Ich bin wiedergeboren und werde immer noch Milchkuh genannt?

Die Gruppe reiste relativ schnell ab und Ralph kannte den Weg zur Mine. Sie verließen ohne Probleme die Stadt, der Tod des Barons war noch nicht bekannt. Die Reise zur Mine dauert normalerweise zwei Tage, aber Sina meint, dass es länger dauern wird, solange Nervi und Alwin nicht die nötige Ausdauer haben.

Ralph gab Themba und Alwin den Tipp, wie sie die Reise für sich einfacher gestalten können, letztendlich werden sie sich daran gewöhnen müssen.

„Nur das ihr es nicht vergesst, wir werden im Freien übernachten. Auf dem Weg gibt es keine Städte oder Dörfer.“ warnte Ralph die Prinzessin und Alwin. Zumindest Themba zeigte ein betroffenes Gesicht, Alwin dagegen freute sich darüber.

Die Gruppe übernachtete unter einem großen Baum. Ralph hat seinen Schlafsack Themba und Alwin überlassen und liegt mit einer Decke in der Nähe des Lagerfeuers. Das selbstgemachte Essen von Suki hat scheinbar allen gemundet, nur musste Sina ihre Rationen im Auge behalten und beim nächsten Stadtbesuch das Essen wieder aufstocken.

Die Kinder schliefen alle und Sina wollte sich ebenso hinlegen, bis sie ein leises Murmeln hörte. Es war Themba die im Schlaf redete. „Mama… warum…“ und eine einzelne Träne verließ ihr geschlossenes Auge.

„Himmel, sie ist vermutlich genau so alt wie Ralph. Haben die Kinder auf dieser Welt alle mit solchen Schicksalen zu kämpfen? Irgendwie… ist das nicht wirklich gerecht.“ dachte Sina und schloss dann ihre Augen ebenso.

Stadt Siediff:

„Wir haben keine Spur von den Kinder gefunden!“

„Bei dem dunklen Gott, habt ihr mal überlegt, ob sie nicht vielleicht verkleidet sein könnten?“

„Du Schlaumeier, sollen wir jedes Kind einzeln anschauen? Weißt du wie viele Kinder in der Stadt leben? Dazu sind wir nicht genug Leute!“

„Beruhigt euch. Ich glaube, ich habe eine Spur. Ich habe die Stadtwachen bestochen und sie sagten mir, das eine Frau mit drei Kindern gestern die Stadt betreten haben und heute mittag wieder verlassen haben. Bevor ihr was fragt, ja das waren die einzigen Kinder die kamen und gingen.“

„Gut gemacht, weißt du wer die Frau ist?“

„Leider ja… Es ist die Heldin Sina die Verteidigerin.“

„ … “

„Du willst uns wohl auf den Arm nehmen? Kein Wunder, dass unsere Leute im Wald dabei gestorben sind. Mit so einem Kaliber müssen wir anders vorgehen! Weißt du wohin sie reisen?“

„Laut Wache gingen sie nach Norden. Ich habe mich erkundigt und das einzige was im Norden liegt, ist eine Mine die voller Monster ist.“

„Was liegt auf der anderen Seite der Mine?“

„Die Hauptstadt.“

„VERDAMMT! Die Monster werden die Frau nicht aufhalten, wenn es nicht mal eine Armee voller Untoter konnte.“

„ … Wir könnten ihnen eine Falle stellen auf der anderen Seite der Mine. Sie wandern zu Fuß, also ist es möglich, dass wir mit unseren Möglichkeiten vor ihnen da sein können. Ich werde ein paar der Adeligen um Söldner bitten und mit einer erfahrenen Meute von Kämpfern sollten wir Sina überwältigen können. Bedenkt, sie muss sich durch die Monster kämpfen und wird ziemlich geschwächt sein.“

„Worauf warten wir dann noch? Los geht’s!“

Am nächsten Tag ging die Reise weiter. Prinzessin Themba und Alwin hatten überall Muskelkater, aber die Reise… tat ihnen auch irgendwie gut. Sie sahen die Natur und auch wilde Tiere. „Ich wusste nicht, wie schön es draußen ist.“ murmelt Themba.

