Ich bin wiedergeboren und … das Training?

Mehrere Banditen haben sich auf einer Anhöhe versteckt und langweilen sich zu Tode. „Mensch… ich sag doch, hier wird niemand mehr kommen. Warum will der Boss das einfach nicht einsehen?“ nörgelte einer der Männer.

„Kann man nichts… hey warte… ich sehe da eine Gruppe!“ rief einer der anderen aufgeregt, während er durch sein Fernrohr schaut. „Holt mal den Boss, dass… ist echt eine fette Beute für uns!“

„Was isn los?!“ wunderte sich wieder ein weiterer Bandit.

„Da sind vier Weiber, eine davon sehr knapp gekleidet und vor allem pressen ihre Melonen fast raus. Aber nur die ohne Melonen tragen scheinbar ziemlich schwere Rucksäcke, das ist doch genau, was wir wollen oder?“ berichtetet der zweite Bandit, da rannte einer los um den Boss zu holen.

Es dauerte nicht lange und ein großer Kerl mit vielen Narben im Gesicht hörte sich ebenso den Bericht an und schaut durch das Fernrohr.

Eine Frau trug ein… sehr enges grünes Kleid, als wäre ihr Kleid zerrissen und zerschnitten worden. Aber im Gegensatz zu ihren Begleitern trug sie keinen Rucksack. Die anderen waren nicht so gut gebaut und sahen ziemlich verschwitzt an den Gesichtern aus, aber das war dem Boss egal.

„Gebt allen Gruppen das Zeichen, ich will sichergehen dass wir die Weiber lebendig bekommen, meine Klöten brauchen dringend eine Munddusche.“ lachte der Boss sehr dreckig, die anderen Banditen fielen in sein Gelächter ein. „In einer Stunde schlagen wir zu…“

„Warte, ich gebe auf nein NEIN NEEEIIIIIINNNNNNN!“ brüllte der Boss verzweifelt um sein Leben, als die Frau mit der weißen Rüstung ihm den Kopf abschlug.

„Das… sollten jetzt alle gewesen sein, Herrin…“ stöhnte Sakura mit einem roten Kopf, ihr Rucksack bringt sie fast um.

„Wunderbar, damit hätten wir den ersten Auftrag erledigt. Ich wusste doch, dass diese Schweine auf meine Falle anbeißen.“ lächelte Lilith, als sie Lazarus aus dem Inventar rausholte und den toten Banditen die Köpfe abschlug, anschließend in ihren neuen Inventarring verstaute.

Dank der speziellen Karte von Emanuel wusste sie alle Orte, wo die Aufträge liegen und weil sie es mit menschlichen Gegnern zu tun hatten, wollten sie direkt alle erwischen. Der Plan ging auf und fast über siebzig Männer kamen aus den Löchern herausgekrochen.

Das Ende vom Lied, die Banditenbande hat die Heldengruppe total unterschätzt, noch konnten sie wegen der Lederrüstung der Frauen nicht erkennen, welche… kämpferischen Leistungen sie drauf haben.

„Können… wir endlich die Rucksäcke ablegen?“ keuchte Leena, die eine normale Lederrüstung trug wie Rose.

„Aber nein, ihr kennt doch die Regeln? Sobald ich die letzten Köpfe von… Hrukis Banditenbande eingesammelt habe, steuern wir auf das nächste Ziel zu.“ schüttelt Lilith lächelnd den Kopf.

„Du… bist echt sehr nachtragend oder? Nur weil wir uns auch unseren Spaß gönnen wollten, bist du geradezu rachsüchtig…“ meckert Rose.

„Ich bin doch nicht nachtragend oder rachsüchtig, wie kommt ihr darauf? Das war von Anfang mein Plan gewesen.“ wollte Lilith einfach nicht mehr aufhören zu lächeln, denn sie genoss es wirklich das Elend ihrer Freunde zu sehen.

