Ich bin wiedergeboren und … schaut mich nicht so böse an!

Eine Gruppe von fünf Menschen betraten die Hauptstadt von Ethia. Die Reise war für alle mehr oder weniger ein Wohltat gewesen, nicht mehr auf der Flucht zu sein. Unterwegs wurden sie mehrmals von Monstern oder Banditen überfallen, aber Lilith konnte ihre Freunde immer dazu animieren, sie selber zu töten. Ende vom Lied war, dass sie immer stärker und stärker wurden.

„Das ist also eure Hauptstadt? Zumindest ist das bisher die größte Stadt, die ich im Leben gesehen habe.“ kommentierte Lilith. Die Stadt haben sie schon von weitem gesehen, vor allem war die Burg nicht zu übersehen und aus irgendeinen Grund leuchtete die Stadt in einem hellen Ton.

„Endlich… Zuhause. Noch nie hatte ich so viel Heimweh gehabt.“ murmelt Rose und Axel konnte das schon nachvollziehen.

„Gehen wir direkt zum König oder wie läuft das nun? Wie heißt der eigentlich?“ fragte Lilith, denn sie wollte sich ein… bisschen an die Regeln halten.

„Der Name des Königs lautet Augustine von Raschur. Aber wir sprechen ihn alle mit „Eure Majestät“ an. Tja… mit Meister Markus könnten wir direkt zum König, aber ich bin nicht so ein bekanntes Gesicht als beschworene Heldin.“ grinst Sakura schräg.

„Also… anstellen wie alle anderen auch? Können Rose und Axel das mit ihren Abenteurerkarten nicht beschleunigen?“ wunderte sich Lilith wo die beiden angesprochenen auf einmal lachen mussten.

„Warum… sollte man uns Abenteurer schneller durchlassen? Wir sind keine Adeligen oder so.“ schmunzelt Axel und Rose nickte zustimmend.

„Und… Leena? Dieser Draco ist doch eine Berühmtheit, dann müsste…“ kam der nächste Vorschlag von der Dämonin, aber alle schütteln ihre Köpfe. „Himmel… dann stellen wir uns an…“

Gesagt getan. Scheinbar nehmen die Torwachen ihren Job sehr ernst, denn wenn ein Händler mit seiner Kutsche kam, wurde alles penibel kontrolliert. Dadurch verlängert sich das Warten immer mehr und mehr.

„Ist… irgendetwann mal was vorgefallen, dass es so strenge Kontrollen gibt? Selbst wo ich herkomme sind die Wachen viel lockerer.“ wundert sich Lilith.

„Hmm… nicht wirklich. Ich meine, es gibt bestimmt in der Stadt eine Unterweltorganisation die ihre Finger im Glücksspiel, verbotene Substanzen oder Prostitution hat. Vielleicht will man das irgendwie in den Griff bekommen, aber solange Adelige ebenso in dieser Sache involviert sind, dürfte es fraglich sein, ob man die Organisation überhaupt bekämpfen kann.“ erklärte Rose.

„Natürlich sind alle Adeligen recht schaffende Menschen, die nur das „Beste“ für ihr Volk wollen. Dummerweise machen irgendwie… die meisten immer das Gegenteil, aber wir sind nur dumme Bürger, die ihre Handlungen nicht verstehen.“ schüttelt Axel leicht angewidert den Kopf.

„Aha? Solange mir keiner von ihnen auf den Keks geht? Wisst ihr, in meinen Augen sind alle mehr oder weniger auf einer gleichen Stufe, zumindest versuche ich das so umzusetzen. Ich gehe ein bisschen nach meinen Vorbild.“ lächelt Lilith.

„Und… wer ist dein Vorbild? Irgendein Dämon aus der Vergangenheit oder wie?“ hakte Leena nach, die ein bisschen mehr über Lilith erfahren will.

„Aber nein. Jeder kennt ihn und respektiert ihn, aber alle haben auch irgendwie Angst vor ihm. Der Tod. Er wäre der einzig wahre Demokrat auf der Welt, denn in seinen Augen sind alle Wesen gleich. Reich, arm, stark, schwach. Dämon oder Mensch, Elf oder Zwerg, ihm ist alles gleichgültig. Er kommt, wenn der Zeitpunkt gekommen ist und geleitet dich zur anderen Seite. Selbst Götter erkennen seine Existenz an, also macht ihn das zu einem der mächtigsten Wesen, die es allgemein gibt.“ philosophiert Lilith.

„Wow… so habe ich das noch nie gesehen. Wieder was Neues gelernt.“ staunte Rose, während die anderen über diese Weisheit grübeln mussten.

„Meinen… sie das wirklich ernst, was sie da gesagt haben junge Dame?“ fragte auf einmal eine männliche Stimme hinter ihnen. Alle drehten sich um und sahen einen etwas älteren Mann mit grauen Vollbart und Rucksack stehen.

