Ich bin wiedergeboren und muss… mich akzeptieren?

Sina ignorierte das jubelnde Publikum und schaffte es auf wackeligen Beinen zurück zu ihrem Aufenthaltsraum zu kommen. Als die Tür hinter ihr zufiel, konnte Sina sich nicht mehr halten und fällt auf den Boden, mit beiden Armen um den Bauch. „Neia…“

Neia legte sofort eine Hand darauf und ihre Hand glühte, aber Sina verzog weiter ihr Gesicht unter den Schmerzen. „Es… bringt nichts. Du hast ein anderes Problem Sina.“ schüttelt Neia ihren Kopf und man sah Mitleid in den Augen.

„W.. was für ein Problem?“ schaute Sina hoch und starrten mit ihren drei Augen die Elfin an, die schwer schlucken musste. Sie suchte nach Hilfe und es war Christoper, der wieder die schwere Bürde übernahm.

„Es… ist zu vermuten… das dein letzter Kontakt mit Vampirblut… dich wieder soweit verwandelt hat…“ fing der Dungeonfarmer mit seiner Erklärung an, aber Sina schüttelt sofort den Kopf.

„Nein… NEIN! Ich bin ein Dämon verdammt!“ schrie Sina und krümmte sich vor Schmerzen. „Ich… ich werde kein Blut trinken!“

„Sina… Viktoria ist schon panisch zu ihrem Vater gerannt, weil… es eventuell Probleme geben könnte.“ warnte Thomddir. „Wenn du nicht bald Blut trinkst, wirst du dich komplett verlieren.“

„NEIN!“ war die Dämon weiterhin stur. „Lass euch was einfallen, aber es muss was anderes sein als Blut!“

Alle schauten sich gegenseitig an, als Louis ein kleines Messer aus dem Inventar rausholte und seine linke Handfläche stark aufschnitt, dass das Blut herausfiel.

Als Sina den Geruch von Blut gerochen hat, wäre sie beinahe ausgeflippt, hätte sie nicht die eiserne Ausbildung als Dämonin hinter sich, Geduld zu zeigen. Ihr Magen drehte sich wie eine Waschmaschine, ihr Körper fing an stark zu zittern.

„Es… tut mir leid, aber ich kann nicht zulassen, dass du komplett den Verstand verlierst.“ kam Louis. Sofort drückte Sina sich vom Boden weg und spürte schnell die Tür hinter sich.

„GEH WEG!“ schrie Sina. „KNOCHI!“ Sofort schwingt der Knochenschwanz mit seiner neuen Schwanzspitze oder eher Schwanzschwert vor ihren Freuden, selbst Neia hat Abstand genommen.

„Sina! Lass den Blödsinn!“ schimpfte Melaine. „Wenn ein Vampir dein Problem erkennt und auch die Lösung erklärt, wieso willst du es nicht akzeptieren?“

„Egal was ich bin… Flügel… Schwanz, das haben wir alle Dämonen… GNNN… Aber ich will nicht auf Blut angewiesen sein!“ versuchte Sina zu erklären, es fiel ihr immer schwerer sich zu kontrollieren, weil sie das Blut von Louis sah.

„Dann hast du ja dein drittes Auge akzeptiert.“ meldet sich eine neue Stimme. Alle drehten ihre Köpfe und mussten sofort alle schlucken. Sie kannten die Frau nicht, aber wussten sofort, dass sie einen Kampf um jeden Preis verhindern wollten. „Layla…“ flehte Sina mit ihren Augen um Hilfe.

Layla kam in den Raum mit Begleitung von Roman und den Kindern. „Sina. Auch wenn es dir nicht gefällt es zu hören, aber du musst Blut trinken.“ „NEIN!“ schrie Sina, die nun weinen musste. Aber statt normale Tränen, weint Sina blutrote Tränen aus jedem Auge.

„Ihr macht es uns wirklich nicht einfach.“ seufzte Roman und wollte zu Sina gehen, als Louis und Falco sich ihm in den Weg stellten.

„Keine Sorge, wir wollen eure Freundin nicht töten, müssen aber ein Massaker verhindern.“ versuchte Layla die Abenteurer zu beruhigen. „Wenn sie nicht freiwillig trinken will…“ verschwand die Vampirkönigin und schnappte den Knochenschwanz. „müssen wir sie dazu zwingen!“

Die Abenteurer haben ihre Bewegung überhaupt nicht gesehen, es war, als hätte sie sich teleportiert. Roman schnappte sich einen Arm von Sina und warf sie aus der Ecke raus. „JETZT!“

Viktoria und Acheron schnappten sich einen Flügel von Sina, während Layla weiter den Schwanz hielt, Lysa sprang auf ihren Rücken als Sina auf den Boden fiel. Dies hatten die Vampire unter sich ausgemacht, weil sie geahnt haben, dass es mit Sina nicht einfach wird.