„Die Welt ist an sich auch schön, wenn man sich Zeit nimmt. Ist euch schon aufgefallen, wie anders die Luft riecht als in den Städten?“ fragt Ralph.

„Stimmt, sie stinkt nicht nach… ich weißt nicht wie ich es beschreiben soll.“ grübelt Themba.

„Ich weiß was ihr meint Prinzessin Themba.“ nickt Ralph.

„Ralph, nenn mich bitte beim Namen. Solange wir auf der Reise sind, brauchen wir uns nicht an die Formalitäten zu halten, zumal Milchkuh mir eh keinen Respekt zollt.“

„Pfff, Milchkuh? Lass sie das nicht hören.“ lachte Ralph. Alwin lief neben Sina, die ihm ihre Abenteuer erzählte und einige Tricks zeigte.

„Sag… wie kommst du damit zurecht, dass Sina diese Leute umbringt? Müsste dir das nicht ebenso Angst machen?“

„Hmm, Sina hat getan was getan werden musste. Natürlich hätte jeder das anders geregelt, aber Sina ist scheinbar für die drastische Methode. Sie hat mehrere Seiten. Es gibt die eine Sina, die uns beschützt, dann die Sina die ihren Kampf geht, scheinbar so brutal wie möglich.“

„Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll…“

„Denk einfach nicht darüber nach. Akzeptier einfach wie Sina ist und das sie ihren Weg geht. Das ist die einfachste Lösung und du hast weniger Kopfschmerzen, Prin… Themba.“

„Das ist für dich so einfach…“

„Nein, ist es nicht, aber wenn ich alles in mich hineinfressen lasse, würde ich irgendwann wahnsinnig werden und das will ich nicht. Ich meine… ich möchte in der Zukunft meinen anderen Geschwistern helfen.“

„Wie bist du eigentlich Waise geworden?“

„ … “

„Du brauchst es mir nicht zu erzählen, ich glaube, ich bin zu weit gegangen…“

„Es ist schon in Ordnung. Ich habe es bisher niemanden erzählt, auch nicht Sina, wobei ich glaube, dass sie eine Vermutung hat. Vor… fünf sechs Jahren ungefähr reiste ich mit Mutter und Vater in eine andere Stadt. Auf dem Weg dahin… wurden wir von Banditen überfallen. Meine Mutter und ich konnten nicht kämpfen und Vater war nur ein einfacher Händler, zumal die Banditen in Überzahl waren. Dann passierte es… Sie töteten vor meinen Augen erst meinen Vater und dann meine Mutter… nur aus Spaß. Warum sie mich nicht getötet haben weiß ich nicht und werde es auch nie erfahren…“

„Es… tut mir leid, dass ich eine Wunde wieder aufgerissen habe.“

„Schon gut, manchmal muss man darüber sprechen. Hätte nur nicht gedacht, dass ich es einer Prinzessin erzähle.“

„Danke für dein Vertrauen.“ und beide schauten sich lange in die Augen.

„Und dann küsste der Held die Prinzessin und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch glücklich zusammen.“ rief Sina laut und Themba sowie Ralph bekamen einen hochroten Kopf.

„Warum hast du das so laut gesagt?“ wundert Alwin sich. „Ich dachte, dass die beiden da vorne ebenso ein bisschen von der Geschichte wissen sollten.“ grinste Sina sadistisch, das Wort Milchkuh ist ihr nicht entgangen.

Die Nacht brach wieder herein und Alwin schlief allein im Schlafsack, er war sehr erschöpft vom vielen Laufen. „Morgen sollten wir die Minen erreichen.“ meinte Ralph.

„Das ist gut. Je nachdem wann wir dort ankommen, werden wir uns vorher nochmal ausruhen oder wir gehen direkt durch.“ grübelt Sina.

„Nun die Reise in der Mine dauert über einen Tag und wir kennen den Weg nicht. Wenn der wirklich voller Orks ist, weiß nur die Göttin, wie es drinnen aussieht.“ gab Ralph das Bedenken.

„Dann sollten wir uns vorher nochmal ausruhen, denn ich möchte es vermeiden, dass wir drinnen mehr als nötig übernachten müssen.“ nickte Sina.

