Ich bin wiedergeboren und arbeite die ToDo-Liste ab? II

Pfeifend ging Sina zur Schmiede, dabei wedelte sie mit ihren Knochenschwanz hin und her, damit es jeder mitbekam. Ihr Plan: Je früher alle Bewohner ihren Schwanz sehen und hören, desto einfacher hat für sie es in der Zukunft problemlos durch die Stadt zu gehen.

In der Schmiede war wieder ein geschäftiges Treiben. Überall liefen Mitarbeiter des Besitzers herum, doch Brandrulim ließ es sich nicht nehmen, weiterhin seine Freundin zu begrüßen.

„Wen haben wir dann hier? Unsere Lieblingsjägerin Sina!“ kam er lachend zu der Dämonin. Als er ihren Knochenschwanz sah, hob er kurz misstrauisch seine Augenbrauen hoch, aber das war es schon gewesen.

„Grüße euch alter Freund. Ich hätte da wieder einige Aufträge.“ grinste Sina, während Knochi neugierig wirkte.

„Dann lass es uns in meinem Büro besprechen.“ nickte Brandrulim. Gesagt getan, Sina saß wieder im Büro und bekam eine neue Teesorte zum kosten. „Dieser Tee… könnte etwas eigenartig schmecken, weil die Pflanzen aus dem Land der Toten gepflügt worden sind. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, dass man daraus Tee brauen könnte.“

„Hmm… ah! Den kenne ich! Den hat mir ein Vampir kurz vor unserem Kampf serviert. Glaube, man nannte ihn Todestee oder so.“ wurde Sina auf einmal leicht nostalgisch.

„Hoffentlich stirbt man daran nicht…“ murmelt Brandrulim. „Wie kann ich euch helfen? Bezüglich der Hilfe für unserem Kampf gegen die Götterbestien, kommt ein Meisterrüstungsschmied vorbei. Das war die selbe Person, der mir den Tipp mit der Drachenrüstung gegeben hat.

Von Tierra haben wir fast alles abgebaut, nun lassen wir ihn bewusst verfaulen, damit wir einfacher an seine Knochen kommen.“

„Hoffentlich stinkt dann die Gegend nicht so? Nun… keine Fragen zu meinem neuen Aussehen oder so?“ hob Sina eine Augenbraue hoch.

„Wieso sollte ich? Scheinbar führt jeder Kampf gegen eine Götterbestie dazu, dass man nach dem Sieg sich verändert. Warum sollte ich mich daher wundern?“ meinte Brandrulim das sehr ernst.

„Ok? Mein Knochenschwanz hier heiß Knochi und ich bekam ihn, als ich Siremmic getötet habe. Interessanterweise war es irgendwie ein Monster aus Schatten, das er keinen Kadaver hinterlassen hat.

Tja… und diesen Arm hier bekam ich gestern, nachdem die Götter mir die Kräfte von Titanus in einem Paket zukommen ließen. Dieser Diamant hier war in einer Schachtel drin und zwang meinen rechten Arm zu dieser Form. Bevor du nun doch fragen stellst, ich weiß nicht was sich die Götter dabei gedacht haben…“

„Nun habt ihr sogar die Aufmerksamkeit der Götter? Wenn man überlegt, das ihr mehrere Kreationen von ihnen getötet habt, wundert mich das nicht so wirklich.“ schmunzelt Brandrulim.

„Ihr seid wirklich hart im Nehmen, wenn euch das nicht schockiert. Na gut… ich dachte ich könnte euch meine Geschichte durch die Zeitreise erzählen, aber vermutlich nehmt ihr das nur zur Kenntnis und wartet auf meine Aufträge.“ nickte Sina und Knochi ebenfalls.

„Ich werde euch gerne mein Ohr leihen, aber sind wir doch mal ehrlich. Jeder lebt sein Leben auf unterschiedlichste Art und Weise. Ist es normal… dass dein Schwanz eigentlich alles das macht, was ihr auch tut?“

„Meinem Schwanz… muss ich Befehle geben. Für viele wirkt es so, als hätte er ein Eigenleben. Dabei war der Befehl, dass die Schwanzspitze meine Kopfbewegung nachahmen soll. Immerhin will ich ihn im Auge behalten.

Wenn ihr das genauer anschaut… die Schärfe an der Schwanzspitze sowie die Stacheln sind kein Witz. Ich habe es beinahe geschafft, mich selber zu töten, weil ich nicht auf meinen Befehl geachtet habe.“ erklärte Sina und hielt ihre Schwanzspitze vor Brandrulim.

