“ antwortet Sina darauf hin. „Außerdem, du bist nun offiziell A-Rang, dass macht einen glaubwürdigeren Eindruck, dass wir es Ernst meinen.“

„Ah… verstehe.“

„Wie sind deine Fortschritte so allgemein? Ich habe gehört, dass du einige neue Zaubertricks auf Lager hast?“

„Richtig und das tolle ist sogar, ich habe in den Büchern einen Notizzettel gefunden, wie man die Zauber mit einfachen Gesten beschwören kann wie der Lichkönig. Aber um die langen Zauber mit einem einfachen Wort zu aktivieren bedarf es viel Übung.“

„Und… meine Bitte mit den Monstern ausweiden?“

„Auch dort mache ich Fortschritte. Brandrulim meinte, dass der Rest nur eine Übungssache sei und ich das nötige Werkzeug brauche.“

„Also Fleischermesser, Gerbermesser und so weiter?“

„Richtig. Er selbst hat leider kein Set auf Lager gehabt.“

„Vielleicht finden wir ja was in der Hauptstadt.“

„Sei ehrlich, was glaubst du, was uns erwarten wird?“

„Keine Ahnung, ehrlich. Ich bin vor kurzem in einen Mordkomplott rein gerutscht und habe mich mit der königlichen Elite-Armee angelegt. Soweit ich mitbekommen habe arbeitet die Kaiserliche Armee an neuen Waffen. Hoffe, ich muss sie nicht erleben.“

„Aber legst du es nicht drauf an, wenn ich dabei bin?“

„Eigentlich nicht, nein, für mich ist das irgendwie Standard geworden. Es kommt wie es kommt. Außerdem habe ich deine Gesellschaft schon ein bisschen vermisst.“

„Eh, ich werde ja noch rot, wenn du das so sagst… Sag, woher wusstest du, das Justus eine lebendige Waffe hat? Ich dachte, das sind legendäre Waffen?“

„ … Ich kann dich in mein Wissen einweihen, aber dazu musst du mir versprechen, es niemandem zu sagen.“

„Ehrenwort!“

Sina holt Blutklinge aus ihrem Inventar und zeigt sie Sherry. „Halt einfach deine Hand in die Nähe des Griffes und sag, was passiert.“ Sherry schluckte und hielt die Hand darüber, bis sie auf einmal Schmerzen bekam und ihre Hand vor Schreck zurückzieht.

„Aber… was war das?!“

„Meine Blutklinge ist ebenso eine lebendige Waffe und nur ich kann sie führen, alle anderen betrachtet es als Feind und wehrt sich.“

„Woher hast du so eine legendäre Waffe? Wenn andere davon wüssten…“

„Deswegen soll es keiner Wissen außer Leuten, denen ich vertraue. Brandrulim ist in dieses Wissen ebenso eingeweiht, weil ich mit diesen Waffen eben noch unerfahren bin, aber… wir haben festgestellt, wenn ich sie mit richtigen Monstersteinen füttere, nimmt sie dessen Eigenschaften an.“

„Echt?! Was kannst du denn bisher damit machen?“

„Du erinnerst dich an den Skelettdrachen? Seinen Monsterstein habe ich nicht der Gilde verkauft, sondern meine Waffe damit gefüttert. Nun kann es sich in eine Giftklinge verwandeln und hat die gleiche Giftaura wie der Skelettdrache. Damit habe ich am Ende Ludwig getötet. Dummerweise kann ich sie nur einsetzen, wenn ich sicher sein kann, dass keine Unschuldigen damit betroffen sind.“

„Und… woher hast du sie? So eine Waffe findet man nicht mal eben in einem Waffenladen oder so.“

„ … “ „ … “ „Mein Vater hat sie mir gegeben. Sie soll mir gute Dienste auf der Reise leisten.“

„Wow, wirklich. Wir sollten irgendwann mal deine Heimat aufsuchen.“

„Ja, irgendwann vielleicht mal, aber nicht demnächst. Jetzt möchte ich einfach das Leben genießen, das man mir verwehrt hat seit meiner Kindheit.“

„Aber hättest du nicht diese Kindheit gehabt, dann könntest du all diese wunderbaren Dinge nicht machen oder? Ich meine, du hast nun die Königskinder gerettet und wurdest eine Adelige, zumal der König dir diesen Ring anvertraut hat, dessen Bedeutung irgendwie keiner kennt.“

„Es… mag sein. Sag Sherry, wenn ich ehrlich bin, aber von dir weiß ich irgendwie nicht soviel. Ich würde gerne ein bisschen mehr von dir wissen.“

„Ah ha ha… Ja nun, wirklich viel gibt es nicht zu erzählen. Meine Mutter war ein Mensch und mein Vater ein Elf, dessen Name ich nicht kenne, sollte er noch leben. Auf jedenfall soll ich von ihm die Haarfarbe geerbt haben.“

„Hmm, sollte es nicht ein leichtes sein, Elfen mit blauen Haaren zu finden?“

„Das… schon, aber du hast Castien kennengelernt. Was wenn er genau so ist oder es sogar abstreitet, dass ich von ihm abstamme. Ich denke, auf dieses Problem kann ich gut und gerne verzichten.“

„Erzähl dann doch von deiner Mutter.“

„Ah Mutter… Sie ist verstorben, als ich 15Jahre alt geworden bin. Sie hatte schon lange ein Leiden gehabt, was nicht geheilt werden konnte.“