„Soo… nun geht es weiter… hier Axel, das ist unser nächster Zielort.“ zeigte die Dämonin dem Führer die Karte und den Ort. Dieser nickte nur keuchend und ging in eine Richtung, Axel sparte sich irgendwelche Worte zu sagen…

Was vorher geschah:

„Das war der beste „Tag der offenen Tür“, den wir hier in der Hauptstadt jemals veranstaltet haben.“ lobte Emanuel überschwänglich im Büro, während Lilith verschwitzt im Häschenkostüm auf dem Sessel lag.

„Ich… fühle mich so dreckig… Ich werde mich lange waschen müssen, bis ich dieses Gefühl loswerde. Mir ist bewusst… dass ich eine Schönheit bin, das ist bei den Sukuben auch relativ normal, aber… all diese Blicke von den Männer… Eww…“ bekam Lilith ein Schaudern.

„Aber dank dir haben wir soviel Gewinn gemacht! Falls… du es nicht gemerkt hast, aber die Augen der Gäste haben sich immer geändert, wenn sie meinen Tee oder Essen genommen haben. Ich bin über die Entwicklung sehr zufrieden und kann dir vom Herzen danken, dass du mir geholfen hast.“ stellte Emanuel eine Tasse vor Lilith ab.

„Frage… mich nie wieder nach so einem Gefallen. Da töte ich lieber den Dämonenkönig in dieser Zeitebene, aber das war für mich das Peinlichste, was man mir je angetan hat.“ legte Lilith eine Hand vor die Augen. „Vor allem… das meine „lieben“ Freunde überhaupt nicht gehen wollten.“

„Aww… du machst dir wirklich zu viele Gedanken. Du solltest wirklich mehr Stolz zeigen, dass du so eine schöne Frau bist. Aber… wegen deinen Freunden, dass war wirklich nicht nett gewesen. Wir haben in der Lagerhalle große Rucksäcke die man mit Eisenkugeln füllen kann, die Rucksäcke werden bestimmt nicht reißen.“ lächelte Emanuel boshaft.

„Erinnere mich stets daran, dass ich mich mit dir nicht anlege. Hm… schmeckt der Tee wieder gut.“ verzog Lilith ihr Gesicht sehr glücklich. „Aber die Rücksäcke werde ich bestimmt mitnehmen, fördert nur ihre Attribute.“

„Oh ho ho ho. Ich habe alle Monsternester-Aufträge von der Gilde auf einer Karte eingezeichnet mit Nummern, was es für dich einfacher macht, effektiv sie aufzusuchen. Wenn… ich richtig überlege, werdet ihr circa drei Monate nur für die Wege brauchen.“ hielt Emanuel lachend eine Hand vor ihren Mund.

„Aww… warum gibt es nicht mehr so coole Menschen wie dich. In meiner Zeit musste ich fast immer das denken übernehmen…“ erfreut über die Karte, auf der Rückseite waren die Zahlen aufgelistet, welcher Auftrag dies ist und mit welcher Stufe. „Wow, sogar SSS-Aufträge?“

„Aber sicher das Lilchen. Mit deinen Werten dürften sie dir bestimmt keine Schwierigkeiten machen und ich weiß, dass ihr eure Freunde im letzten Moment retten werdet. Ich wünschte, dass die Helden vor meiner Zeit auch so gute Förderer an ihrer Seite gehabt hätten.“ trank Emanuel nun ebenso ihren Tee.

„Nun, bisher wurde jeder Dämonenkönig besiegt oder? Zumindest wurde mir das so beigebracht, dass… die Dämonenkönige öfter ausgewechselt werden als Toilettenpapier.“ grinste Lilith. Dieses Bild kam direkt vor den Augen der Gildenmeisterin und spuckte ihren Tee aus.

„LILCHEN! Das war jetzt nicht nett! Zwar lustig, aber du kannst doch nicht solche Witze machen während ich trinke!“ hatte Emanuel roten Wangen, dann lachten beide „Frauen“ gleichzeitig.