„Aber sicher. Kein Wesen lebt für alle Ewigkeiten oder? Ein… bekannter Gelehrter von mir meinte sogar, dass der Tod ein eigenes Universum haben muss, wo überall Sanduhren zu sehen sind mit den Namen von Lebewesen. Sobald das letzte Sandkorn durchgelaufen ist, sucht der Tod es auf. Selbst mir wurde bei der Vorstellung leicht übel, aber scheinbar muss der Tod ja seine Arbeit irgendwie lieben, damit er es macht.“ nickte Lilith.

„Ich… verstehe. Euer Gelehrter muss ein sehr kluger Kopf sein, denn wer oder was ist schon der Tod? Niemand möchte sich gerne mit ihm auseinandersetzen oder?“ lächelt der alte Mann.

„Aber lasst mich euch eine Warnung geben, denn ihr scheint neu in der Hauptstadt zu sein. Versucht… eure Weisheiten ein bisschen für euch zu behalten, denn die Inquisition ist in letzter Zeit… etwas aktiver bei ihrer Arbeit geworden.“ kam die Warnung.

„Ist was vorgefallen in der Stadt?“ fragte Sakura sofort und der alte Mann wiegelt seinen Kopf hin und her.

„Es… gibt das Gerücht, dass sich in der Hauptstadt Anhänger des dunklen Gottes befinden. Naja, neu sind die Gerüchte nicht, denn für mich ist das nur eine Ausrede, dass sie weiterhin Menschen an öffentlichen Plätzen verbrennen können. Scheinbar ist ein Bischof in die Stadt gekommen, dass ist eher der Grund meiner Meinung nach.“ flüstert der Mann ein bisschen.

„Wie kann es sein, dass in einer so wunderbaren Stadt wie diese hier solche barbarischen Akte umgesetzt werden vor den Augen des Königs? Selbst die Dämonen machen nicht mal so einen Blödsinn.“ sagte Lilith es in einer Lautstärke, dass jeder seinen Kopf nach der blonden Frau umdrehte.

„Bist… du wahnsinnig?!“ zischte Axel. „Diese Art von Aufmerksamkeit können wir echt nicht gebrauchen!“

„Ich kann dir eins versprechen, aber wenn diese Spinner vor meinen Augen irgendwen verbrennen, kann es sein, dass sie ihre eigene Medizin schmecken werden! Die Göttin ist ein Wesen für Frieden und Wohltat, sie würde NIE im Leben diesen Scheiß akzeptieren! Es wundert mich, dass sie nicht längst irgendwen geschickt hat, der diese Barbarei beendet!“ redet sich Lilith in Rage, jeder merkte auf einmal eine Wärme die jedem sehr unangenehm war.

„Lilith! Beruhige dich!“ mahnte Sakura, die sich an die Warnung erinnerte, dass mit der Wut bei der Dämonin eine Feueraura entstehen kann. „Es sind andere Sitten und Gebräuche, wir als Fremde haben nicht das Recht, uns da einzumischen!“

Den Blick den Lilith Sakura zuwarf versprach was anderes, aber die Hitze nahm wieder ab, die Gefährten hatten schon das Schlimmste befürchtet.

„Ihr solltet wirklich auf eure Freundin hören, sonst macht ihr euch nur unglücklich.“ stimmte der alte Mann der Heldin zu. „Tja… warum der König wegschaut, weiß ich nicht. Dazu gibt es ebenso Gerüchte, aber scheinbar seid ihr nun an der Reihe. Es war… schön mit jemanden zu sprechen, der einen sehr klugen Kopf hat.“ lächelte der alte Mann zum Abschied.

„Halt… einfach jetzt deine Klappe, ok Lilith? Du machst es uns echt nicht einfach!“ war Sakura leicht böse, aber auch die anderen wirkten nicht wirklich begeistert.

„Wer seid ihr und was sind eure Ziele?“ fragte die Torwache. „Ich bin die beschworene Heldin Sakura, die mit ihren Gefährten von der Mission zurückkehren und nun den König aufsuchen wollen.“ stellte sich die Heldin vor und zeigte den Wachen eine bestimmte Brosche.

„Huch? Warum habt ihr uns das nicht gleich gezeigt, dann hätte… eure Kameradin nicht so einen Krach veranstaltet.“ sah man den Respekt in den Augen der Wache.

„Ich… wusste nicht, ob es geht, weil Meister Markus diese Art von Arbeit immer übernommen hat. Danke das… ihr ein Auge zudrückt mit meiner Gefährtin.“ bedankte sich Sakura und dann wurden sie reingelassen.

„Aha? Schön zu wissen, dass du etwas hattest, was dies beschleunigen konnte. Dann wissen wir ja nächstes Mal, wie wir schneller reinkommen können.“ merkte Lilith an.

„Bitte… kein Chaos mehr. Auch wenn ich dir mitfühlen kann, aber selbst ich bin machtlos bei diesen Problemen hier.“ seufzte Sakura.

