Ich bin wiedergeboren und der Wert einer Freundschaft? II

Die Stimmung zwischen Rose und Lilith war bedrückt, zumal Rose das Geschehen von eben noch verarbeiten musste.

„Hey… es tut mir leid. Also nicht für die Männer, sondern dass du meine andere Seite gesehen hast. Vermutlich war das selbst für Dämonen… sehr brutal, aber… ich werde mich nicht biegen lassen. Das ist nun mal meine wahre Natur.“ versuchte Lilith die Stille zu brechen.

„Kennt… Sherry diese Seite auch?“ kam die Frage von der Heilerin. „ … Ja, diese Seite kennt sie, aber irgendwie… hat sie diese Seite akzeptiert ohne groß Fragen zu stellen. Selbst meine Freunde sehen dies öfters, wenn ich bei meinen Feinden aufräume.“ nickte Lilith, die neben Rose lief.

„Dann… hast du sehr starke Freunde. Ich… weiß nicht, ob… ich das auf Dauer so schlucken kann. Die Welt ist gemein und brutal, aber dennoch… sah ich auch die guten Seiten. Aber…“ versuchte Rose sich zu erklären.

„Das klappt nicht, wenn du vor Augen unmenschliche Sachen siehst und nichts machst. Dabei verrätst du deine eigenen Prinzipien. Ich… werde versuchen, dass in der Zukunft zu beachten.“ nickte Lilith verständnisvoll.

„Wie… machst du das? Du… kannst so… lieb sein, aber… du bist voller Fallstricke und dann wirst du direkt eine andere Person, sobald man darüber stolpert.“ schaute Rose ihre Freundin von der Seite an.

„Puh… ich weiß überhaupt nicht, ob ich es erklären kann. Diese Frage wurde mir schon mal gestellt, aber selbst da konnte ich keine vernünftige Antwort geben. Ich lebe mehr oder weniger nach dem Motto: Für meine Freunde das Beste, für meine Feinde das Schlimmste.

Ich hatte mal gegen einen Vampir gekämpft, der meinen Freund als Köder benutze und ihn töten wollte. Trotz das mein Freund auch gleichzeitig ein Rivale war, konnte ich nicht zulassen, dass dies passiert. Also habe ich mich zwischen den Vampir und mein Freund gestellt und den Todesschlag abgefangen…

Danach musste ich mit einem großem Loch im Bauch gegen den Vampir kämpfen, aber hätte ich das nicht getan… Wäre mein Freund gestorben. Dieser Freund ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für meine Freundinnen. Für Sherry ist er der Kampflehrer und für eine… weitere Freundin der zukünftige Ehemann.

Bei meinen Freunden kann man sagen, dass ich ziemlich schnell rot sehe, wenn man ihnen was antun…“

„Hast… du eigentlich überhaupt keine Angst oder so? Bei den Dämonen, den Spinnen, aber auch hier bei der Paladinen zeigst du sie überhaupt nicht.“

„Doch… wenn ich mich selbst verliere, sollte Sherry was zustoßen. Sie ist meine erste Liebe, die durch meinen Fehler… ewige Jugend erhalten hat, aber das hat sie mir verziehen. Sherry… verzeiht mir sehr viele Fehler, manchmal stelle ich mir die Frage… ob sie mich verdient hat.

So kaputt wie ich bin, hätte jeder das Weite gesucht, aber nicht Sherry. Sie würde jeden Stein auf der Welt umdrehen, sollte ich mich vor ihr verstecken, so eine Person ist das. Mein liebster Unglücksbringer…“ lächelt Lilith mit roten Wangen.

„Ist… das ein Kosename für deine Geliebte?“ wurde Rose nun ein bisschen neugieriger, die Stimmung besserte sich ein bisschen.

„Hm… Sherry hat den Titel „Pechvogel“. Keiner weiß woher und wie sie den bekommen hat… ich weiß nicht mal, wann? Hmm… sollte ich sie mal fragen, egal! Damit löst sie nur Pech in ihrer Umgebung, aber auch auf sich selber aus.

Als Beispiel, du bekämpfst eine Horde Orks, dann musst du bei ihr definitiv damit rechnen, dass immer ein stärkeres Monster erscheint, dass dich angreifen wird. Früher musste sie immer die Flucht antreten, aber mittlerweile ist sie so stark geworden, dass sie nun die starken Monster selbst bekämpft.