„Was macht ihr mit SINA?!“ verlangte Thomddir zu wissen, aber es war Christoper, der ihn stoppte. „Lass sie machen…“ „Aber?!“

Roman holte eine Flasche aus seinem Inventar und öffnet den Verschluss. „NEIN!“ wurde Sina regelrecht panisch und wehrte sich mit neuen Kräften. Die jungen Vampiren werden um sich geworfen und Sina wollte aufstehen, als Roman mit einer eigenartigen Technik sie im Rücken schlug.

Sina stand auf einmal steif ein Besenstiel und riss den Mund auf, als würde ihr die Luft fehlen. Roman steckte die Flasche in den Mund und hob mit Gewalt den Kopf nach hinten. Bevor Sina… reagieren konnte… schmeckte sie Blut.

Ihr Knochenschwanz, Flügel und ihre Arme fielen kraftlos runter, während… Sina nur stärker weinte und an der Flasche nuckelt.

Layla ließ den Schwanz los. „Es tut uns leid Sina, aber wir mussten es tun. Was du… eben gefühlt hast, nennen wir alle „Den roten Hunger“. Das bekommt jeder Vampir, egal ob geboren oder erschaffen, wenn er… für längere Zeit kein Blut mehr hatte.

Frisch erschaffene Vampire werden meistens mit diesem Problem konfrontiert, aber ihre Meister haben in der Regel mit Viecher vorgesorgt.“

Roman ließ Sina los und sie fiel auf ihre Knie mit der Flasche. Man hörte, wie sie immer noch aus der Flasche am trinken war.

„Ein Vampir kann bis zu einem bestimmtem… Zeitrahmen die Schmerzen aushalten. Doch irgendwann übernimmt der Hunger die Kontrolle und greift alles an. Selbst wenn man in diesem Rausch Blut trinkt… greift der Körper weiter an bis man… nun… vor Erschöpfung umkippt.“ kniete Layla neben Sina.

Ihre Augen wirkten sehr leer und tränten weiterhin ihre blutroten Tränen. „Wir haben nur das Schlimmste verhindert. Eigentlich ist es ein Wunder, dass du bis… jetzt nicht den Verstand verloren hast, denn sobald man Blut übergibt, ist es eigentlich vorbei.“

„Wenn ich raten müsste, waren es all die Schmerzen, die ihr im Kampf bekommen habt der Ausweg vor dem Amok.“ grübelt Roman laut. „Selbst ich hätte es nicht… überstanden wie ihr es getan habt.“

Nun fiel die Flasche runter und rollte von Sina weg. Diese legt ihren Kopf auf den Boden und weinte nun richtig laut. Layla umarmte sie von der Seite und versuchte sie zu trösten.

„Wenn ich mich vorstellen dürfte… Mein Name ist Lord Roman, Vater von Viktoria und Vampirkönig aus der Blutfamilie mit Acula sowie Taos. Meine ältere Schwester ist Lady Layla, Mutter von Lisa, Lysa und Acheron.“ lenkte der König die Abenteurer ab, die sich wieder einmischen wollten.

„Ich danke euch, dass ihr Lady Sina mit eurer Aktion unterstützten wollt, aber… vermutlich hättet ihr damit die Zukunft von ihr… in die falsche Richtung gelenkt.“

„W… wie meint ihr das? Louis bot sein Blut an, damit wir was gegen ihre Schmerzen machen konnten.“ hakte Neia nach, die die Hand von Louis heilt.

Roman drehte sich zu Layla, die ihm zunickte. „Ein Vampir… der zum ersten Mal mit Blut in Kontakt kommt… wird meistens nur dieses Blut vorziehen.

Er kann, wenn nötig, auch anderes Blut trinken, aber wenn ihm die Möglichkeit geboten wird, zieht er sein Lieblingsblut vor. In… Lady Sina´s Fall wäre es menschliches Blut von Männern.“

„Und… was genau war dann in der Flasche drin? Sehe jetzt nicht so… das Problem? Soweit ich weiß, haben die Vampire von Sina sogar eine Organisation für Spender eingerichtet?“ wundert sich Louis.

„Weil es ihre Einstellung auch komplett geändert hätte. Es muss nicht, aber es kann.“ erklärte Viktoria weiter. „Ich trinke gerne das Blut von sehr jungen Männern und… habe mehr oder weniger nur an ihnen Interesse.“

„Das… was in der Flasche drin war stammt von einem sehr… speziellen Drachen ab. Um an sein Blut heranzukommen, müsste man erst wissen, wo er sich überhaupt aufhält.“ offenbarte Roman das Geheimnis.

