Ich bin wiedergeboren / Nebengeschichte 12

Amy ging sofort in ihr Zimmer mit dem Brief und dem Buch, das sie von Lady Sina bekommen hat. Als die Tür hinter ihr zufiel, spürte Amy sofort die Erleichterung von ihrem Körper fallen.

„Puh… scheinbar… muss ich wirklich irgendwie… dieser Frau aus dem Weg gehen.“ hielt Amy eine zitternde Hand vor ihre Augen. „Aber was stimmt mit ihren Werten nicht. Sie nehmen eine Summe an, dass man sie überhaupt nicht mehr bekämpfen kann.

Dann auch noch ihre vielen Fähigkeiten, selbst eine Armee hätte keine Chance gegen sie. Wir sollen uns nicht als Feinde betrachten? Lady Sina macht es sich wirklich einfach…“ murmelt Amy.

Die Heldin setzte sich aufs Bett und hielt den Brief vor ihre Nase: „Frage mich, ob es ein Trick von der Frau ist…“ und öffnete ihn.

„Hallo Helden aus der Zukunft,

mein Name ist Sakura Korosuki und stamme wie ihr aus der anderen Welt. Ich selber bin eine geborene Japanerin und meine Heimat liegt in Tokio in einem kleinen Viertel. Aus welchem Jahr… ich „verschwunden“ bin, weiß ich leider nicht mehr.

Nur das die Göttin mich aus einer sehr miesen Lage befreit hat und mich in diese Welt geschickt hat, mit der Aufgabe den Dämonenkönig zu töten.

Ich bin jetzt 86Jahre alt und habe diesen fürchterlichen Dämonenkönig schon lange besiegt. Meine Geschichte wie ich es geschafft habe oder ähnliches schreibe ich nicht nieder, denn jeder beschworene Held wird seine eigene Geschichte geschrieben. Und ich bin schon sehr lange verstorben, wenn ihr diesen Brief in den Händen haltet.

Nun wundert ihr euch bestimmt, wie ein Held vor langer Zeit über euch vier Helden Bescheid weißt, das kann ich leider nicht sagen, denn mich binden mehrere Eide. Finde ich persönlich nicht schlimm, vielleicht findet ihr es ja selber heraus, wie ich an dieses Wissen gekommen bin.

Nun kommen wir zu der wichtigsten Frage: Warum dieser Brief?

Vermutlich seid ihr in einem sehr turbulentem Zeitalter, wo die Dämonen noch in ihrer Barriere gefangen sind und große Monster auf der Welt randalieren. Dabei trainiert ihr vermutlich, um euch mit ihnen messen zu können.

Da muss ich euch leider sagen… um die nötige Stärke zu haben, um gegen diese Monster bestehen zu können, benötigt ihr ein spezielles Training. Sonst werdet ihr gnadenlos sterben, diese Erfahrung musste ich leider ebenfalls machen.

Doch gebt die Hoffnung nicht auf. In eurem Zeitalter habe ich eine Gefährtin, die noch am Leben ist und euch helfen könnte. Sucht meine Gefährtin Lady „Lilith“ und bittet sie um eine Unterweisung, wie man wahre Stärke bekommt.

Wenn ihr herausgefunden habt, wer „Lilith“ ist, müsst ihr am Anfang damit rechnen, dass sie sich querstellen wird… vermutlich. Seid sehr ehrlich zu ihr und was eure konkreten Pläne sind. Normalerweise kann man mit dieser Frau reden, aber sie ist auch nicht selten ein Sturbock.

Sollte sie euch trotzdem nicht helfen wollen, übergebt ihr diesen Brief.

Lady Lilith, wenn du diesen Brief liest, fordere ich meinen Gefallen ein, dass du diesen Helden hilfst, stärker zu werden. Bevor du fieberhaft überlegst, aus dieser Situation raus zukommen…

Wir wissen beide sehr genau, welchen Gefallen ich meine.

Gib ihnen dasselbe Training, welches du mir und meinen Gefährten gegeben hast. Ich verlange nicht, dass du ihnen bei ihrer Aufgabe hilfst, sondern nur um einen Richtungsweiser wahre Stärke zu bekommen.

Ich sollte dich gut genug kennen, dass du nach deinem Wutanfall dich wieder beruhigt hast und den Gefallen „vermutlich“ schnellstmöglich umsetzt.