Auch… schafft sie es als eine der wenigen Personen mich immer wieder unerwartet mit ihrem Kopf in meinem Bauch zu treffen. Aber ich habe irgendwie den Eindruck… dass das Pech ihr in manchen Situationen das Leben rettet, so merkwürdig es auch klingt. Als… wollte dieser Titel verhindern, dass der Träger stirbt.“

„Ich merke… du liebst sie wirklich innig, wenn du soviel über sie weißt.“ lächelt Rose nun wieder und die Wangen von Lilith wurden nochmal ein bisschen rötlicher.

„Ah! Da seid ihr ja!“ rief eine Männerstimme. Beide Frauen haben bei dem Gespräch die Umgebung mehr oder weniger ausgeschaltet und sind irgendwie wieder beim Heim der Heilerin angekommen.

Es war Axel, der irgendwie immer noch nicht seine Rüstung ablegen konnte und ihnen zuwinkte, neben ihm stand Sakura in ihrer weißen Rüstung.

„Wo wart ihr denn? Ich dachte, wir wollten uns hier treffen?“ verlangte die Heldin direkt zu wissen, als Rose und Lilith bei den Gefährten ankamen.

„Erm… wir waren Magie üben. Erzmagier Draco hat Lilith ein paar Zauberbücher zur Verfügung gestellt, damit ich sie lernen kann.“ gab Rose einen Teilbericht ab.

„Dummerweise wurden wir von Paladinen unterbrochen, was ich… ziemlich blutig beendet habe, weswegen wir das Training vorerst abgebrochen haben.“ füge Lilith hinzu.

„Nein… sag jetzt nicht, du hast sie umgebracht?“ reagierte Sakura fassungslos, während Axel den Kopf schüttelte.

„Also, als ich sie in die Kanalisation geworfen habe, waren sie noch „lebendig“ gewesen. Ok, sie dürften Probleme haben in der völligen Dunkelheit noch was zu sehen, zusätzlich habe ich einem die Knie gebrochen, den zwei anderen die Beine abgetrennt.

Wenn die Göttin gnädig ist, werden sie es drinnen irgendwie überleben, aber ansonsten soll sich da ja ein Monster aufhalten, soll es sich um die kümmern.“ schaute Lilith „zufälligerweise“ in den Himmel bei ihrem Bericht.

„Du… hast was?“ hakte Axel nach, denn das Monster ist bekannt, sein Revier auf übelste Art und Weise zu verteidigen.

„Es zu spät ihnen noch zu helfen. Lass uns nun das Thema wechseln, die Diskussion für das Treffen ist vermutlich… wichtiger als irgendwelche verschollenen Paladine.“ schlug Lilith vor.

Alle schütteln ihre Köpfe. „Fehlt nur noch Leena oder?“ bemerkte Rose das eine Person fehlte. „Eigentlich ist sie doch ein sehr… pünktlicher Mensch.“

„Ich habe sie heute nicht in der Burg gesehen.“ meinte Sakura. „Was… genau ist zwischen dir und Leena passiert, Lilith?“

„Hm… wollen wir nicht besser warten, bis alle da sind? Wäre Leena gegenüber sehr unfair, einfach so zu starten.“ meldete sich Axel.

„Dann lasst uns doch noch ein bisschen warten. In der Zeit kann ich ja von meinen Erlebnissen mit Lilith berichten!“ grinste Rose, das Drama mit den Paladinen hat sie nun irgendwie… verdrängt.

Als gefühlt eine Stunde später immer noch keine Spur von der Magierin Leena zu sehen ist, als Lilith sich nun zu Wort meldet: „Scheinbar… hat Leena sich entschlossen, nicht zu erscheinen.“

„Wie… meinst du das?“ hakte Sakura sofort nach, selbst die andern starrten Lilith an. „War… gestern doch mehr vorgefallen? Als du vom Erzmagier Draco gegangen bist, habe ich Leena weinend im Büro gesehen.“ kam die Frage von Rose.

„*seufz* Ich… werde wohl mehr oder weniger wieder der Buhmann sein, aber… Leena hat uns mehr oder weniger verr…“ wollte Lilith ihre Erklärung starten, als…

„STOPP! WARTET!“ rief eine schwer atmende Frauenstimme. Alle drehten ihre Köpfe zu der Stimme hin und sahen Leena in ihrem zerknitternden Magierkleid ohne Magierhut, ihre Haare standen in alle Richtungen.

