Ich bin wiedergeboren und die üblichen Routinen?
„Was genau machen wir hier Sina?“ fragte Rokea in einem neuen Kleid, während sie mit Sina vor dem Waisenheim der Stadt stand. Nachdem Sina ihre „Lehrlinge“ am Feld der Seile abgesetzt hat, hat sie sich direkt die Tierfrau geschnappt, damit es auch erledigt ist.
„Hier wirst du lernen, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“ sagte Sina ganz klar ihre Vorstellung. „Hm?! Ich soll in einem Waisenheim arbeiten?“ wurde Rokea auf einmal sehr laut und Sina legte einen Finger auf den Mund.
„Rokea, ja du sollst. Ich habe mir einige Überlegungen angestellt, was für dich am ehesten in Frage kommt und das wäre eher mit Kindern. Mit erwachsenen Personen wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Probleme haben als mit Kindern oder sehr alten Personen.
Was du hier vergisst ist… Diese Kinder haben keine Eltern oder ähnliches. Ihre Eltern sind gestorben, haben sie abgesetzt oder andere Gründe, sie haben nichts außer sich und ihre Geschwister hier.
Sie werden von Anfang gezwungen zu lernen, schnell alt zu werden und brauchen Vorbilder. Vorbilder, die zeigen, dass man sich nicht selbst überlassen soll. Das man sich Ziele im Leben setzen soll und nicht den falschen Weg gehen. Das Waisenheim ist unterbesetzt und du sollst hier arbeiten.“
„Ich… soll hier lernen, wie man mit Verantwortung umgeht?!“ hakte Rokea nach und Sina nickte in ihren schwarzen Stoffklamotten. „Das ist richtig. Es ist verboten hier, Waffen oder irgendwelche Form von Gewalt zu benutzen. Nun lass uns Schwester Anna aufsuchen.“
Sina ging in den Hof und schon kamen alle Kinder angerannt, die sie herzlich begrüßten. Rokea schaute ihr nur nach und wusste nicht, was sie von dieser Idee halten soll. Irgendwann schaffte Sina es, die Horde in den Griff zu bekommen, sodass sie mit Rokea nun endlich im Büro der Schwester saß.
„Lady Sina, es ist eine Freude euch wieder zu begrüßen. Wie kann ich euch helfen.“ lächelte Schwester Anna und wirkte sehr neugierig über die riesige Tierfrau.
„Also…“ fing Sina mit der Erklärung an, dass Rokea als ehrenamtliche Helferin bei ihr arbeiten soll. Es verging einige Zeit und Schwester Anna hörte es sich in Ruhe an.
„Hmm, ich verstehe. Doch ist die Frage, ob ihr auch bereit seid, die Arbeit mitzumachen Rokea? Von außen sieht es immer einfach aus, aber… es ist viel schwieriger als man denkt. Es ist nicht nur, dass wir auf die Kinder aufpassen, sondern wir pflegen das Heim selber, Essen machen, Streit schlichten.“ warnte Schwester Anna.
„Freuen würden wir uns über die Hilfe, doch man muss damit leben, dass die Kinder immer zuerst kommen. Sie haben es verdient, dass man ihnen die Aufmerksamkeit gibt, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist.“
„Ich weiß selber nicht so genau… was Sina will, aber scheinbar ist sie der Meinung, dass ich hier das finde, was mir fehlt.“ war Rokea sehr unsicher.
„Du wirst das und du wirst überrascht sein, was du von den Kindern lernen kannst. Vielleicht lernst du etwas nach, was dir in all der Zeit vorbehalten wurde.“ sagte Sina dies sehr ernst. „Vergiss nicht. Hier musst du wirklich mehr mit deinem Kopf arbeiten als nur mit den Muskeln.
Wenn du einige Zeit gearbeitet hast und Schwester Anna ist zufrieden mit deiner Arbeit, dann werde ich dir den Ort zeigen, wo du die andere Bedingung trainieren kannst. Denke, dafür dass du dich dort dann verwandeln und austoben kannst, ist das wirklich eine gute Idee von mir.“
Rokea schaute Sina sowie Schwester Anna an, denn nun liegt die Entscheidung nur bei ihr. „Ich… werde es versuchen. Doch… ich werde mich nicht entschuldigen, wenn es nicht mit mir klappen wird.“
„Nun, dass werden wir ja sehen oder?“ lächelt Schwester Anna. „Heute ist es etwas ruhiger, dann kann ich dir alles in Ruhe zeigen, bevor ich dich den Kindern vorstelle. Du wirst vorerst damit leben müssen, dass sie alles über dich wissen wollen. Immerhin ist es ja eine Abwechslung, die ich auch Begrüße.“
„Sagt Schwester Anna… wenn ich mich nicht irre, aber… sind es irgendwie mehr Kinder geworden? Die meisten Gesichter kenne ich ja, aber… mir ist aufgefallen, dass sich viele abgrenzen.“ fragte Sina und Schwester Anna seufzte.
