Ich bin wiedergeboren und auf der Flucht?

„Sina? Wieso vergiftest du dich selber?“ war Ralph der Erste, der diese Frage stellte. Nun, wenn man bedenkt, dass die Kinder gesehen haben, wie schnell der Baron gestorben ist und Sina dann freiwillig selber den Tee trinkt, ist das eine relativ normale Frage.

„Als ob irgendein Gift stark genug auf der Welt ist, dass mich töten könnte.“ bekam Ralph als Antwort von Sina.

„Oder dein Tee war nicht vergiftet.“ kommentiert Themba gereizt. Die Prinzessin weiß momentan nicht, was sie machen soll.

Dann kamen auf einmal der Butler mit der Hausdienerin, die beide eine Waffe hielten. „Wir können euch nicht lebend gehen lassen!“ erklärt der Butler.

„Ho? Euer Herr ist doch tot, seid ihr so loyal, dass ihr ihm in den Tod folgt? Ausgerechnet Baron Schmu, der die Prinzessin und den Prinz mit Gift töten wollte?“ fragt Sina sarkastisch.

„Ihr versteht das nicht. Wenn wir euch nicht töten, werden die anderen unsere Familie töten!“ schrie die Hausdienerin.

„Wer sind die anderen?“ mischte sich die Prinzessin Themba ein, aber die Hausdienerin schüttelt nur den Kopf.

„Kinder, schließt eure Augen.“ antwortete Sina und ging zu den beiden Personen hin. „Warte, du brauchst es…“ rief Themba, aber Sina hatte ihr Werk schon beendet, indem sie beiden einfach das Genick gebrochen hat.

„ … Du Mörderin. Man hätte es auch anders klären können!“ schimpfte Themba nun, selbst Ralph wirkte geschockt über die Kaltblütigkeit von Sina.

„Nein, sie hätten alles versucht uns zu töten, man hat es in ihren Augen gesehen. Wer die anderen auch sind, sie hatten mehr Angst vor ihnen als vor mir. Außerdem habe ich uns damit nur Zeit verschafft, die wir brauchen. Wach auf Nervi, das ist eine brutale Welt in der du und dein Bruder leben!“ erklärt Sina.

„Aber…“ wollte Themba was sagen, wird aber von Sina unterbrochen. „Was weiß du genau über das Leben hier draußen? Im Grunde nichts. Du hast die anderen Waisenkinder gesehen und Ralph wird auch einiges erlebt haben. Meine Freundin wurde von einer Untergrundorganisation entführt und ich musste bei ihrer Befreiung Menschen foltern und töten. Das Leben ist kein Ponyhof!“ schimpft Sina nun auf Themba ein, die nun Tränen in den Augen hat.

„Schwester Sina, ich glaube, wir sollten die Diskussion woanders führen.“ versuchte Ralph ein Rettungsseil in den Streit zu werfen.

„Ok, verlegen wir die Diskussion auf ein anderes Mal. Verschwinden wir!“ befiehlt Sina und alle verließen die Villa.

Als sie wieder draußen waren, fragte Alwin: „Und was machen wir nun?“

„Wir gehen in eine Gaststätte und essen erst mal. Danach können wir immer noch überlegen. Ach ja, Nervi gib mir deinen Ring. Ich werde ihn erst mal wieder aufbewahren…“ aber Themba schüttelt nur ihren Kopf.

„Ich kann meinen Ring nicht einer Mörderin geben…“ und dann wird sie von Sina grausam gepackt.

„Langsam verliere ich wirklich meine Geduld. Ich weiß nicht warum man dir an die Kehle will und langsam ist mir das wirklich egal. Ich erkläre dir, warum ich den Ring wieder haben will. Dieser Ring ist der einzige Beweis, wer ihr seid. Wenn dieser Ring verloren geht, seid ihr nichts als normale Kinder. Man würde euch nicht mal in die Burg eures Vaters lassen. Ist das nun bei dir angekommen?“ teilt Sina es durch ihre Zähne mit und Themba nickte weinend.

„Lass meine Schwester in Ruhe! Du tust ihr weh!“ klopfte Alwin an der Seite von Sina. Sie seufzte nur und ließ Themba los.

„Sina, du solltest etwas nachsehen haben mit der Prinzessin Themba. Für sie ist das alles vollkommen unbekannt. Du kannst nicht erwarten, dass sie auf deiner Welle ist.“ schützt Ralph die Prinzessin, die wieder ein leichtes Herzklopfen hatte.