„Huch? Wir haben sehr lange auf dich gewartet!“ kam der Vorwurf von Sakura. „Ist denn… was passiert, so wie du aussiehst?“

„Ich… habe mich verschlafen…“ kam die Entschuldigung von Leena, ihre Augenringe konnte man nicht übersehen.

„ … Also hast du dich entschieden?“ fragte Lilith die Magierin, diese nickte. „Ja… ich stelle mich. Mein… Meister war in dieser Sache… keine sonderlich große Hilfe gewesen.“

„Wie… soll man das verstehen? Hat es was damit zu tun, wie du und Lilith miteinander umgegangen seid?“ fehlte Axel der Kontext.

Lilith und Leena starrten sich beide an, dann fing Leena an ihre… Beichte abzugeben: „Ich bin… war die Augen und Ohren für meinen Meister, aber auch für den König. Ihnen habe ich den genauen Bericht von unserem Abenteuer berichtet sowie wer Lilith in Wirklichkeit ist.“

Die Stille war ohrenbetäubend, die Gefährten starrten Leena an, als wäre sie die Dämonenkönigin. Alle standen vor der Wohnung von Rose. Man „hätte“ sich einen besseren Ort aussuchen können, aber irgendwie hat keiner daran gedacht.

„Bevor ihr eure Fragen stellt, lasst mich dies aus meiner Sicht erklären. Vorher… kannten wir uns alle nicht, nur erst nur durch den Meister von Sakura. Mein Meister und er waren befreundet gewesen und er bat Meister Draco, einen fähigen Magier zur Verfügung zu stellen.

Die Wahl fiel schnell auf mich, weil ich einer seiner besten Schüler war. Für… mich wahr das am Anfang mehr oder weniger eine Ehre gewesen, bis… Meister Draco, aber auch der König persönlich mich mit einer Geheimmission beauftragten.

Bei der Geheimmission ging es um nichts anderes als den tatsächlichen Stand der Dinge zu berichten, selbst Markus wusste davon nichts… Auch wenn ich ihm zutraue, dass er eine ungefähre Ahnung hatte, denn die Politik in der Burg war ihm ja nicht fremd.

Nun… ich habe die volle Wahrheit gesagt. Mein Meister und der König wissen, wer Lilith in Wirklichkeit ist. Aber so… wie Lilith ist, hat sie mit den knappen Informationen über meinen Meister schnell gemerkt, dass etwas im Busch war und hat mich… ausgetrickst.

Der König hat dann auch den Fehler begannen, sie mit dem Flügel darauf anzusprechen, was nicht wirklich die Art des Königs war, aber welche Eltern schauen schon gerne zu, wenn die eigenen Kinder brutal zusammengeschlagen werden.

Am… Abend kam Lilith tatsächlichen dann im Büro von meinen Meister vorbei und… ich musste mir ihre Anschuldigungen anhören… die auch irgendwie wahr sind. Aber ich habe dies nicht getan, um die Belohnung vom König zu bekommen, die hätte er mir so oder so schon gewährt.

Nein… mir war irgendwie nicht so bewusst, dass… dieses Abenteuer zwischen uns mehr als… nur eine Mission war. Ich…“ kam Leena nun ins stottern.

„Du warst all die Zeit alleine gewesen, dass Sakura, Rose und Axel mehr für dich geworden sind ohne das du es merktest. Du warst vermutlich in all der Zeit eine Einzelgängerin, die keine Freunde hatte und daher auch nicht wusste, was eigentlich Freundschaft ist.“ gab Lilith ihr Beistand.

„Das… stimmt. Für mich war das nur eine Mission gewesen und wollte es auch irgendwie schnell hinter mich bringen, denn… als eine Spionin bin ich sehr lausig und es gefiel mir auch nicht. Aber ich war auch nicht unbedingt in der… Position, dem König UND meinem Meister zu widersprechen.

Nun… kam Lilith in das Büro und hat mit ihrem „Charme“ mich dazu genötigt, gewisse Entscheidungen zu treffen. Für… mich waren diese Entscheidungen… vermutlich das schlimmste… was ich treffen musste. Aber… vielleicht sind sie irgendwo auch richtig, denn damit wurden mir die Augen geöffnet.“ sagte Leena mit einem ernsten Ton in der Stimme, dabei schaute sie ihren Freunden abwechselnd in die Augen.

„Früher wäre mir Freundschaft vermutlich ziemlich egal gewesen, sie hatte keinen wirklichen Nutzen gehabt. Nur… die Reise hat mich tatsächlich soweit verändert, dass ich darüber nachdenken musste.