„Leider ja. Diese Kinder mussten erleben, wie Banditen und andere… böse Personen ihre Eltern vor ihren Augen getötet haben. Viele sind Kinder von Händlern oder anderen Karawanen, als sie überfallen wurden. Das Problem haben auch andere Waisenheime und mich dünkt, dass… diese Überfälle irgendwie zu professionell ausgeübt werden.
Diese… Tätigkeiten gab es schon immer, leider, doch nun hat es irgendwie andere Dimensionen erreicht und das macht mir Sorgen.“
„Hm…“ kniff Sina leicht die Augen zusammen und dachte spontan an „Die Familie“. „Vielleicht kann ich ja mit dem König sprechen, ob man bei den wichtigsten Reiserouten eine bessere Militärpräsenz aufbaut. Dabei dachte ich, es wäre ruhiger geworden.“
„Vielleicht war es nur die Ruhe vor dem eigentlichen Sturm Lady Sina. Es finden so viele Veränderungen auf der Welt statt, dass man kaum hinterher kommt. Dabei bin ich leider auch nicht mehr die jüngste im Hause.“ lächelt Schwester Anna traurig.
„Dabei brauchen die Kinder euch doch.“ wurde Sina selber traurig, als ihr bewusst wurde, dass Anna tatsächlich kein langes Leben haben wird.
„Macht euch keine Sorgen. Ihr gebt allen Kinder eine Hoffnung und das als Dämon. Hätte mir nie erträumen lassen, dass es möglich sein könnte.“ lächelte Schwester Anna wieder offener. Rokea hob nur eine Augenbraue hoch, die das eigentliche Geheimnis von Sina kannte.
Rokea wurde von der anderen Schwester abgeholt und wollte es vorerst langsam angehen. Sina verabschiedete sich von den Kindern und war auf dem Weg zur Schmiede. Dort angekommen, herrschte ein Krach wie nie zuvor.
„WAS IST DAS NUR FÜR EIN SCHEIßZEUG?!“ brüllte ein Zwerg durch die gesamte Schmiede. „WARUM WILL ES NICHT SCHMELZEN?!“
Verwundert schaute Sina auf die anderen Mitarbeiter der Schmiede, aber die schütteln alle ihre Köpfe. Dann kam Brandrulim. „Sina! Ein… guter und schlechter Moment, dass ihr erscheint. Am besten wir gehen in mein Büro.“ „Erm… ok?“ folgte die Dämonenkönigin dem Zwerg.
Im Büro wird Sina wieder fürstlich bedient und trank einen neuen Tee. „Diesen Tee hat mir mein Sohn geschickt. Er meinte, dass wäre ein „normaler“ Tee, aber mit einer anderen Mixtur.“ setzte sich Brandrulim gegenüber von Sina.
„Hm… irgendetwas fehlt oder die Mixtur entspricht nicht meinem Geschmack. *Trinkt* Nein, irgendetwas fehlt.“ grinste Sina schief bei der Beurteilung des Tees.
„Wenigsten seid ihr ehrlich. Mir schmeckt er nämlich auch nicht, doch mein Sohn… würde nur damit argumentieren, dass meine Zunge längst verhärtet ist.“ grinste Brandrulim. „Ich wusste nicht, dass du Kinder hast.“ versuchte Sina nun etwas mehr in Erfahrung zu bringen.
„Ach… ich habe drei Söhne und muss leider sagen, dass keiner von ihnen den Weg des Schmieds geht, leider. Dabei stammt meine gesamte Familie von Generationen zu Generationen aus Schmieden.
Meine… größte Hoffnung liegt in meinem Enkel von dem Ältesten, denn das was er mir immer als Geschenke schickt… Er hat Talent, braucht aber definitiv seine Erfahrung. Nun gut, genug von meinem Privatleben.
Ich sehe es dir schon an, dass du gerne wissen willst, warum Grudrec so am brüllen ist. Seine bestausgebaute Schmiede schafft es nicht, das Erz von Titanus zum Schmelzen zu bringen. Meine alte Schmiede konnte es ja, warum also seine nicht.
Von der Beschaffenheit unterscheiden sich die beiden Erze nicht, die von den unterschiedlichen Titanus abgebaut wurde, eigentlich. Ich vermute, aufgrund dass der Kadaver vor Fanfoss kleiner ist, dass dieses Erz mehr komprimiert wurde.