Am nächsten Morgen ging Lilith in ihrem abgerissen Kleid zu einem Rüstungshändler, bevor Rose wach wurde. Scheinbar war ihr Gesicht ziemlich bekannt, man nickte und grüßte sie immer herzlich.

„Hmm… frage mich jetzt, ob es an der Revolution liegt oder weil mich jeder Kerl aus dieser Stadt im Kostüm gesehen hat…“ dachte Lilith. Könnte vermutlich auch an ihrem knappen Kleid liegen, aber… scheinbar hat Lilith das nicht so richtig mitbekommen.

Beim Händler kaufte sie direkt den größten Inventarring sowie zwei Lederrüstungen für Frauen unabhängig, ob sie passen könnten oder nicht. Danach besorgte sie eine große Menge Proviant für circa fünf Monate, sicher ist sicher.

„Habe ich alles? Glaube schon… oder eher nicht. Die Weiber werden mich hassen, wenn ich nicht etwas Seife habe, wenn sie sich in der Zeit nicht waschen können.“ ahnte Lilith etwas unheimliches und kaufte die nötigen Waschmittel.

Auf dem Rückweg fand sie Axel unterwegs vor, der scheinbar vor einem Geschäft stand. Den nahm sie ohne Begrüßung direkt unter den Arm und zog ihn mit zu Rose.

„Ey?! Was willst du denn jetzt schon wieder?“ beschwerte Axel sich sofort, aber als er das „Lächeln“ von Lilith sah, ahnte er etwas schlimmes. „Erm, ok es tut mir leid, aber auch uns darf man doch den Spaß gönnen!“

„Ist doch in Ordnung, verstehe nicht warum du so in Panik gerätst. Habe doch gestern gesagt, dass wir heute wieder auf Reisen gehen oder? Die Pause ist offiziell nun vorbei, nun geht es darum, dass ihr stärker werdet!“ teilte Lilith mit.

„Aber…“ „Ja?“ „Nichts…“

Axel hat seinen Widerstand aufgegeben, man sah nur die Hoffnungslosigkeit in den Augen des jungen Mannes. Das gleiche Spielchen war auch bei Rose, als Lilith sie frisch fertig angezogen in der Wohnung vorfand und sie nun ebenso raus zog.

„Was ist los Lilith?! Ich habe noch nicht mal gefrühstückt mppdffa!“ wollte sich Rose beschweren, aber Lilith hat ihr ein belegtes Brötchen in den Mund gesteckt, so dass sie in dieser Richtung ruhig gestellt worden ist.

„Heute ist ein so schönes Wetter, genau die richtigen Bedingungen für unser Training. Wenn wir Sakura und Leena in der Burg gefunden haben, erkläre ich euch sachlich den Plan für die hmmm… nächsten vier Monate.“ erzählte Lilith ihnen ein paar Informationen.

„Huh?!“ staunte Rose, die es irgendwie geschafft hat, nur mit ihrem Mund das Brötchen komplett aufzuessen. „Ist das deine Rache von gestern?!“

„Aber nein. Unser schweigsamer Freund Axel hat auch irgendwie in diese Richtung gedacht, aber warum soll ich meinen Freunden nicht den Spaß gönnen hmm?“ schmunzelte Lilith. „Also ICH freue mich so richtig auf unsere Reise.“

Nun hat die Hoffnungslosigkeit auch die Augen von Rose erreicht. Wenn man sie sehen würde, könnte man meinen, dass die beiden jungen Menschen gerade zu einem Henker gebracht werden.

Ohne viel Zeit zu verlieren, gingen sie direkt zur Burg wo sie ohne Probleme reingelassen wurden. „Hm… Bin ich so bekannt, dass ich problemlos in die Burg kann? Die Soldaten haben uns einfach reingelassen.“ wiegelt Lilith den Kopf.

„Könnte daran liegen, dass du jeden zusammenschlägst, der dir über den Weg kommt. Da wären es die dicken Adeligen, der Prinz selber sogar, selbst die Inquisition bekam es zu spüren. Dann kommen da noch die Gerüchte, dass du den König, aber auch den Erzmagier ziemlich… fertig gemacht hast. Noch weitere Gründe, warum die meisten es lieber vorziehen, dir den Weg schnell frei zu machen?“ kommentierte Axel sehr trocken.