„Ich habe nie herausgefunden warum, aber das Blut von Drachen ist eines der wenigen Möglichkeiten seine Persönlichkeit weiterhin zu behalten. Ihr solltet in diesem Falle Lady Layla danken, die ihre Freundin so behalten möchte, wie sie ist.“

Nun kam langsam Leben in die Augen von Sina, nachdem sie die Erklärung hörte. Sie weinte zwar weiterhin, aber ohne irgendwelches Geschrei.

„An Roman solltest du auch deinen Dank richten, denn nur er hat das Blut von Drachen. Du… erinnerst dich ja an unsere letzten Gespräche. Roman… war wirklich sehr sauer gewesen und hat an ihnen einige sehr… deutliche Exempel statuiert.

Sina… ich bin ehrlich. Ich glaube nicht, dass du wirklich ein Vampir bist. Ein Vampir wird man erst, wenn man einen bestimmten Stoff von uns in den Körper bekommt, den wir von unseren Eckzähnen absondern.

Da aber weder Justus noch Acula… dich gebissen haben, sondern wieder mit Vampirblut dich dazu genötigt haben, dies zu trinken, würde ich eher darauf tippen… dass du ein Mischling bist. Halb Dämon, halb Vampir.

Doch ob du wieder Blut brauchst oder nicht, dass… kann ich dir leider nicht sagen, deswegen wirst du unter Beobachtung gestellt. Das ist nur zu deinem eigenen Schutz, bis du dich selber akzeptierst.“ streichelt Layla den Rücken von der Dämonin.

„Ihr… habt nicht zufällig die Weisheit… was es mit ihrem neuen Auge auf sich hat?“ versuchte Christoper die alten Vampire um an ihre Weisheit zu kommen.

„Nein… aber scheinbar hat Sina einige neue Fähigkeiten… „Wahnsinnige Gedanken“ und „Auge des Wahnsinns“. Beides Fähigkeiten, von denen ich noch nie gehört habe, aber Sina ist auch die erste Person auf der Welt… die schon ein ziemlich hohes Level hatte in „Bizarre Gedanken“.“ schüttelt Layla den Kopf.

„Das würde auch erklären, warum der Kampfstil von Sina so… komplett anders war.“ meinte Louis. „Es… wirkte viel selbstzerstörerischer und hat mehrmals in Kauf genommen, das Publikum mit den starken Fähigkeiten zu treffen.“

„Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass die magische Schutzmauer den Kräften standgehalten hat. Meine… es waren drei Götterbestien am Kampf beteiligt… naja, zwei wenn ich bedenke dass die große Feuerschlange einen selber getötet hat.“ murmelt Falco.

„Komm Sina… wir gehen zu mir. Ich kann verstehen, wenn du lieber in dein Gasthaus willst, aber… dort ist niemand, der dir helfen kann.“ wollte Layla Sina zum fortbewegen bringen, aber sie schüttelt ihren Kopf. „Nein… ich bleibe hier…“

„Warum?“ wollte Layla wissen. „Du musst dich von dem Schock erholen. Drei körperliche Veränderungen, hättest du nicht schon… „Wahnsinnige Gedanken“, andere würden längst zusammenbrechen.

„Weil… ich wissen will… wie stark… die Vampire von deinem beknackten Bruder sind… und ich den Kampf von meinen Freundinnen sehen will. Sie wollen Suki… um jeden Preis. Ich will wissen… ob Suki ihr Schicksal übersteht.“ schaute Sina ihre Freundin an.

Layla schaute Roman an, der nichts sagte, dann seufzte sie. „Ok, das können wir machen. ABER nach dem Turnier gehen wir zu mir. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl! Ich will wirklich nicht, dass du dir was antust.

Du hast deine Familie und Freunde, aber… können sie dich aufhalten, wenn du auf einmal einen Blutrausch bekommst? Willst du wirklich für alle Zeiten… immer wieder erinnert werden, wenn du jedes Mal vor Augen bekommst, wie du von deiner Geliebten… das komplette Blut getrunken hast, weil du dich nicht kontrollieren konntest?

Dein Lieblingsblut wird nun das von Drachen sein, aber den bekanntesten hast du ja getötet, also hast du den Vor- oder Nachteil, dass du von jedem Blut trinken darfst… bis dir ein Drache über den Weg läuft.

Vielleicht bist du als Mischling nicht mal auf das Blut angewiesen, aber dass wissen wir alle nicht. Du beherrscht ja nicht mal die Blutmagie der Vampire noch die Transformation, deswegen… kann ich dich in dieser Richtung beruhigen: Du bist immer noch ein Dämon.“

„ … Danke…“