Grudrec hatte selbst beim Abbauen seine Probleme damit gehabt und hat das Problem damit gelöst, dass er den Kadaver von innen aufsprengen ließ. Das musste der Gute aus seiner eigenen Tasche bezahlen, aber da kam er endlich an das Erz ran.
Nun wollte er selber dieses Erz zu Barren verhütten, was überhaupt nicht geht. Seit Tagen tüftelt der Kerl nun nach Möglichkeiten, wie man die Schmiede so heiß bekommt, dass es schmelzen muss. Naja, du hast es ja eben mitbekommen.“
„Oh. Das klingt nach einem Problem.“ merkte Sina, als die Tür krachend aufging und Grudrec davor stand. „Meine Fresse, dass ich das erleben darf, dass etwas NICHT schmelzen will.“ Ungefragt kam er in den Raum und nahm den dritten Sessel.
„Sag… ich kenne mich nicht damit aus, aber würde es etwas bringen, wenn man mehrere Blasebalge aufbaut?“ schlug Sina vor und der Zwerg schüttelt den Kopf.
„Die Idee hatte ich schon, indem ich einen der Blasebalge von den anderen Schmieden genommen habe. Eher fängt es an, dass die Schmiede selbst sich verflüssigt. Von der Kohle dann ganz zu schweigen.“
„Dann haben wir ein Problem. Dieses Erz müsste ja noch besser sein als das Titanerz vom Strand.“ streichelt Brandrulim besorgt sein Bart. „Das kannst du verdammt laut sagen.“ nickte Grudrec.
Sina sah zwei Zwerge, die ziemlich verloren wirkten. „Dieser Stein oder diese Hülle um Titanus. Ist das normaler Stein oder auch von einer anderen Qualität?“ „Huch?“ schaute Grudrec sie verdattert an. „Wieso kommst du auf die Frage?“
„Nun, wenn die Schmiede anfängt zu schmelzen, bevor das Erz sich verändern soll, dann muss es ja aus einem anderem Material bestehen oder? Dabei dachte ich an den Stein von Titanus, der ja sein Schutzmantel mehr oder weniger war.
Er hielt nicht meine Kräfte aus, aber wenn es dann um Elemente wie Feuer, Wasser oder Wind geht, dann müsste er sich ja anders verhalten.“ erklärte Sina sachlich. „Meine… wir können um die Welt fragen, ob es Steinarten oder ähnliches gibt, dass eine Hitze aushalten kann wie von der Sonne.“
Grudrec schaute nun Brandrulim an, der nur mit der Schulter zuckt. „Du hast das Erz abgebaut. Was ist deine Meinung zu dem Stein? Wir haben davon einen ganzen Haufen, nachdem du es auf gesprengt hattest.“
„Dieses Gestein… war überhaupt nicht heiß gewesen, als die Jungs es gesprengt haben. Kaum Widerstand oder ähnliches, aber… man konnte es ohne Probleme in die Hand nehmen.“ murmelt Grudrec in sich und ging dann wieder ungefragt.
„Ich muss mich für das… Benehmen meines Freundes entschuldigen.“ verbeugte Brandrulim und Sina winkte ab. „Nicht doch! Hauptsache ich konnte euch helfen, denn ich wusste doch selber nicht, ob es eine Lösung ist. Notfalls hätte ich einfach das Zeug besorgt, was auch ihr immer gebraucht hättet.“
„Ihr habt schon mehr als genug geholfen. An den Stein von Titanus selber habe ich überhaupt nicht gedacht und eure Idee hat schon was. Vermutlich wird Grudrec einige Steine nun testen und herausfinden, was damit möglich ist. Ich werde mich ebenfalls überraschen lassen, was dem Kerl einfallen wird.“ war Brandrulim erleichtert.
Auf einmal stand der Zwerg auf und öffnete eine Tür von einem Schrank. Dabei holte er drei Holzkisten mit Gläsern und stellte sie auf den Tisch. Interessiert schaute Sina rein und wurde sehr glücklich.
„Ihr habt… ja mehr Piercings gemacht als ich beauftragt habe. Sie… sind ja alle so schön.“ strahlte Sina. Sie öffnete einen der Kästen und holte einige Piercings raus. „Wer auch sie immer gemacht hat, aber diese Arbeit muss gelobt werden.“
„Das werde ich mit Freude ausrichten. Meinem Arbeiter hat es zwar alle Nerven der Welt gekostet, aber wenn es dich glücklich macht, ist es mir das wert. Scheinbar… ist bei meinem Arbeiter eine Geheimtür aufgegangen und wie du siehst, ließ er ebenfalls seiner Kreativität freien Laufs.“ grinste Brandrulim.
