Ich bin wiedergeboren und nehme Abschied?

Nach der Belohnung gab der König ein Bankett. Es wurde ausgiebig gespeist und der Wein schmeckte köstlich. Die wenigen Vertrauten des Königs brachten sich auf den neuesten Stand und hatten nur ein Thema, Sina.

Als erste Ritterin in der Geschichte war Sina natürlich ein Gesprächsthema. Sina war noch immer in ihrer Aufmachung und zwierbelte mit ihren Fingern in der Dauerwelle.

„Warum verzieht ihr euer Gesicht so Lady Sina?“ grinst Themba sie von der Seite an. „Das Kleid meiner Mutter steht dir prächtig, nur warum der Dämlack von Schneider es auf diese Weise gelöst hat…“

„Kann man nichts ändern. Warum musste dein Vater mir einen Adelstitel geben? Lady hier, Lady dort, das raubt mir meine Nerven.“ nörgelt Sina.

„Vergiss nicht die Dokumente deinem Verwalter oder wer auch immer für dein Zuhause zuständig ist, weiterzureichen. Das Grundstück gehört nun komplett dir und du musst keine Grundsteuer mehr bezahlen.“ ignoriert Themba ihr Gemecker.

„Ist ja nicht so, als wäre ich arm. Das Geld kommt irgendwie immer von selbst geflogen und mir gibt man die Schuld, dass gewisse Gildehäuser immer ärmer werden.“

Sina war im Gildehaus von der Hauptstadt um die Monstersteine von den Orks abzuliefern. Zu der Mine gab es auch einen Auftrag, den sie automatisch mit erledigt hatte. Die Rezeptionistin wollte Sina nicht glauben, das eventuell ein Raum für die Steine benötigt werden. Da reißt bei Sina der Geduldsfaden und sie gab die Steine direkt vor Ort ab.

Später konnte man die Rezeptionistin unter den Steinen bergen, aber… „Wegen Ihnen können wir bald keine weiteren Aufträge auszahlen, verdammt! Sammeln sie die Monstersteine nicht und geben sie dann auf einen Haufen ab!“ schimpfte der stellvertretende Gildenmeister.

„Hallo? Das waren alles Monstersteine aus der Mine? Bist du dumm oder so?“ war die Antwort von Sina und es hätte beinahe einen blutigen Streit ausgelöst, wenn sich nicht eine andere kluge Rezeptionistin eingemischt hätte mit einem prallen Sack voller Goldmünzen.

„Die Steine wurden gezählt und die Belohnung vom Auftrag ist ebenso drin. Ich bedanke mich, dass sie die Welt sicherer gemacht haben.“ verbeugte sich die Frau entschuldigend.

„Was hast du eigentlich mit dem Geld von den toten Adeligen gemacht?“ fragte Themba

„Habe ich dem Waisenheim gespendet. Sie dachten, ich wäre die Göttin oder so und wollten mich nicht mehr gehen lassen. Am Ende habe ich den Kindern wieder Spiele und andere Aktivitäten beigebracht. Wäre Ralph dabei gewesen, hätte ich ein bisschen Musik gespielt, aber seine neue Familie lässt ihn scheinbar wenig Freiheiten sowie auch seine neue Freundin.“ kommentiert Sina.

Tatsächlich bemühen sich Friedrich und seine Frau, das Ralph es so angenehm wie möglich hat. Friedrich hat ihm schon paar Tricks beim Schwertkampf gezeigt und haben sich geeinigt, dass sie gemeinsam ihre Übungen machen, bis Ralph selber in die Schule kommt. Themba verlässt oft ohne Aufsicht die Burg, was immer wieder zu Panik unter den Soldaten führt, aber Alwin gab den entscheidenden Hinweis, dass sie immer zuerst bei Ralph nachschauen sollten.

Es kam sogar wieder zu einer sehr hitzigen Diskussion zwischen Themba und ihrem Vater, als Alwin ihm erzählte, dass Themba ihren Freund auf die Wange geküsst hatte. Gerüchteweise soll die Burg gewackelt haben.

„Ich weiß ja nicht, wie Mama mit dir zurechtgekommen ist oder ging ihr Vater Mama ebenso auf die Nerven?“ rollte Themba bei der Diskussion die Augen.

„Nun, ich werde auf ihn warten.“ antwortet Themba auf die Anspielung von Sina.

„Dann warte nicht zulange. Wenn er älter wird, werden die anderen Mädchen ihm ebenso hinterher schauen.“ prophezeit Sina.

„Oho, als ob Ralph sich das traut. Ho ho ho.“ Thembas Gesicht wurde dabei schwarz, ihre Augen zu Sternen und ein weises Lächeln bildete sich darauf.

„Der arme Junge, aber vielleicht ist es sein Schicksal einen Drachen zu haben.“ schüttelt Sina nur den Kopf.

„Ah, bevor ich vergesse. Hier, deine Bronzemünze. Damit hast du deinen Auftrag offiziell beendet.“ grinst Themba Sina an.

„Danke.“ grinst Sina ebenso, als sie die Münze annahm.