Tja… nun ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich lieber die Wahrheit selber sage, als dass Lilith wieder den bösen Teil übernimmt.

Sakura, Rose und Axel… es tut mir vom Herzen leid, was ich getan habe. Wenn… ihr mich nicht mehr sehen wollt, dann habe ich es verdient. Es wird meinem Herzen weh tun, aber ich werde das Urteil akzeptieren, dass ich euer Vertrauen… missbraucht habe.“ beugte sich die Magierin am Ende.

Die Gefährten haben der Erklärung von Leena ohne Unterbrechung zugehört und schauten sich nun gegenseitig an.

„Meinst… du das ernst? Also… dass wir dich einfach so… fortschicken sollen?“ meldete Axel sich als erstes.

„Ja. Lilith hat für uns öfters den Kopf hingehalten und im… Wald haben wir uns geeinigt, Stillschweigen über ihre Person zu halten. Dies habe ich nicht getan, noch dazu habe ich die Warnung von Lilith ignoriert ohne die Konsequenzen wirklich vor Augen zu haben.“ nickte Leena.

„Deswegen… warst du so fokussiert auf der Mission.“ murmelt Rose. „Aber… du hattest doch… auch irgendwie Spaß gehabt, nachdem wir das Dungeon bewältigt haben. Ich…“

„Ich werde es auch nicht abstreiten, denn nachdem Lilith mir… die richtigen Tipps in der Magie gegeben hat, kam ich irgendwie selber zu der Erkenntnis, dass meine momentane Ausbildung… anders ist.

Ich will meinen Meister nicht für seine Lehre kritisieren, aber solche Informationen die Lilith mir gegeben hatte, hätte ich wirklich nichts dagegen gehabt, sie auch früher gekannt zu haben. Dadurch ist mir erst richtig bewusst geworden, was Magie eigentlich ist.“ lächelt Leena vorsichtig.

Nun schauten alle Sakura an, die immer noch schweigsam war. Lilith hat sich bewusst bei dem Gespräch ein größeren Abstand gehalten, denn… es war mehr oder weniger die Freundschaft ihrer Freunde.

„Ich… habe zu wenige Freunde auf dieser Welt, ich…“ seufzte Sakura, die nun zu einer Entscheidung gekommen ist. „Ich verzeihe dir. Jetzt nach einem neuen Magier zu suchen würde uns nur aufhalten, außerdem…

Meine Meinung nach sind es nicht unbedingt wir, bei denen du dich entschuldigen solltest, sondern bei Lilith selber. Ja, sie ist eine fürchterliche, gemeine und rücksichtslose Person, aber letztendlich… ist es aber sie gewesen, die den Kreis der Freundschaft von uns fester gezogen hat.

Meister Markus hat den Anfang gemacht und Li… Sina hat ihn vervollständigt. Selbst jetzt macht sie es, ob ihr das nun bewusst ist oder nicht.“ sagte Sakura zu Leena. Jeder war erstaunt über diese Erkenntnis der Heldin. Leena… fielen die Tränen aus den Augen raus. „ … Ihr… schickt mich nicht weg und verzeiht meine Aktion?“

„Nun, dein Meister und der König kennen nun die Wahrheit. Was sollen sie denn nun groß machen gegen Sina? Außerdem hast DU mich doch mit den anderen Damen hier vor der verrückten Spinnenfrau gerettet, ich glaube, so einfach geht dann doch nicht unsere Freundschaft kaputt, auch wenn du am Anfang recht nervig warst.“ grinste Axel.

„Ich… habe festgestellt, welche Elemente ich benutzen kann. Ich… wäre sehr glücklich, wenn eine erfahrene Magierin mir zur Seite steht und hilft, meine Magie richtig zu nutzen.“ lächelt Rose. „Außerdem wollen wir doch bestimmt noch weitere gemeinsame Abenteuer machen oder?“

„Du hast die beiden gehört. Ich… frage dich erneut: Würdest du meiner Gruppe im Kampf gegen den Dämonenkönig weiterhin zur Seite stehen?“ hielt Sakura eine offene Hand vor Leena, dabei lächelt sie die Magierin an.

Der Tränenfluss wurde bei Leena immer stärker, man sah es ihr an, dass sie es wirklich bereute, ihre Freunde mehr oder weniger verraten zu haben. Leena hatte keine einfache Kindheit gehabt, aber dieses Glücksgefühl das sie nun spürte war doch neu für sie.