„Ja… wahrlich das Benehmen einer dämonischen Prinzessin…“ nickte Rose. „Wundere mich, dass du nicht selbst längst die Krone hier genommen hast.“

„Bitte, Kinder, warum sollte ich das denn haben? Unter mir würde es überhaupt keine Adelige geben, die Wirtschaft angekurbelt und die Bewohner auf Alliancia bekämen mehr Rechte. Außerdem liebe ich meine Freizeit über alles, sollen sich doch die anderen die Gedanken zerbrechen, wie man ein Volk anführt oder?“ schüttelt Lilith den Kopf.

„Eh… also… wieso hört sich es so gut an, dich als Königin zu sehen?“ grübelte Rose bei der Aussage von Lilith.

„Ah… besser wir gehen darauf nicht ein. Oh General Burns?“ traf die Gruppe im Flur auf den General, der um die Ecke gekommen ist.

„Oh Lady Lilith, scheinbar habt ihr es auch mitbekommen? Dann trifft es sich gut, dass ihr da seid, weil…“ wollte der General direkt loslegen, als sie eine Hand hochhob.

„Stopp. Wir können kurz darüber reden, aber ich habe andere Pläne. Sobald ich Sakura und Leena gefunden habe, gehen wir auf lange Trainingstour.“

„Hm… das habe ich jetzt nicht kommen sehen. Kann ich euch… zwei Gegenstände mitgeben, dass ich mich auf der Reise jederzeit bei euch melden und um Rat bitten kann?“ wurde der General ein bisschen traurig.

„*seufz* Ja, das können wir machen. Ich suche euch im Operationszimmer auf, sobald ich meine vermissten Freunde gefunden habe, damit wir das besser in Ruhe regeln können.“ nickte Lilith.

„Wunderbar, übrigens der feindliche General hat eure „verschwundene“ Armee gefunden, aber nicht so wie er es vermutlich erwartet hat. Damit wissen wir nun, dass er über eure Denkweise Bescheid weiß.“ grinste der General über die Information, dann verschwand er.

„Verschwundene Armee?“ fragten die Augen von Rose und Axel, denn dass Lilith dem General zur Seite stand wussten sie, aber nicht wie sehr.

„Dauert zu lange um euch das zu erklären, daher die Kurzversion. In der Nähe bei dem Verbindungstunnel nach Snolonien gibt es mehrere Erdschluchten, dorthin habe ich sie verstecken lassen. Dürfte für einige Nächte sehr unangenehm gewesen sein für die Soldaten, aber nachdem sie die dämonische Armee mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von hinten angegriffen haben, dürfte es den Soldaten recht sein. Da wird der General aber in den Tisch beißen, denn vermutlich dachte er, dass die Armee nicht im Tunnel versteckt ist, sondern in den Bergen, wo auch ein paar kleine Wehranlagen sind. He He He…“ kichert Lilith mit einem schwarzen Gesicht.

Beide Gefährten sagten nichts dazu, die Methoden von Lilith sind auch sehr unkonventionell, als das beide einen Kommentar abgeben könnten. Die Suche nach den vermissten Freunden dauerte nicht lange, als Lilith zufällig Leena UND Sakura im Doppelpack sah.

„Da seid ihr ja!“ rief Lilith sehr glücklich und zog Rose sowie Axel mit sich. Dies sahen die Frauen und Sakura machte etwas sehr unerwartetes… Sie drehte sich um und rannte weg!

„Oh ho? Das ist auch schon lange her, dass man vor mir wegrennen wollte.“ ließ Lilith ihre Freunde los, holte ein Seil aus dem Inventar raus. „Dann werde ich mal nach einem Helden jagen…“ kicherte Lilith sehr unheimlich, man sah in ihren Augen die Raubkatze.