Helden der Zukunft, ihr tragt eine schwere Bürde, ich spreche dabei aus Erfahrung. Gebt die Hoffnung nicht auf, Hilfe kann immer in den komischsten Formen kommen.

In diesem Sinne

Sakura.“

Amy liest den Brief mehrmals durch, aber irgendwie kommt sie nicht aus dem Staunen raus. „Jemand… aus der Vergangenheit weiß von uns?“ murmelt Amy, als auf einmal heftig gegen die Tür geklopft wird.

Die Heldin kreischte laut auf und ihr Herz raste, als Davino mit Miyu und Matthieu in das Zimmer kommen.

„Was ist los? Wir sind es nur?“ wundert sich der Italiener mit hochgehobenen Augenbrauen, während Amy ihre Brust hielt. „Wir haben dich panisch in dein Zimmer rein huschen sehen und wollten mal nachschauen.“

„Bitte… klopft zarter… Ich habe soeben den Schreck meines Lebens bekommen…“ versuchte Amy sich zu beruhigen. „Nicht unbedingt panisch, sondern um schnell Abstand von Lady Sina zu bekommen.“

„Lady Sina ist hier?“ fragte Matthieu direkt nochmal nach und Amy nickt. „Das ist richtig… sie sieht nun noch „dämonischer“ aus als vorher mit ihrem Knochenschwanz und dieser… komischen Klauenhand. Falls es euch interessiert, sie trug einen schwarzen Kimono so wie das Drachenmädchen damals.“

„Warum sie nun hier ist… weißt du nicht zufällig oder?“ setzte Miyu sich neben Amy und legte ihr eine Hand zur Beruhigung auf die Schulter.

„Erm… sie hat mir diesen Brief und dieses Buch gegeben. Den Brief habe ich schon gelesen, aber… irgendwie bin ich ein bisschen überfragt.“ gab Amy den Brief an Miyu weiter.

„Was steht denn da drin?“ hakte Davino nach während er das dicke Buch auf dem Bett anschaute. „Eine verstorbene Heldin aus der Vergangenheit gibt uns irgendwie Hilfe. Wir sollen eine gewisse Lady „Lilith“ suchen und ein spezielles Training von ihr bekommen. Denn nur dadurch würden wir die wahre Stärke erlangen.

Sie scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass diese Frau noch am Leben ist, denn im Brief fordert sie einen Gefallen ein, nur für uns.“ gab Amy die Kurzfassung.

„Ich kenne diesen Namen.“ meldet Miyu sich auf einmal und alle starrten sie an. „Sie war definitiv eine Japanerin. Sie war auf einmal spurlos verschwunden, ihre reichen Eltern haben alles mögliche getan, was mit Geld zu erreichen ist, aber nichts.

Sie war mehrmals in den Nachrichten erschienen, wo die Eltern immer ein Interview gegeben haben. Aber… wenn es wahr ist wie alt sie war, als dieser Brief geschrieben wurde… dann verläuft die Zeit in dieser Welt viel schneller als in unsere Welt.“

„Wenn wir also… in unsere Welt überhaupt zurückkehren, könnten es nur wenige Minuten oder Stunden vergangen sein?“ sah man einen Hoffnungsschimmer in Davino´s Augen.

„Vermutlich oder die Göttin kann die Zeit beeinflussen. Diesen Brief hat Lady Sina dir gegeben? Ich bezweifele, dass diese Frau weiß, was ein Nachname ist noch wo dieser Ort liegt, also ist dieser Brief echt. Was hat es mit dem Buch auf sich?“ wiegelt Miyu mit dem Kopf.

„Lady Sina meint, in diesem Buch können wir was über die verstorbene Heldin erfahren. Übrigens, wir sollen in ihrer Nähe aufpassen, wenn wir über diese Heldin sprechen. Ich bin mir nicht sicher, ob… Lady Sina die Heldin kannte oder nicht, aber vermutlich sollten wir darüber keine Witze reißen, das gilt vor allem für dich Davino.“ warnte Amy ihren Kampfgefährten.

„Als ob ich mich in die Nähe dieser Frau begebe, vor allem, wenn sie noch schlimmer aussieht als vorher.“ hob Davino abwehrend die Hände hoch.