„Ist schon gut. Ich habe schon verstanden. Sina versucht auf ihre Art und Weise uns zu beschützen… Hier, nimm den Ring…“ reichte Themba den Ring an Sina weiter.

„So, nun gehen wir essen.“ nickte Sina den Kinder zu, obwohl sie alle keinen Hunger hatten nachdem, was in der Villa passierte.

Später saßen alle in einer Gaststätte und Sina bestellte für die Kinder nur eine leichte Suppe mit Brot, während sie für sich eine etwas größere Portion bestellt.

„Ihr solltet was essen, der Hunger wird sonst gnadenlos zuschlagen.“ teilt Sina allen die Information. Ralph musste schwer schlucken, aber schaffte es, die Suppe langsam zu essen.

„Was sollen wir nun machen Schwester?“ fragte Alwin, der selber die Suppe langsam isst. Einzig Themba weigerte sich zu essen und wirkte nur hilflos.

„Ich weiß es nicht. Ich dachte wirklich, das Baron Schmu uns hilft, aber das er uns töten wollte, heißt für mich nur, dass ich keinem Adeligen vertrauen kann…“ und Themba ließ den Kopf hängen und weinte.

Ralph schaute niedergeschlagen die Prinzessin an und überlegte, wie er sie trösten könnte. Dann versuchte er mit Sina in Augenkontakt zu kommen, aber irgendwie ignoriert sie es.

„Sina, was würdest du als Prinzessin in so einer Lage machen?“ versuchte Ralph mit einer cleveren Frage Sina zu ködern.

„Du bist aber in ganz Schlauer, Ralph.“ anerkennt Sina Ralphs Frage. „Was würde ich machen. Nun, ich kann niemandem vertrauen außer meiner Familie. Also muss ich irgendwie wieder nach Hause kommen.“

„ … Wie weit ist es denn bis zur Hauptstadt?“ murmelte Themba und versuchte ihre Tränen wegzuwischen.

„Keine Ahnung, war bisher nicht dort gewesen. Ralph?“ schaute Sina den rothaarigen Junge an.

„Ich war auch noch nicht dort, aber ich kann mich erkundigen.“ schlägt Ralph vor. „Dann tue es einfach mal, es schadet ja nicht es zu wissen.“ nickt Sina.

Ralph beugte sich zu Themba und flüstert ihr ins Ohr: „Du solltest versuchen, Sina zu überzeugen, dass wir euch bis zur Hauptstadt begleiten sollten.“ und dann verschwand Ralph aus der Gaststätte.

Themba wurde rot im Gesicht und Sina rollt ihre Augen.

In der Zwischenzeit in der Villa von Baron Schmu:

Verhüllte Männer betraten die Villa und fanden nur das Personal tot vor sowie Baron Schmu. Einer der Männer schüttelt nur den Kopf und zeigt auf die Tassen.

„Amateure, warum haben sie nicht einfach auf uns gewartet.“ fluchte einer der Männer.

„Weiß man denn, wer die Begleiter sein sollen?“

„Nein, aber sie müssen außergewöhnlich sein, wenn sie eine Gruppe voller Meuchelmörder töten können und die Falle des fetten Barons bemerken.“

„Sie dürften nicht allzu weit gekommen sein. Vielleicht sind sie noch in der Stadt.“

„Dann sucht sie! Eine Prinzessin und Prinz dürften in der Menge doch auffallen!“

In der Gaststätte überlegte Themba fieberhaft, wie sie Sina überzeugen könnte. Sina und Alwin waren noch am Essen und Sina sah nicht so aus, als würde sie Themba in irgendeiner Form helfen.

„Nun, wenn ihr zu keinem Entschluss kommt, kann ich euch auch im Waisenhaus abgeben, dann reisen Ralph und ich wieder zurück nach Fanfoss.“ merkte Sina an.

„Nein, nicht. Warte…“ reagierte Themba geschockt, was Sina ihr offenbarte.

„Es tut mir leid, wie ich euch genannt habe.“ fing Themba an und hatte die Aufmerksamkeit von Sina.