Etwas später waren alle Freunde von Lilith im leeren Thronsaal. Leena, die noch nicht wusste, was genau passierte und fragend ihre Freunde anschaute, Rose sowie Axel mit ihren hoffnungslosen Augen und… die gefesselte Sakura, die weinend auf dem Boden lag. Ihre Hände und Füße sind hinter ihrem Rücken verknotet, sehr gut verknotet…

„Sooo… wie ich es euch gestern gesagt habe, heute findet nun das Training statt.“ verkündete Lilith im zerrissenen grünen Kleid ihre nächste Schandtat. „Leena und Rose, ihr werdet diese Lederrüstung tragen. Bevor ihr Einspruch erhebt… auf der Reise werden wir die eine oder andere Banditenbande antreffen, ich möchte nicht, dass sie zu früh erkennen, welche magischen Talente ihr wirklich habt.“

Lilith legte beiden Damen eine Lederrüstung vor die Nase, wo die Frauen sie entgeistert anschauten.

„Widerspruch könnt ihr ruhig einlegen, aber… ehrlich? Mich interessiert es nicht wirklich, also zieht ihr sie gleich an, wenn ich Burns aufsuche. Ich habe genug Proviant eingekauft für unsere Reise, darüber braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, zusätzlich genug andere… Annehmlichkeiten.

Unser Training ist relativ einfach gehalten. Mit der Zusammenarbeit der Gildenmeisterin Emanuel haben wir eine Karte erstellt, wo alle Monsternester sowie Banditenbanden eingetragen sind, die rund um die Hauptstadt liegen.

Die werden wir eins nach dem anderem aufsuchen und dort werdet ihr vier alles töten, was kreucht und fleucht. Jedes Mal, wenn ich eingreifen muss, bekommt ihr keinen Schlafsack und kein Essen am Abend, daher rate ich euch, dass ihr wirklich das umsetzt, was ich euch eben gesagt habe.

Das Ziel ist es, dass eure Fähigkeiten, aber auch Level sich steigern, damit ihr es definitiv mit dem Dämonenkönig aufnehmen könnt. Zusätzlich werden wir immer morgens eine halbe Stunde Dehnübungen machen, damit ihr keinen Muskelkater bekommt aber auch die Übungen umsetzen, die ich euch bei Prinz Dummkopf gezeigt habe. Es sind einfache Tricks und ich möchte wirklich, dass ihr sie jederzeit blind einsetzen könnt.

Keine Sorge, ihr braucht euch nicht die Knochen zu brechen, mir geht es eher darum, dass ihr die Bewegungen könnt. Sie werden eine eurer Trumpfkarten werden gegen jegliche Humanoiden.

Sakura ist schon ein Schwertmeister geworden, weswegen ich den Trick nun auch bei Axel einsetzen werde, denn je mehr Meister wir in der Gruppe haben, desto besser ist das. Habe ich was vergessen?

Ah… ab jetzt bin ich nicht mehr eure Freundin Lilith, sondern Herrin Lilith, verstanden?“

Ihre vier Freunde schauten sie an, als wäre sie der dunkle Gott persönlich. Sie haben zwar verstanden, was das Training bewirken soll, aber die Art und Weise… war für sie schwer nachvollziehbar.

„Keine Einsprüche? Wunderbar, also Leena und Rose, zieht die Rüstungen an, ich bin mal kurz weg.“ verschwand Lilith aus dem Thronsaal. Es herrschte eine Stille, man hätte eine Nadel fallen hören können.

„Vielleicht… hätten wir doch gestern gehen sollen…“ murmelt Axel vor sich hin, dann ging er auch aus dem Thronsaal raus.

„ … Passen sie überhaupt?“ wunderte sich Leena. „Glaube… das wird Lilith ziemlich egal sein…“ kommentierte Rose, dann seufzten beide Frauen schwer.