„Was auch immer, ihr kennt meine Meinung und ebenso die Warnungen! Dann lasst uns den König aufsuchen.“ zuckte Lilith desinteressiert die Schulter. Die Gefährten hofften nun wirklich, dass Lilith keinen Kontakt mit der Inquisition haben wird, sonst wird es in der Stadt wohl brennen.

Auf dem Weg zur Burg ging die Gruppe durch mehrere Straßen, die aber immer stets mit Menschen und anderen Rassen gefüllt waren.

„Hmm… gibt es hier keine Tiermenschen?“ wunderte Lilith sich nach einiger Zeit. „So eine große Stadt und man sieht keinen von ihnen.“

„Tiermenschen? Sie sind ziemlich verachtet, weil die Dämonen ihre Dienste in Anspruch genommen haben. Kein Tiermensch geht freiwillig in eine Stadt wie diese, die Bürger würden sie lynchen.“ erklärte Axel.

„Ist… das irgendwie normal, dass man alles über einen Kamm schert? Das trifft doch nicht auf alle Tiermenschen so, einige wollen bestimmt einfach nur die Welt besichtigen und können doch nichts dafür, was ihre… Verwandten machen.“ argumentiert Lilith.

„Tja… es ist wie es ist. Ich bin nur froh, dass nur wenige Tiermenschen sich mit den Dämonen einlassen.“ murmelt Rose.

„Meine Hausdienerin ist auch ein Tiermensch, von der Katzenrasse. Sie ist soooo süß, irgendwann werde ich vermutlich durch Niedlichkeit sterben.“ schwärmte Lilith, wo ihre Gefährten misstrauisch eine Augenbraue hochhoben.

Dann änderte sich etwas in der befüllten Straße. Alle Menschen machten auf einmal Platz, als drei weißgekleidete Männer die Straße runtergingen, dabei nahmen sie alles sehr in Augenschein.

„Das… sind die Paladine von der Inquisition.“ flüstert Rose, weil Lilith sehr verwundert schaute, dabei schauten alle bis auf Lilith auf den Boden um keine Aufmerksamkeit zu bekommen…

„Hey du!“ meldete sich einer der Paladine. Der zeigte mit dem Finger auf Lilith, weil sie die Männer so angestarrt hatte und von Angst keine Spur zu sehen war. Provozierend drehte Lilith ihren Kopf nach hinten. „Nein, du bist gemeint! Komm mal her!“

„Nö.“ lehnte Lilith direkt auf und bekam die Aufmerksamkeit aller, ihre Gefährten fluchten fast sehr hörbar. Alle Menschen nahmen sofort Abstand von der Gruppe, so dass zwischen den Paladinen und Lilith´s Gruppe viel Platz war.

„Wie war das?!“ brüllte der Paladin und ging wütend auf Lilith zu. „Zeigt mir ein bisschen mehr Respekt…“ und bekam eine Faust ins Gesicht, der ihn in ein Haus schleuderte. Die Mauer krachte in ein und eine Rauchwolke kam raus. Die anderen beiden Paladine haben irgendwie noch nicht mitbekommen, was eben passiert ist.

„Meine rechte Faust heißt Respekt. Schön das du sie kennenlernen wolltest.“ lächelte Lilith böse, selbst ihre Freunde gaffen sie gerade an. Sofort brach eine Panik in der Menschenmenge aus, überall rannten die Menschen umher.

Die Chance nutzte Lilith und zog ihre Freunde mit sich, weil die Paladine in diesem Chaos überhaupt nicht zu ihnen ran kamen. Dabei lachte Lilith mit einer sadistischen Freude, dass sie leichte Tränen in den Augen bekam.

„Du verrückte Kuh! Nun werden sie erst recht auf der Suche nach dir sein! Dabei bist du ja nicht mal unauffällig mit deiner Rüstung und so!“ schimpfte Leena.

„Schau mir in die Augen, was siehst du da?“ lächelte Lilith mit voller Vorfreude. „Das es dir sooo egal ist…“ ließ Leena ihre Schulter hängen.

„Du kennst mich langsam wirklich gut. Wir sind scheinbar die Spinner losgeworden, gehen wir doch wieder auf die Suche nach dem König.“ lächelt Lilith weiter. Ihre Freunde schauten sie alle sehr böse an und sagten nichts, als sie wieder auf dem Weg gingen.

Aber mit der Aktion, die Lilith gemacht hat, ist nun etwas passiert, was bei jeden Bewohner ankam. Jemand hat sich mit der Inquisition angelegt, ohne Angst zu haben auf die Konsequenzen. Es werden noch weitere Vorfälle passieren und ähnliche Gerüchte kamen schnell zutage.

Nach einiger Zeit waren sie endlich an der Burg angekommen und Sakura setzte nun direkt ihre Brosche ein, wo sie auch reingelassen werden. Ein Ritter führte sie zu dem Thronsaal, als Leena sich meldete:

„Da… du dich vermutlich nicht so mit der Etikette auskennst, rate ich dir, dass nachzumachen, was wir machen, ok Lilith?“

„Erm… ich werde es versuchen.“

Aber damit fing das Drama erst richtig an.