„Wir sollen bei den ganzen Ork dort drinnen schlafen können? Nicht jeder ist so abgebrüht wie du!“ kommentiert Themba.

„Nicht? Dachte ihr hättet schon Nahtod-Erfahrung gemacht mit den Assassinen. Aber ich kann nichts daran ändern. Ich könnte es vermutlich durchziehen, aber ihr nicht.“ antwortet Sina sarkastisch.

„Au man…“ stöhnte Themba. „Keine Sorge Themba, ich werde ein Auge offen halten, während wir in der Mine schlafen.“ bot Ralph an.

„Macht was ihr wollt, nun schlaft. Die Reise bleibt weiterhin anstrengend.“ rollte Sina ihre Augen.

Die Reise ging am nächsten Tag weiter. Diesmal erzählt Themba von ihrer Kindheit Ralph, weil es nur fair ist.

„Nun, ich kann dir nicht wirklich viel erzählen. Mein blondes Haar sowie meine grünen Augen habe ich von meiner Mutter geerbt.“ erzählt Themba.

„Ich glaube, du hast doch mal erwähnt, dass deine Mutter verstorben ist?“ fragte Ralph nach.

„Habe ich das? Nun, meine Mutter ist bei der Geburt von Alwin gestorben. Irgendwelche Komplikationen, mehr weiß ich auch nicht. Nur… ich fand es immer sehr komisch. Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme und dann auf einmal hatte sie Probleme?“

„Glaubt du, jemand… hat sich eingemischt?“

„Ich weißt es nicht. Vater hat Untersuchungen angestellt, aber es kam nie was dabei heraus.“

„Wie ist deine Beziehung zu deinem Vater?“

„Schlecht. Ich wünschte, er würde mir und Alwin mehr Aufmerksamkeit schenken, aber lieber schickt er uns zu der langweiligen Schule. Ich habe mehrmals versucht, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, indem ich das eine oder andere mal Blödsinn gemacht habe, aber mehr als einen Tadel bekam ich von ihm nicht.

Er hat sich nach dem Tod meiner Mutter stark verändert. Als Mutter noch lebte… ließ er keine Gelegenheit aus mit mir zusammen zu sein.“

„Hast du schon mal überlegt, dass es für deinen Vater ebenso schwer ist? Ich meine, wenn du wirklich nach deiner Mutter kommst, wird er immer deine Mutter in dir sehen und seine Wunden gehen wieder auf. Zumal er auch ein Königreich zu regieren hat, dass dürfte ihm ebenso nicht leicht fallen.“

„Hmm…“

„Hast du mal versucht, das Thema anzusprechen, wenn ihr alleine gewesen seid? Ich glaube, er darf keine Schwächen zeigen, wenn andere Personen anwesend sind.“

„Nein… überhaupt nicht. Mein Vater war sonst immer so eine starke Person. Mein Großvater soll sehr streng gewesen sein, aber Vater ist das komplette Gegenteil. Er hörte den Menschen zu, aber… wieso hat er mir nie zugehört?“

„Ich kann es nicht für euren Vater sagen, aber Vater und König zu sein. Puh, ich wünschte mir nicht diese Position. Sag, wie würde dein Vater reagieren, wenn er wüsste, was mit euch beiden passiert ist?“

„Es werden Köpfe rollen, da bin ich mir sicher. Auch wenn wir eine Distanz haben, so sieht er es als Hochverrat an, wenn man Hand an seine Familie legt.“

„Und wenn ihm jemand sagen würde, ihr wärt bei dem Angriff… gestorben?“

„ … Vermutlich wäre er ein gebrochener Mann. Der Tod meiner Mutter hat ihn verändert, wenn wir auch noch aus seinem Leben verschwinden würden, hat er niemanden mehr…“

„Glaubst du, das ist das Ziel der Adeligen? Indem sie seine Kinder töten, damit er geschwächt wird?“

„Ich weißt es nicht. Ich kenne mich mit der Politik nicht aus.“

„Lass uns über was anderes reden. Das Thema drückt uns zu sehr auf die Gemüter.“

„Eine gute Idee…“