„Kann… mich vielleicht einer losbinden? Ich spüre kein Blut mehr in meinen Gelenken!“ hatte Sakura nun ein weißes Gesicht bekommen, aber beide Frauen schütteln ihre Köpfe. „Wieso nicht?!“

„Glaube… dass die Herrin es selber machen will.“ flüstert Leena und Rose nickte ihr zustimmend zu. Die Heldin knallte mit der Stirn auf den Boden und bereute es nun aus tiefstem Herzen, dass sie Lilith als Gefährtin mitgenommen haben.

„Die Falle… wird vermutlich kein zweites Mal funktionieren, wenn wir was „verschwinden“ lassen.“ erklärte der General Burns direkt.

„Was auch gut ist, denn nun wird der feindliche General nur noch zögerlich angreifen. Man kann einige Niederlagen verkraften, aber auf Dauer… wird der General seinen Kopf verlieren, wenn er keine Ergebnisse liefert.“ kichert Lilith.

„Hm… wäre es nicht schlecht, wenn dann wieder ein neuer General an dieser Position steht?“ wundert sich Burns.

„Nicht unbedingt. Wenn das eine Hohlbirne ist, dann haben wir viel mehr Bewegungsfreiheit, die Truppen nach unseren Wünschen zu bewegen. Aktuell müssen wir immer zwei Schritte vorausdenken, was ziemlich… ermüdend ist.“ schüttelt Lilith den Kopf. Ein Offizier brachte einen kleinen Kasten mit zwei funkelnden Steinen, den Burns abnahm.

„Dieser Stein hier ist ein Übertragungsstein, wo wir mit einander sprechen und uns sehen können. Der andere Stein zeigt immer den Schlachtplan auf diesem Tisch. Der Vorteil ist, wenn wir die Figuren bewegen, dass man es auf diesem Stein ebenso sieht.

Ich bitte euch nur… geht damit vorsichtig um, denn von ihnen haben wir nicht wirklich viele, aber ich gehe das Risiko gerne ein, wenn ich euch jederzeit fragen kann.“ erklärte der General. Lilith nahm beide Steine und überprüfte sie auf ihre Funktionalität, anschließend steckte sie sie ins Inventar.

„Wenn ihr die Dämonen mal so richtig ärgern wollt, solltet ihr diese Stellung angreifen, denn damit werden sie nicht rechnen.“ zeigte Lilith auf ein Hafengebiet der Dämonen auf Deymonlia.

„Bitte?! Das wäre der reinste Selbstmord die Flotte in ihrem Land anzugreifen… Warte…“ verstand der General, was die Aktion sein soll. „Ihr wollt, dass die dämonische Flotte sich wieder zurückzieht.“

„Richtig. Zumal das vermutlich einer der ersten Angriffe auf Deymonlia sein wird, womit sie nicht rechnen werden. Dem General bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten übrig: Entweder er ignoriert den Angriff, aber dann muss er damit rechnen, dass unsere Flotte den nächsten Hafen angreift oder er pfeift seine Flotte zurück, damit sie unsere aufs Meer jagt.

Wenn… die Kapitäne gut sind, sollten sie ein Katz und Mausspiel mit der dämonische Flotte betreiben, damit sie vorerst aus dem Rennen sind und wir können uns dann komplett darauf konzentrieren, alle dämonische Stellungen in Alliancia zurückzuerobern bis zu deren Verbindungstunneln.

Diese Entscheidung müsst ihr letztendlich treffen, denn es kann auch passieren, dass unsere Flotte komplett vernichtet wird, dann haben wir keine Verteidigung mehr auf dem Wasser. So… das wäre alles, versucht auch mal wieder eigene Strategien zu entwickeln, denn… ihr müsst jederzeit damit rechnen, dass ich auch mal nicht erreichbar bin.“ winkte Lilith dem General zum Abschied, ohne abzuwarten, ob Burns noch was sagen will.

Auf dem Rückweg fand sie Axel vor der Tür stehen. „Und? Sind sie fertig?“ fragte Lilith den jungen Mann, aber der zuckte nur die Schulter.

„Hast du eine gute Laune, welches Schwertlevel hast du eigentlich?“ versuchte die Dämonen das Gespräch am Laufen zu halten.