„Ich habe gehört, dass du uns morgen schon verlässt?“ fragte Themba etwas traurig.

„Das ist richtig. Es gibt noch andere die auf mich warten. Ich sehe es jetzt schon kommen, wie sie mich mit dem Lady-Gedöns aufziehen werden.“ rollte Sina ihre Augen.

„Nun, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Du hast es dir ja auch verdient.“ muntert Themba sie auf.

„Weißt du welche Bedeutung der Ring „Hope“ hat? Er ist wunderschön, aber… mein Bauchgefühl sagt mir, dass da mehr dran ist.“ fragt Sina.

„Tut mir leid, Vater hat mir darüber nichts gesagt, nur das er sehr lange in der Schatzkammer danach gesucht hat.“ erklärt Themba.

„Dein Vater hat persönlich danach gesucht? Hat er denn keinen Schatzmeister oder so was ähnliches?“ wundert Sina sich.

„Der wurde verhaftet. Sein Name war ebenso auf der Liste.“ war Thembas Antwort darauf.

„Ups, nun betrachten wir es nüchtern. Dein Vater weiß nun, wo was in der Schatzkammer liegt.“ und beide Damen kicherten.

Irgendwo auf der Welt in einer Burg.

Der schwarze Mann mit den silbernen Haaren saß auf dem Thron und führte ein Gespräch mit seiner Tochter.

„Camilla meine Liebe, wo sind eigentlich Tio und Mio? Sollten sie nicht längst zurück sein?“ wundert sich der Mann.

„Bedaure mein Vater, ich weiß leider nicht wo meine dämlichen Schwestern sind…“ entschuldigt Camilla sich für ihr Unwissen.

„Nun, sie haben bei ihrem letzten Auftrag versagt und egal wie dumm oder schlau einer ist, aber es gibt gewisse Regeln, die muss man halt einhalten und fürs Versagen gibt es nun mal nur den Tod.“ teilt der Mann es mit.

„Vermutlich kommen sie deswegen nicht und verstecken sich irgendwo. In unserer Familie ist kein Platz für Versager.“ pflichtet Camilla ihrem Vater bei.

Ein Mann betrat den Raum von dem dunklen Mann und Camilla. „Nun, ich könnte euch helfen.“ verbeugte sich der Mann mit kurzen silbernen Haaren.

„Ah, mein Erstgeborener beehrt mich mal wieder. Wie viele Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen Justus?“ freut sich der schwarze Mann, seinen Sohn zu sehen.

„Hmm, über 70Jahre? Ich war auf dem Kontinent Dunkon für mein Training gewesen, ich bin definitiv viel stärker geworden seit dem letzten Duell Vater.“ grinste Justus.

„Nun, du bist einer der wenigen, die mich immer herausfordern. Nachdem Ludwig gestorben ist muss ich nach einem Ersatz suchen der mich aufheitert.“ schüttelt der Mann traurig seinen Kopf.

„Ach Ludwig, er war ein interessantes Spielzeug. Sobald man Andeutungen von Schwäche zeigte, keimte Hoffnung in ihm auf und am Ende haben wir die Hoffnung zerstört.“ lachte Justus sadistisch.

„Bruder Justus, du meintest, du wüsstest wo Mio und Tio sind?“ unterbrach Camilla das Gespräch zwischen Vater und Sohn.

„Aber sicher. Ich habe gehört das zwei identische Vampire in einem Gildenhaus als Mitarbeiter arbeiten.“ erzähl Justus. Camilla reist ihre Augen vor Unglauben auf und der dunkle Mann lachte aus vollem Herzen.

„ … Du willst uns doch auf den Arm nehmen oder? Sie verstecken sich ausgerechnet bei den Abenteurern und geben sich nicht mal die Mühe, sich zumindest zu verkleiden?“ wundert Camilla sich.

„Ich kenne die Umstände nicht, wie sie dort hingekommen sind, aber wenn man es nüchtern betrachtet: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Sie sind nicht die hellsten, aber… diese Idee hat schon was.“ nickt Justus.

„Herrlich, am Ende brachten sie mich doch zum lachen. Camilla.“ die Stimme des dunklen Mannes wurde schnell eiskalt.

„Ja Vater?“

„Ich will, dass du deine Schwestern aufsuchst und sie vor Ort bestrafst für ihr Versagen und für ihre Unverschämtheit für Vieh zu arbeiten.“ befahl der Mann.

„Wie ihr wünscht Vater. Ich werde mich sofort auf die Suche begeben.“ verbeugte Camilla sich.

„Ich glaube gehört zu haben, dass sie im Königreich Efrana sind, aber mit deinen Fähigkeiten wirst du das schon schnell genug herausfinden.“ spottet Justus. Camilla beißt sich auf die Zähne und schluckte ihren Kommentar herunter. Beide wussten genau, wenn es zu einem Kampf kommt, ist Justus der klare Sieger.

„Danke… für die Information. Wenn ich mich entschuldigen darf…“ und Camilla ging von den Männer weg.