„Das tut mir leid das ich alte Wunden aufgerissen habe.“

„Ist schon gut, konntest du ja nicht ahnen.“

„Seitdem warst du auf dich allein angewiesen?“

„Richtig. Mutter hatte ein bisschen Geld beiseite gelegt, aber zum Leben reichte dies überhaupt nicht aus, also bin zur Abenteurergilde gegangen und habe mich angemeldet. Nun arbeite ich schon über sieben Jahre als Abenteurerin und bin dank dir auf Rang A aufgestiegen.“

„Warte, dann bis du 22Jahre alt?“

„Ja? Hast du mich denn älter eingeschätzt?“

„Irgendwie… schon. Ich erwarte immer, dass die Elfen immer zwischen 100-200Jahre alt sind, aber vielleicht ist das nur ein Vorurteil meinerseits.“

„Nun, Keya und Ascal sind über 831Jahre alt. Elfen kann man nicht wirklich vom Aussehen beurteilen, wie alt sie sind. Erst zum Lebensende fangen die körperlichen Veränderungen an.“

„Und… wie alt werden Halbelfen dann? Mir wurde beigebracht, das Elfen bis zu 2000Jahre alt werden.“

„Keine Ahnung, vielleicht nur zur Hälfte? Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht und will es auch nicht. Weißt du… meine wenigen Freunde wie du… habt ein nicht allzu langes Leben und… das macht mich dann traurig, wenn ich darüber nachdenke.“

„Nun hast du ja die Zwillinge und Mel in deiner Freundesliste, damit wirst du nicht alleine sein.“

„Ich hätte im Leben nicht geträumt, dass ich mit Geistern und Vampiren befreundet sein werde.“

„Das Leben enthält stets immer volle Überraschungen.“

„Mit dir definitiv.“

Als die Damen an der ersten Gaststätte ankamen, gab es schon die ersten Probleme. „Bedaure die Damen, wir haben nur ein Zimmer frei, aber… auch nur ein Bett.“ entschuldigt sich der Wirt.

„Lässt sich nicht ändern, schlafen wir beide gemeinsam.“ war Sinas Antwort, aber der Wirt und Sherry machten beide große Augen. Sina bezahlte und zog Sherry mit.

Nachdem beide gegessen und sich gewaschen haben, standen beide vor einem Bett. Sina legte sich hin und machte Platz, das Sherry ebenso liegen konnte, aber bisher stand sie vor dem Bett mit einem roten Kopf.

„Was ist los Sherry? Noch nie mit jemand anderem das Bett geteilt?“ lächelt Sina anrüchig, um sie zu ärgern.

„Mano… Mach es mir nicht noch schwerer als es ist und ja, bisher war ich immer alleine für mich!“ sagt Sherry mit einem roten Kopf und Sina rollt nur ihre Augen.

„Sherry. Wir sind unter uns und wollen schlafen richtig? Ich weiß zwar nicht, was dir gerade durch den Kopf geht, aber ich werde nicht wie ein hungriger Wolf in der Nacht über dich herfallen!“ beruhigt Sina ihre Freundin.

Sherry schluckte einmal und legte sich aufs Bett neben Sina, die dann die Decke über sich und Sherry zog.

„Siehst du, war doch nicht so schwer, wenn du möchtest, kannst du auch meine Hand halten.“ grinst Sina bei ihrem Angebot.

Ihre Freundin warf ihr einen Blick zu wie „Willst du mich auf den Arm nehmen?“ und… nahm Sinas Hand.

„Wehe du lässt mich los!“ sagte Sherry mit einem roten Kopf und schloss ihre Augen, während sie eigentlich vor lauter Nervosität nicht schlafen konnte. Sina schaut Sherry von der Seite an und grübelt, ob sie damit was ausgelöst hat. Dann fing Sina an ein Lied zu summen, damit Sherry einfacher einschlafen kann.

„Sina?“

„Hmm?“

„Danke…“ und Sherry schlief ein. Am nächsten Tag ging die Reise weiter und Sherry wirkt geradezu erfrischt vom schlafen.

„Kann es sein, dass dein Summen mich irgendwie verzaubert hat? Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so richtig gut ausgeschlafen.“ lobte Sherry Sina.

„Vielleicht sollten wir uns öfters ein Bett teilen.“ scherzt Sina. „Aber eine andere Sache… Diese neuen Klamotten… ein kompletter Lederanzug, der meine Beine, Hintern und Brüste betont und den Rücken frei lässt. Bist du irgendwie sauer auf mich gewesen, als du es hergestellt hast?“ fragte Sina.

Als Sherry ihr den neuen Look in der Villa gab, dachte Sina spontan, dass sie wie aus dem Spiel „Bayonetta“ aussieht.

„Nein?“ wundert Sherry sich über die Aussage von Sina. „Ganz ehrlich, du machst so viele interessante Klamotten, wieso verkaufst du sie nicht? Ich glaube dein bestes Talent ist deine Kreativität beim Schneidern.“ schüttelt Sina den Kopf.

„Bisher bist du die einzige, die alle meine geschneiderten Klamotten trägt. Mio und Tio meinten, sie würden sie nur tragen, wenn ich sie besiege.“ überlegte Sherry laut.

„Das werden wir ändern, wenn wir wieder in der Villa sind.“