„Ich glaube nicht, dass Lady Sina die Heldin kannte. Schaut mal von welchen Zeitalter wir sprechen und welches wir aktuell haben.“ zeigte Matthieu auf das Datum des Buches.

„Hmm… dann macht die Warnung keinen Sinn, aber ich will jetzt auch nicht mitten in das Gespräch von ihr mit dem König reingehen…“ zittert Amy am ganzen Körper.

„Also… im Klartext, wenn wir herausfinden, wer Lady Lilith ist, kann sie uns so stark machen, dass wir… mit jedem kämpfen können?“ kratze Davino sich an der Wange.

„Keine Ahnung, da war die Verfasserin etwas ungenau, was sie mit wahrer Stärke meint. Vielleicht können wir in diesem Buch ja etwas über diese geheimnisvolle Lilith erfahren.“ nahm Amy das Buch.

„Wenn Lilith dieser Heldin schon damals geholfen hat, muss sie aber unheimlich alt sein. Wer hat denn in dieser Welt ein langes Leben?“ kam die berechtigte Frage von Matthieu.

„Nun… Dämonen sind alterslos sowie Vampire, dass wären die Rassen, die mir spontan einfallen. Keine Ahnung ob man Drachen mit dazu zählen kann, sie können ja auch ein sehr hohes Alter annehmen oder so.“ filtert Miyu ihr Gedächtnis ab.

Amy blättert sich durch das Geschichtsbuch durch, bis sie zufälligerweise die gezeichneten Portrait der damaligen Heldengruppe sah und musste nach Luft schnappen.

„Was? Was ist los?“ wundert sich Miyu über das Verhalten von Amy. Sie drehte das Buch um und zeigte mit dem Zeigefinger das Bild von Lady „Lilith“. Alle schauen sich das Bild an und konnten nun verstehen, warum Amy sich so verhalten hat.

„Das… ist Lady „Lilith“? Die Frau, die uns wahre Stärke geben soll?“ hörte man den Unglauben in der Stimme von Davino.

„Sicher… das wir an ein und die selbe Person denken? Sie hat vor allem an einer Wange diese Tätowierung.“ zweifelt Matthieu, aber Amy nickte, denn… sie hat Lady Sina gesehen.

„Doch… Lady „Lilith“ ist Lady „Sina“. Sie hatte eine grüne Tätowierung an der linken Wange. Langsam… wird diese Frau immer gruseliger. Wie alt ist sie denn?!“

„Vermutlich alt genug, dass wir die Zahl nicht mal richtig aussprechen können. Doch wundert es mich, dass sie uns dann den Brief mit dem Buch gegeben hat? Sie müsste doch den Inhalt kennen.“ grübelt Miyu.

„Laut ihrer Aussage kennt sie den Inhalt nicht, weil er nicht an sie adressiert war. Ich hatte nicht den Eindruck gehabt, dass sie gelogen hat. Es sind leider ein paar Zufälle zu viel, das wir abstreiten können, dass Lady „Lilith“ niemand anderes als Lady Sina ist.“ ließ Amy ihre Schulter hängen.

„Können wir damit irgendjemand überzeugen, dass Lady Sina nicht das ist, wie sie sich zeigt?“ fragte Davino etwas aufgeregt.

„Ich glaube nicht. Stell dir vor, du gehst mit dem Buch zum König und sagst ihm, dass diese Person Lady Sina ist. Was glaubst du, wie wird seine Reaktion sein?“ ließ Miyu ihre Fantasie walten.

„Wenn ich daran denke, wie der König uns ausgelacht hat, nachdem wir ihn vor der Dämonengefahr gewarnt haben? Zusätzlich ist Lady Sina die Heldin von seinen Kindern, das geht nur schief.“ stimmte Amy zu.

„Ich habe irgendwie meine Zweifel daran. Nehmen wir mal an, dass diese Frau eine Dämonin wäre. Warum hilft sie ausgerechnet ihrem Feind? Das würde sich ja alles mehr oder weniger widersprechen, was man uns bisher beigebracht hat.“ war Matthieu immer noch nicht überzeugt, dass Sina „Lilith“ sein soll.

„Dann lass sie uns doch einfach austricksen.“ schlug Davino nun vor.

„Und wie stellst du dir das vor?“ war Miyu nun etwas misstrauisch.

„Dann passt mal auf…“ grinste Davino und erklärte seinen Plan.