„Ich… bin das nicht gewohnt, dass Menschen einfach so getötet werden…“

„Vermutlich nicht.“

„Baron Schmu war wirklich meine größte Hoffnung gewesen, aber dass er mich und Alwin versuchte zu vergiften…“

„Nun, in meinen Augen sind die meisten Adeligen Parasiten, die den Titel von ihren Vorfahren bekommen haben und nicht durch ihre eigene Leistung. Die meisten benehmen sich wie Kleinkinder, denen die Macht zu Kopf gestiegen ist.“

„ … Ich… brauche eure Hilfe… Nein, wir brauchen eure Hilfe.“

„Und was genau soll ich tun?“

„Kannst du mich und Alwin beschützen, bis wir zu Hause angekommen sind? Alleine sind wir nicht in der Lage. Überall sind Feinde die uns töten wollen und… wir sind keine Kämpfer wie du.“

„Ich bin eine Abenteurerin falls du es noch nicht wusstest. Wir sind nicht wirklich auf einer Ebene, dass wir uns als Freunde betrachten und ich euch den Gefallen tue.“

„ … Ich kann dich bezahlen.“

„Ho? Wie viel denn?“

Themba durchwühlte ihre Tasche, aber dann fiel ihr ein, dass sie überhaupt kein Geld hatte.

Alwin legte eine Bronzemünze auf den Tisch. „Mehr habe ich leider nicht.“ entschuldigt er sich.

„Hmm, ok. Mit der Belohnung kann ich leben.“ nickt Sina.

„Eh?!“ wundert Themba sich.

„Nun, ich nehme euren Auftrag an. Sobald Ralph wiederkommt, reisen wir direkt los. Solltest du dir zu viele Gedanken machen über die Belohnung, kannst du auf der Reise darüber nachdenken, warum ich dies so gemacht habe.“ erklärt Sina mit einem leicht freundlichem lächeln.

Es dauert nicht lange und Ralph kam mehr oder weniger hereingestürmt. „Schlechte Neuigkeiten. Ich habe verhüllte Männer am Anwesen des Barons gesehen.“

„Was wolltest du denn dort? Ich bezweifele, dass der Baron dir in irgendeiner Form noch was sagen könnte.“ teilt Sina es sarkastisch mit.

„Ich weißt es nicht, irgendwie bin ich dort hingekommen. Ich weiß aber nun wie man in die Hauptstadt kommt.“ keuchte Ralph.

„Setzt dich hin und komm wieder zu Atem. Die Männer werden nicht so dumm sein und hier einen Angriff starten. Außerdem kennen die uns nicht mal, also halten sie nur Ausschau nach Nervi und Alwin.“ beruhigt Sina den Jungen.

„Erm… Ok?“ wundert sich Ralph. „Wie seid ihr zu einer Entscheidung gekommen?“

„Nervi hat mich als Abenteurerin eingestellt. Der Auftrag geht solange, bis sie bei ihrem Vater, dem König, lebend angekommen sind.“ erklärt Sina.

„Echt? Cool, dann geht das Abenteuer ja weiter!“ freute sich Ralph. Themba wusste nicht, wie sie reagieren soll, aber irgendwie ist sie auch glücklich, das Ralph weiterhin in ihrer Nähe ist.

„Nun dann Reiseführer. Dann erkläre uns den Weg.“ nickte Sina.

„Nun, es gibt drei Wege… Eigentlich zwei. Die eine Möglichkeit ist, dass wir zu Fuß reisen, aber das ist der längste Weg und wir werden vermutlich zwei Wochen brauchen. Die andere Möglichkeit ist, wir suchen eine Hafenstadt auf und lassen uns per Schiff transportieren, dürfte aber die teuerste Wahl sein.“

„Und was ist die Dritte?“

„ … Das wäre der schnellste Weg, aber wir müssten durch eine alte Mine reisen, die gerüchteweise voller Orks sein soll.“

„Weißt du wo sie liegt?“

„Wieso willst du diesen Weg nehmen? Das ist der gefährlichste!“

„Nun, wenn hier die Männer sind, werden sie ebenso die Wege absuchen, die du uns gerade aufgesagt hast. Sie werden am wenigsten erwarten, dass wir die Mine nehmen und selbst wenn sie dort auch nachschauen, müssten sie ebenso an den Orks vorbei.“ erklärt Sina die Lage.

„Aber…“ versuchte Themba bei der Entscheidung mitzuwirken.

„Eine Landreise können wir vergessen, das haltet ihr nicht aus und die Reise mit dem Schiff bin ich mir nicht sicher, was die Meuchelmörder planen würden. Aber gegen Orks werden wir keine Probleme haben.“

„Als ob wir eine Wahl hätten… dann reisen wir zur Mine.“