Dann schlug Leena in die offene Hand von Sakura ein. „Ich… würde euch gerne weiter begleiten. Diesmal ohne… für meinem Meister oder dem König ein Spion zu sein.“

„Willkommen in der Gruppe, aber… eine Hürde hast du immer noch zu bewältigen.“ nickte Sakura zu Lilith rüber. „Ich kann deinen Meister und den König verstehen, wenn sie immer auf dem aktuellen Stand der Dinge sein wollen.

Wenn ich daran denke, wie… ich mich am Anfang blamiert habe ist es selbstverständlich für die Herren zu wissen, ob man mir die Bürde des Helden anvertrauen kann. Das… größere Problem ist momentan eher Lilith.“

Die Magierin schluckte schwer, denn unrecht hatte Sakura nicht mit ihrer Aussage. Lilith hat der Gruppe mehr oder weniger den Rücken gekehrt, obwohl sie kurz ausgeholfen hat beim Gespräch. Leena wurde die Hand von Sakura auf die Schulter gelegt und nickte ihr zu. Dann ging die Magierin zu der Dämonin.

„L… Lilith. Auch… wenn ich dein Vertrauen… vermutlich gebrochen habe, so tut es mir wirklich leid. Die Belohnung war mir wirklich nicht wichtig gewesen.“ stand die Magierin hinter Lilith.

„So? War es etwa Anerkennung die du haben wolltest? Weißt du… ein Satz geht mir bei deiner Rede nicht aus dem Kopf. Du hättest die Belohnung so oder so bekommen. Ich frage mich, wer bist du eigentlich wirklich?“ wunderte sich Lilith ohne sich umzudrehen. Verdutzt schauten sich die Gefährten an.

„Hmm… wenn ich so überlege, bisher weiß ich nur, dass Draco und der König deinen Bericht kennen und scheinbar vertrauen sie dir auch vollkommen ohne groß Fragen zu stellen. Auf welcher Basis liegt dieses Vertrauen?

Mein Vater gab mir auch eine Geheimmission mit in der „Vergangenheit“, mit der Begründung, dass er nur mir vertrauen kann, weil ich von seinem Blut abstamme. Wenn ich raten müsste, aber… Draco wird nicht wirklich dein Vater sein, also…“

„Ich habe keinen Vater… und dennoch… bin ich die Tochter des Königs.“ weihte Leena sie in das Geheimnis ein, was nur ihr Meister und der König wussten. Sofort reagierten ihre Freunde schockiert über das Geheimnis.

„Wenn… du die Tochter des Königs bist, dann bist du…?“ hakte Rose sofort, aber Leena schüttelt ihren Kopf.

„Nein, ich bin keine Prinzessin. Meine Mutter war eine Bürgerliche, die der König auf seiner Reise kennengelernt hat und ich bin mehr oder weniger das Ergebnis. Ich… will jetzt nicht von meiner Kindheit erzählen, aber mein Meister hat irgendwie herausgefunden, dass ich die Tochter des Königs bin.

Nun versucht der König irgendwie eine Schuld zu begleichen, weil er meine Mutter nicht retten konnte, aber das ist mir egal. Ich hatte es nicht einfach in der Vergangenheit, aber ich habe es irgendwie… geschafft, bis der König von seiner „Tochter“ erfahren hat. Seitdem versucht er mich immer irgendwo einzuspannen, will aber auch gleichzeitig nicht zugeben, dass ich von seinem Blut abstamme. Auf das Drama kann ich gut und gerne verzichten.“ sagte Leena dies zu ihren Freunden, dann wendete sie sich wieder zu Lilith.

„Nun weißt du wirklich alles über mich. Falls es dich beruhigt, aber ich habe Meister Draco gestern mitgeteilt, dass ich nicht mehr die Augen und Ohren für ihn, aber auch nicht für den König sein werde, bevor du ins Büro gekommen bist.“

Eine Stille herrschte zwischen den Freunden, Lilith drehte sich zu Leena immer noch nicht um, scheinbar fehlte noch irgendetwas.

„Kann… es sein, dass du nicht weißt, wie man jemanden verzeiht?“ fragte Rose auf einmal die Dämonin. Scheinbar hatte die Heilerin damit einen Nerv bei Lilith getroffen, denn sie zuckte auf einmal.