„Du solltest deine kleine Schwester nicht so ärgern. Wir wissen doch beide, dass Camilla viel stärker ist als sie aussieht. Selbst Ludwig konnte nicht mal Hand an sie legen, unser Lieblingsspielzeug.“ grinst der Vater.

„Ich wundere mich, dass du nicht schon längst auf der Suche nach seinem Sieger bist.“ Justus hob eine Augenbraue.

„Normalerweise schon, aber ich dachte mir, warum spiele ich nicht einfach mal ein anderes Spiel? Diesmal soll die gesamte Familie sich an dem Spaß beteiligen.“ eröffnete der Vater seinen Plan.

„Alle? Das wird aber dauern. Selbst ich weiß nicht mal wo meine anderen Geschwister sind.“ grübelt Justus.

„Das ist nicht schlimm. Solange kann der Sieger sich in Sicherheit wähnen und stärker werden. Das gibt dann nochmal ein gewissen… Kick bei dem Spiel.“ grinste der dunkle Mann und Justus ebenso.

Am nächsten Tag packte Sina ihre Sachen ein, die sie vom König bekommen hat sowie einen Brief von Ralph für die Waisenkinder in Fanfoss. Nachdem alles überprüft wurde, wollte Sina sich nun verabschieden, bis sie von Simon aufgehalten wird.

„Schönen guten Morgen Lady Sina. Gut dass ich euch noch abgefangen habe. Bevor ihr geht, muss ich euch noch was zeigen.“ grüßte Simon die Heldin.

„Erm, guten Morgen? Solange es schnell geht?“ wundert Sina sich.

„Keine Sorge, ihr werdet es nicht bereuen. Folgt mir einfach.“ und Sina folgte Simon.

Nach einiger Zeit standen beide auf dem Hof und werden von den anderen begrüßt. Dem König, seinen Kindern sowie Ralph und Friedrich. Hinter ihnen stand eine königliche Kutsche, die mit vier Pferden bespannt ist.

„Erm, guten Morgen alle?“ wundert Sina sich.

„Guten Morgen Lady Sina. Wir wissen, dass ihr nicht länger warten wollt, deswegen kürzen wir die Abschiedsgesten etwas ab.“ grüßt der König und gab Simon das Zeichen.

„Diese Kutsche sowie die Pferde sollen nun euch gehören Lady Sina. Die Kutsche gehörte einem der Verräter und der wird sie nicht mehr wirklich brauchen. Wir haben das Wappen gegen das des Königs ausgetauscht. Interessanterweise ist diese Kutsche eines der modernsten Kutschen, die momentan existieren. Die Pferde gehörten einem anderen Verräter, der sich auf Pferdezucht spezialisiert hatte. Das sind speziell trainierte Pferde für lange Reisen.

Sie gehören nun euch. Wartet, ihr braucht nichts zu sagen. Ihr habt einen persönlichen Kutscher, der das Gefährt für euch fahren wird. In Fanfoss wurde der Adelige ebenso festgenommen und wir haben sein Anwesen für uns beansprucht. Dort wird euer Gefährt, eure Pferde und der Kutscher leben. Die Kosten übernimmt das Königreich, ihr braucht euch also über nichts Gedanken zu machen.“ beendet Simon seine Ausführung.

Sina staunte nur über die große Kutsche. Die Pferde wirkten gut gepflegt und sahen wunderschön aus.

„Ich… weißt nicht was ich dazu sagen soll?“ sagte Sina.

„Sag einfach Danke.“ schlägt Ralph grinsend vor.

„Erm… danke?“

„Wieso endet es als Frage?“ schüttelt Ralph den Kopf und alle lachten.

„Nun heißt es Abschied nehmen. Ich glaube ich wiederhole mich nur, aber danke für die Rettung meiner Kinder.“ nickt der König.

„Gerne, das nächste mal kann Ralph den Job übernehmen, wenn er weiterhin fleißig übt.“ zwinkert Sina und Ralph wurde nur verlegen.

„Du verlässt uns schon?“ fragt Alwin traurig.

„Ja, aber keine Sorge. Sollte ich in der Hauptstadt sein, werde ich dich definitiv besuchen kommen.“ tröstet Sina den jungen Prinzen.

„Man sieht sich.“ war Thembas Abschied, aber man sah ihre glasigen Augen. „Oho, ich hatte mehr erwartet von euch Nervi.“ und Themba wirkt wieder leicht verärgert über den Spitznamen.

„Schwester Sina, bitte versprich mir, dass du auf meine Geschwister acht gibst?“ war Ralph ebenso den Tränen nah. Sina umarmte ihn und flüstert ihm ins Ohr: „Macht dir keine Sorgen, ich kümmere mich.“

„Nun denn die Herrschaften, man sieht sich.“ grinst Sina bei ihrem Abschied. Der Kutscher, ein etwas älterer Mann öffnete die Tür.

„Guter Mann, so schnell wie möglich wieder nach Fanfoss zurück.“ befahl Sina und der Kutscher nickte nur.

Wenige Minuten später fuhr die Kutsche los und aus dem Fenster nach hinten sah Sina, wie ihre Bekannten immer kleiner wurden… eine Träne verließ Sinas Augen.