„Stimmt. Vermutlich genau so scharf wie die Klauen an eurer Hand.“ nickte Brandrulim. „Vor allem, hat er ja fast die Form eines Dolches. Einen Kampf gegen euch… dürfte nun noch tödlicher sein als er es schon ist.“

„Bisher habe ich noch nicht mit Knochi gekämpft, was ich bald aber noch nachhole. Kommen wir nun zu meinen Aufträgen.

Ich würde gerne für meine rechte Hand einen Handschuh tragen, dessen Klauen ihn nicht kaputt machen können. Bisher habe ich vermieden, irgendetwas damit groß anzufassen, aus Angst es zu zerstören.

Für meine linke Hand müsst ihr einen Handschuh bauen, in den man einen Kompass jederzeit einsetzen und wieder raus nehmen kann. Davon bräuchte ich zwei Stück und ich gebe euch den nötigen Kompass dazu.

Erm… Ich habe zu viele Gedanken, eben sortieren…“ murmelt Sina. Der Zwerg nickte. „Macht das, ich hole eben bestimmte Materialien für eure Klauen.“ Sina hat es nicht mitbekommen, während Knochi an Sinas Stirn kratzte.

„Hmm… waren das wirklich die wichtigsten Dinge? Sag… habt ihr eine Feile, womit ich meine Klauen feilen könnte?“

„Vielleicht, aber das wäre eine Feile zu Bearbeitung von Metall. Sonst dürfte deine Klaue alles kaputt machen.“ kam der Zwerg mit einem Koffer zurück.

„Besser als nichts. Was hast du vor?“ wirkte Sina neugierig.

„Die Maße von deiner linken Hand habe ich, aber ich muss nun deine rechte Hand neu vermessen. Außerdem werde ich Wachs um deine Klauen wickeln, die werden dann mit einem Stahl oder ähnliches gegossen.

Kein Leder der Welt wird vermutlich deinen Klauen standhalten können, also werde ich in deinen Handschuh die gegossenen Fingerkuppen einsetzen. Zu dem Handschuh selber habe ich schon bestimmte Vorstellungen.“ grinste Brandrulim geheimnisvoll, dann legte er mehrere Metallblöcke vor Sina hin.

„Ich würde dich bitten, alle Blöcke mit deinen Klauen zu zerschneiden.“ bat der Zwerg und Sina hob verwundert ihre Augenbrauen hoch, setzte aber sein Wunsch um. Sie schnitt sie alle wie Butter durch, nur beim letzten ging das nicht.

„Irgendwie hatte das schon erwartet. Wisst ihr eigentlich, warum ihr dieses Stück nicht schneiden konntet?“ fragte Brandrulim ernst, während er die Metallblöcke wieder in seinem Koffer verstaute.

„Tut mir leid, aber ich bin in solchen Dingen nicht wirklich bewandert. Wenn ich raten müsste, irgendein sehr seltenes Material?“

„Titaneisen. Der Kadaver von Titanus liegt ja immer noch vor Saifa und wir Zwerge ließen es uns nicht nehmen, ihn etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei sind wir vor allem auf dieses Erz gestoßen.

Doch ist es sehr rar und meine Zwergenbrüder arbeiten sich durch die Körper von Titanus. Sie fragen sich immer noch, wie ihr in der Lage gewesen seid, ihn überhaupt zu halbieren. Egal, ich werde dafür sorgen, dass ich davon genug bekomme um euch den Handschuh zu bauen. Wenn ich nun um eure Hand bitten dürfte?“

Auf einmal musste Sherry niesen und ihre Eifersucht ging mit ihr durch. „Lichtstrahl!“ schoss sie mit ihrem Finger alle Monster direkt tot. Die anderen sprangen direkt auf den Boden in Sicherheit, als Sherry diese Wahnsinnstat machte… Allerdings sorgte Kyllia mit dem Papierfächer auf dem Hinterkopf von Sherry für Ruhe.

Sina bot ihm ihre Hand an und der Zwerg fing an zu messen. Am Ende klebte er Wachs um die Finger um Formen zu machen. Dann übergab er Sina eine Feile. „Versucht es mal damit.“ Die Dämonin nahm die Feile und… es war eher die Feile, die kaputt ging.

„Schade, aber ich weiß nicht ob ich aus dem Titaneisen eine Feile geschmiedet bekomme, denn es ist verdammt schwierig dieses Erz zum Schmelzen zu bringen.“ grübelte Brandrulim.

„Ich könnte meine Hilfe anbieten.“ hob Sina ihre linke Hand hoch, die so rot glühte, dass sie schon bald weiß wurde.

„Hmm, besser nicht. Nichts gegen euch, aber wenn wir anfangen, mit eurer Hilfe dieses Erz zu schmelzen… wer weiß, wem noch eine dumme Idee einfällt. Lass das Problem lieber einem alten Zwerg. Dann habe ich wenigsten was zum nachdenken.“ lächelte Brandrulim.