„Doch… glaube schon. Erinnerst du dich an die Geschichte, dass ich ein Loch im Bauch hatte? Mein Rivale war nach dem Kampf so voller Schuldgefühle, dass er sich sonst was angetan hätte, bis ich ihm klipp und klar erklärt habe, dass ich die Aktion immer wieder machen würde und es daher verzeihen werde… Ok, am Ende musste ich ihm drohen, dass er den Arschtritt der Lebens bekäme, wenn es nicht aufhört mit den Schuldgefühlen.“ erklärte Lilith.

„Liegt… es daran, was man dir angetan hat? Diese… Kindheit, die du erlebt hast… Meister Draco sagte mir, du hättest die Fähigkeit „Bizarre Gedanken“. Das ist eine Fähigkeit, die nur Wahnsinnige haben und bei diesen Personen muss man damit rechnen, dass sie eine wandelnde Gefahr sind für andere, aber eventuell auch für sich selber.

Könnte es nicht sogar sein, dass… selbst wenn du deinem… Freund verziehen hast, es eher nur so daher gesagt hast, damit seine Schuldgefühle sich auflösen, aber immer noch nicht weißt, was es wirklich heißt, jemanden von Herzen zu verzeihen?“ fragte Leena.

Die anderen haben sich nun ebenso hinter Lilith gestellt, die scheinbar ziemlich stur ihnen weiter den Rücken zeigte, als Rose zu ihr ging und von der Seite anschaute. Erstaunt riss Rose ihre Augen auf, als sie das weinende Gesicht von Lilith sah.

Ohne… zu wissen warum, umarmte Rose Lilith von der Seite. Die anderen wollten auch kommen, aber Rose hob eine Hand, dass sie Abstand halten sollen.

„Lilith… du würdest Leena auch gerne verzeihen, aber weißt nicht wie oder?“ flüstert Rose ihr ins Ohr.

„Ich… weiß es einfach nicht. Selbst mir kann ich nicht mal verzeihen, was ich meiner Freundin angetan habe damals. Lieben tue ich sie, Angst kann ich auch fühlen sowie Scham, aber… jemanden eine… zweite Chance geben… ich weiß nicht, wie das gehen soll.“ murmelt Lilith.

„Oh… im Grunde ist das eigentlich sehr einfach, weißt du?“ meldete sich Axel auf einmal. Axel, der Lilith am Anfang liebend gerne das Schwert rein gerammt hätte. Verdutzt drehte Lilith sich nun endlich um, alle sahen ihr verweintes Gesicht.

„Jedes Kind kennt den Trick, es ist nur eine Frage des Wollens. Keine Ahnung warum du dir selber nicht verzeihen kannst, aber hier mit Leena willst du es eigentlich doch oder? Dir hat es doch ebenso Spaß gemacht zu sehen, wie Leena deine Tipps versucht hat umzusetzen und im Grunde… bist du zwar enttäuscht, möchtest ihr aber gerne eine zweite Chance geben.

Der Trick ist, vor ihr zu stehen und dies auch zu sagen. Nicht einfach daher gesagt, damit es ihr besser geht, sondern auch dir selber besser geht.“ grinste Axel.

Sakura sah Axel nun ein bisschen mit anderen Augen, irgendwie… wirkte er erwachsener für die Heldin. „So wie Axel es sagte, ist es tatsächlich einfacher. Natürlich darf man das nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber bei Leena´s Fall glaube ich wirklich… dass man ihre Aktion verzeihen kann.“ fügte Sakura anschließend hinzu.

Lilith schaute Axel und Sakura abwechselnd an, dann Rose die an ihre Seite stand und zunickte. „Selbst ich kann das.“

„Ich… würde gerne weiter mit euch Abenteuer bestreiten und… weitere Tipps von dir lernen, deswegen… Es tut mir wirklich von Herzen leid!“ verzog Leena weinend das Gesicht.

Die dämonische Heldin starrte nun die Magierin Leena an und seufzte: „Wieso… es letztendlich so gekommen ist… egal. Leena, ich versuche es dir zu verzeihen, mehr kann ich momentan nicht machen. Würde mich natürlich freuen… wenn wir uns weiter sehen können.“ lächelte Lilith schräg.

Rose umarmte freudig Lilith wieder von der Seite, während Leena die Worte von der Dämonin erst auf sich wirken lassen musste… Dann ging sie ebenso zu Lilith und umarmte diese ebenfalls…

„Danke… Das… ist wohl, was man Freundschaft nennt…“