„Erm… Level 7. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie du mich überhaupt zu einem Schwertmeister machen willst, selbst Markus meinte, das dauert Jahrzehnte bis man Level 10 erreicht. Sakura hatte durch ihren Heldenstatus schon so ein hohes Level.“

„Keine Sorge, das schaffen wir schon innerhalb der vier Monate. Dürfte zwar für dich… die Hölle auf Gaia sein, aber danach wirst du vermutlich gegen jeden Gegner gewinnen können.“

„Auch… gegen den General in dem einen Lager? Weil… dieser pinke General war jetzt nicht wirklich überragend gewesen.“

„Du solltest ihn wirklich schnell vergessen, der war für den Dämonenkönig wohl ein Witzbold gewesen oder so. Hmm… gegen den General, wenn der überhaupt noch lebt? Stell mir die Frage nochmal, wenn wir das Training hinter uns haben, denn der aktuelle Stand würde ich eher zu „Nein“ tendieren. Komm, die sollten schon längst fertig sein.“ öffnete Lilith die Tür und hatte mit ihrer Aussage recht nur… „Warum habt ihr Sakura nicht entknotet?“

Sakuras Hände und Füße hatten eine sehr bläuliche Farbe angenommen, während ihr Gesicht schneeweiß war.

„Wir hatten nicht den Eindruck gehabt, dass wir das dürften.“ murmelt Leena in ihrer Lederrüstung, sie war ihr viel zu locker und allgemein so ungewohnt. Rose dagegen hatte scheinbar nicht so das Problem, war sie ihr mehr oder weniger nur zu schwer.

„Bitte… ich werde auch nicht mehr wegrennen… Herrin Lilith.“ flüstert Sakura vor Schmerzen, sie war nun bereit, alles zu tun. Die Dämonin seufzte nur und löste die Knoten von der Heldin auf, die ein erleichtertes Gesicht machte. „Endlich…“

Nachdem einige Minuten vergangen sind, konnte Sakura auch wieder stehen, denn… ihr mangelndes Blut hatte in den Gliedmaßen Schmerzen verursacht, bis es erträglich war. Nun standen die Gefährten vor Lilith und warteten auf… die nächste Aktion, die auch sofort kam.

Lilith holte aus ihrem Inventar vier gefüllte schwere Lederrucksäcke raus, dann kamen die Anweisungen: „Ab heute ist es euch verboten, euren Status zu sehen, denn ich möchte, dass ihr auf eine Überraschung gefasst seid.

Des weiteren werdet ihr diese Rucksäcke von jetzt bis zum letzten Tag des Trainings tragen, ohne wenn und aber. Die sind übrigens ein Geschenk von der Gildenmeisterin Emanuel. Die ersten drei Tage werden für euch die Hölle sein, aber danach werdet ihr euch wie neugeboren fühlen. Mit einer Stärke, dessen ihr euch überhaupt nicht bewusst seid.“ erklärte Lilith und bekam das Gefühl eines De ja vüs.

„Ihr werdet auch mit den Rucksäcken kämpfen, denkt daher nicht eine Sekunde daran, sie von euch zu lösen.“ grinste Lilith noch am Ende.

Die Gefährten schauten sich gegenseitig an, dann wollte Axel den Rucksack heben, war aber erstaunt, wie schwer er ist.

„Erm…?“ „Ja?“ „Nichts…“

„Verdammt, der ist doch viel zu schwer für mich, was ist denn da drin?!“ schaffte Leena es fast nicht den Rucksack aufzuheben.

„Eisenkugeln. Nun seht zu, dass ihr es schafft sie auf euren Rücken zu bekommen, wir gehen direkt los.“ kam die Antwort, erstaunt schauten ihre Schüler sie mit großen Augen an.

„Das ist doch deine Rache von gestern oder?!“ kam der Vorwurf von Sakura, aber Lilith schüttelt lächelnd den Kopf.

„Aber nein.“