„Ihr seid alt? Den Eindruck hatte ich nicht. Ich bin aber auch ehrlich, dass es mir schwerfällt das Alter jeder Rasse richtig zu deuten.“ reagiert Sina erstaunt.

„Nun schmeichelt ihr mir. Es lässt sich nicht leugnen, dass ich alt werde. Keine Sorge, so schnell werde ich jetzt nicht verschwinden, wenn der Spaß des Lebens nun richtig anfängt?“ lächelte der Zwerg weiter.

„Ich wäre auch sehr traurig, wenn ich… mich von weiteren Freunden verabschieden muss.“ sah man die Trauer in den Augen von Sina. „Gibt es irgendetwas nennenswertes bei den Zwergen zu erzählen? Bei euren zahlreichen Kontakten würde es mich doch stark wundern, wenn ihr nichts mitbekommt.“

„Hmm… glaube unsere Könige haben sich mit den anderen Königen der Menschen und Elfen getroffen, aber mehr weiß ich jetzt nicht. War schon erstaunt, dass König Nostath mit König Throkkonlim an einem Tisch gesessen haben, denn sie haben sich überhaupt nicht gut verstanden. Aber mit solchen Informationen will ich euch nicht belästigen.“ kratzte sich der Zwerg an der Wange.

„Oh? Dann macht der König endlich Fortschritte.“ nickte Sina zufrieden, Knochi ahmte sie wieder nach. „Wie lange müsste ich warten auf die Handschuhe?“

„Für den Kompass komm in ein paar Tagen wieder vorbei, diesen Wunsch sollte ich schnell umsetzen können.“ hielt sich Brandrulim den Kompass von Sina vor die Augen. „Wenn ich raten müsste, sind das die Mistdinger, die man in jedem Dungeon findet oder?“

„Wieso… sind es für alles Mistdinger? Ich habe überhaupt keinen Orientierungssinn, dass ist für mich und Kyllia ein Gottesgeschenk! Einfach den Ort aussuchen, Namen eintragen und der Kompass zeigt für immer diesen Ort an!

Außerdem benutze ich ihn, wenn ich in der Luft fliege. Kannst du es dir vorstellen, wie windig es da ist? Wie soll ich da eine Karte halten mit einem Kompass? Er erspart mir doch viel Arbeit!“ blies Sina ihre Wangen auf.

„Ok, Entschuldigung, dass war mir jetzt nicht bewusst gewesen. Nun verstehe ich eure Absicht mit dem Handschuh… Hmm… Wenn alle fliegen könnten, wäre es natürlich… eine andere Geschichte.“ grübelte der Zwerg und man sah in seinen Augen den Profit.

„Dann komm bitte in drei Tagen vorbei. Ich will sicherstellen, dass der Kompass nicht aus der Fassung raus fällt, egal wie schnell ihr fliegt.“

„Vielen Dank! Was mir gerade einfällt, aber habt ihr irgendwie Wasserbrillen oder so? Ich werde bald mit meinen Freunden nach Batzien mit einem Schiff verreisen, da möchte ich schon einige Eindrücke unter Wasser sammeln.“

„Habe ich, aber nur einfache. Für Glacia warten wir, bis der richtige Experte anwesend ist, wenn vor allem der Wasserdruck eine wichtige Rolle spielt. Die gebe ich einfach mit, wenn ihr den Handschuh abholt.“ nickte der Zwerg.

„Ich liebe es mit dir Geschäfte zu machen.“ bot Sina zuerst ihre rechte Hand an, bemerkte ihren Fehler, als… der Zwerg einschlug.

„Ihr solltet keine Angst vor eurem eigenen Körper haben. Ich kann verstehen, wenn ihr mehr Sicherheit haben wollt. Aber lasst nicht zu, dass ihr euch vor euch selber fürchtet!“ schaute der Zwerg sehr ernst in Sinas Augen.

„Danke.“ lächelt Sina sehr aufrichtig und der Zwerg nickte zufrieden. „Dann werde ich dich nicht weiter bei der Arbeit behindern.“ Sie verabschiedeten sich und Sina verlässt die Schmiede, wo weitere Bewohner erstaunt ihren Schwanz sahen.

„Dann bleibt nur noch Ronald übrig. Puh… glaube, rennen ist jetzt weniger anstrengend.“ seufzte die Dämonenkönigin. Sie nahm eine kleine Mahlzeit bei einem Essenswagen, danach ging ihre letzte Reise zu ihrem Immobilienhändler.

„Mal schauen, was sich bei Ronald so getan hat.“