„Oh ja… wenn meine Kunden dass hier sehen, es würde mich nicht wundern, wenn sie es tragen, dass ein weiterer Modetrend auf der Welt startet.“ legte Sina die Piercings wieder in die Behälter und verstaute sie in ihren Inventarring.
Auf einmal stand wieder Grudrec vor der Tür und war schwer am atmen. „Eure Idee ist die Lösung Mutter! Egal wie heiß die Schmiede wird, aber man kann die Steine anfassen ohne sich die Hände zu verbrennen!“
„Titanstein… dann sollten wir eine der Schmieden wieder abbauen und damit eine neue Aufbauen.“ sagte Brandrulim und Grudrec nickte. „Richtig. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen und… vielleicht ein sehr sehr altes System gleichzeitig einbauen.“
„Wie meint ihr das?“ fragte Sina nach und Brandrulim wirkte etwas verloren, was Grudrec damit meinte. „Hmm… wie erkläre ich es einem Laien wie euch am besten. Brandrulim würde das System eher verstehen…
Folgendes: Wenn ich die Schmiede neu aufbaue, werde ich einen Steinkasten aufbauen mit einem Rohr mit dem selben Material. Dieses wird dann mit dem Erz eingeschlossen und die Schmiede wird extrem aufgeheizt, dass es sogar egal ist, ob das Brennmaterial flüssig wird. Das Erz wird flüssig und fließt durch das Rohr nach draußen.
In der Vergangenheit gab es ähnliches Probleme und diese wurden immer mit diesem System gelöst. Heutzutage verwendet man es nicht mehr, weil mit der Zeit wurde die Technik mit dem nötigen Brennmaterial besser.
Doch in unserem Fall? Ich glaube, das wäre die beste Lösung, denn dieses System hat alles geknackt. Wenn das nicht funktioniert, dann ist dieses Material am Ende nutzlos. Zwar haben wir was neues gelernt, aber ohne irgendwelchen Nutzen?“
„Abwarten mein Freund. Ein Schritt nach dem anderen. Wenn das alles klappt, müssen wir den anderen Minenarbeitern am Strand sagen, dass sie die Steine ebenfalls behalten müssen.“ beruhigte Brandrulim ihn.
„Öhm… ich habe im Groben verstanden, wie ihr es angehen wollt. Nur… kommt bei mir die Frage auf: Könnt ihr es denn bearbeiten, wenn ihr den Barren geschmolzen habt? Meine… die Waffe, die ich mir wünsche dürfte unzerstörbar sein oder so.“ merkte Sina ein weiteres Problem an.
„Hm…“ grübelt Brandrulim, doch Grudrec hatte scheinbar die Lösung. „Wenn wir es in Form bringen, werden wir uns Schutzmäntel von Tierra anlegen. Mit dem Zeug kann man in einen aktiven Vulkan schwimmen gehen, anders kann man es nicht ausdrücken.
Dürfte zwar die gesamte Schmiede zum kochen bringen, aber da sehe ich tatsächlich kein Problem. Eher… müssen wir vielleicht einen Schleifstein aus dem etwas… minder wertigem Titaneisen bauen. Dafür müsste Brandu ein bisschen was investieren, zumal er das teuerste Bindemittel kaufen müsste.“
„Eh… willst du mich in den Ruin treiben?“ schaute Brandrulim schockiert seinen Freund an. „Papperlapp, das Zeug verkauft ja eh nur einer. Wenn du ihm deine Bestellung schickst, schreib darin, dass ich meinen Gefallen fordere. Er weiß was ich meine und wird den Preis senken. Der Rest… liegt dann bei dir.“ beruhigte Grudrec ihn.
„Ich lasse euch beiden mal alleine. Wenn ihr es immer noch nicht schafft das Erz zum schmelzen zu bringen, Brandrulim kennt mein altes Angebot mit meiner Fähigkeit. Das dürfte nun das allerletzte Mittel dann sein.“ stand Sina auf.
„Erm… natürlich.“ murmelt Brandrulim niedergeschlagen. Scheinbar ist das Zeug so teuer, dass er davon blass wird. „Wir melden uns, wenn… alles läuft wie es laufen soll…“
„Ach komm Brandu, wenn das alles klappt, werden unsere Namen und deine Schmiede in die Geschichte eingehen.“
„Super… eine Legende sein, die kein Gold in der Tasche hatte…“
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