Ich bin wiedergeboren und das leckerste Getränk der Welt?

Sina war mit dem Stand der Dinge sehr zufrieden. Endlich wieder Schwerter und eine passende Ausrüstung, die laut Garren einem Dämonenkönig alle Ehre machen würde.

„Soo… ich habe alles was ich wollte. Als Lagermeister bekommst du bestimmt einiges mit oder?“ fragte Sina den Dämon.

„Erm… was wollt ihr wissen?“ war der Lagermeister Garren wieder misstrauisch, denn alle Aktionen von Sina… machen sie so… unvorhersehbar.

„Das andere große Zelt was ich gesehen haben, was ist dort eigentlich?“

„Ah… das tut mir leid, aber da kann ich dir nicht weiterhelfen. Schaut nicht so erstaunt, der Boss macht daraus ein richtiges Geheimnis. Nur die engsten Vertrauen vom Boss sowie die persönliche Garde von ihm wissen, was dort abgeht.

Aber… es gibt Gerüchte, dass es was mit dem Krieg zu tun haben soll. Vermutlich eine Waffe, die den Krieg zu unseren Gunsten wenden kann. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum es so stark bewacht wird.“

„Hm… verstehe… Sag, gibt es hier noch einen anderen Ausgang? Ich habe keine Lust, wieder eine Gruppe voller Dämonen wie Hunde hinter mir herlaufen zu sehen.“

„ … Ja, folge mir.“ sagte Garren und zeigte Sina den Weg. Es dauerte nicht lange, als sie bei dem zweitem Ausgang waren.

„Wunderbar, dann verschwinde ich mal.“ nickte Sina zum Abschied und ging aus dem Zelt. Garren war nun einerseits froh, dass sie endlich weg ist, anderseits… würde er gerne mehr über diese Dämonin wissen. Der Lagermeister ging wieder zurück und stellte fest, dass er sein Buch über alle Rüstungen sowie Waffen nicht auffinden konnte.

„Hm?! Wo habe ich das denn zuletzt hingelegt?“ wundert sich Garren.

Sina blättert im Buch und musste sich zurückhalten, nicht laut loszulachen, dann steckte sie es in ihr Inventar. „4/50“ sah sie auf einmal.

„Huch? Das ist neu. Was habe ich denn drin? Ah der T-Ring, meine Stoffhose sowie Hemd und nun das Buch. Puh… irgendwie hätte ich mir doch einen größeren Inventarring geben lassen sollen, aber zu spät.“ zuckte Sina mit ihrer Schulter und ging auf das nächste große Zelt zu, was man nicht übersehen konnte.

Was man ebenso nicht übersehen konnte waren die vielen Wachen, die bestens ausgerüstet waren und auf Sina den Eindruck machten, als wüssten sie wie man kämpfen kann.

„Hrmm… Die werden mich im Leben nicht durchlassen, egal was ich ihnen sage…“ kratze Sina sich an der Wange, während sie hinter einem Zelt stand. Dann sah sie ein Lagerfeuer, dessen Feuer zwar aus ist, aber die Glut noch zu sehen war, als Sina eine Idee hatte.

Leise kichernd ging die Dämonin mit einem irren Grinsen auf das Lagerfeuer zu, nahm mehrere Holzstücke, dessen Glut noch deutlich zu sehen war und legte sie an verschiedene Zelte. Bei der Aktion hat sie natürlich geschaut, dass sie keine Zeugen hatte.

Dann nahm sie einen großen Abstand von ihrem Tatort und mache sich mit ihrer Illusion unsichtbar, abwartend auf die nächste Aktion. Es dauerte nicht lange, bis der Stoff von den Zelten anfing zu brennen. Erst mal passierte nichts, bis die ersten Bewohner der Zelte, aber auch die Dämonen von draußen anfingen laut zu schreien, dass es brennt.

Überall rannten Dämonen umher, einige versuchten es mit ihrer Magie zu löschen, andere schnappten sich einen Eimer, um es mit Wasser zu löschen. Die Elitewachen von dem großen Zelt halfen bei der Aktion kein bisschen, lenkten ihre Aufmerksamkeit aber nur auf die brennenden Zelte.

Die Chance nutze Sina und schlich sich langsam an ihnen vorbei. „Warum… sie keinen Zaun oder ähnliches gebaut haben…“ schüttelt Sina in Gedanken den Kopf. Dann war sie endlich vor dem Zelteingang und ging hinein.

Drinnen ankommen löst Sina ihre Illusion wieder auf und eine Last fiel von ihr runter, weil sie es sich wesentlich schwerer vorgestellt hatte. „Ich bin einfach nicht der Typ für Spionage. Lieber will ich Leute einschüchtern und zusammenschlagen und und und… War ich in meinem alten Leben auch so drauf gewesen? Egal.“

Nun schaute Sina sich um und kam direkt auf den Gedanken, dass es einer Chemiefabrik ähnelte. Überall sah sie Gerätschaften wo sie blubbernde Flüssigkeiten waren, die unterschiedliche Farben hatten.

„Hmm… sieht fast aus wie bei den Alchimisten aus meiner Kindheit.“ war die Meinung von Sina, die alles in Augenschein nahm. „Wer sind sie?!“ sprach jemand Sina von der Seite an.

Wenn Sina diesen… Dämon beschreiben müsste… erinnert sie ihn mehr an einen wahnsinnigen Professor. Eine dicke Brille, verschmutzter Arbeitskittel, fettige lange Haare, das Gesicht… zeigte mehrere Wunden, die am eitern waren.

„Mein Name ist Lilith, der Boss schickt mich. Er will den Stand der Dinge erfahren.“ log Sina spontan.

„Bitte?! Dann würde er Molgich schicken! Ich sollte lieber die Wachen holen!“ quietschte der Alchimist, als Sina ihn daran hindert.

„Der wurde vor einigen Stunden von jemanden im Lager getötet.“

„HUH?! Wer hat sich das denn zugetraut? Nicht das ich ihm eine Träne nachweine, aber endlich haben wir eine Petze weniger!“ freute sich der Alchimist. „Und… warum schickt er nun ausgerechnet dich?!“

„Nun… seine Leute sind wegen der Untersuchung beschäftigt und der Boss selber… befragt auf seine Art und Weise die Zeugen, ihr kennt ihn ja. Ich vermute, dass er mich auf die Probe stellt, ob ich seines Vertrauen würdig bin.“

„Eine Frau und dann noch eine von den Sukkuben?“ war der Alchimist misstrauisch.

„Ich habe gewisse Talente, die der Boss nicht ignorieren konnte. Alleine das ich schon hier bin, ist doch der Beweis, das die Wachen darüber Bescheid wissen, wollt ihr sie wirklich belästigen? Soll ich wirklich zum Boss gehen, weil du mir nicht glauben wolltest?“ lächelt Sina den Dämon an.

„Nun… an den Argumenten ist nichts auszusetzen oder?“ kratze sich der Alchimist an der Wunde, machte aber nicht den Eindruck, als hätte er Schmerzen.

„Ich bin ehrlich, ich bin erst vor kurzem in dieses Projekt eingeweiht, aber… was genau produziert ihr Doktor…?“ schmeichelt Sina den Dämon ein.

„Huch? Nein nein, ich bin kein Doktor, nur einfacher Alchimist. Mein Name ist Klonk, der beste Giftmischer der Welt.“ war Klonk sehr erfreut über den Titel.

„Was?! Ihr seid der Beste der besten, dass ich so eine Ehre bekomme, das hätte ich nicht gedacht! Einige eure besten Gifte durfte ich selber schon ausprobieren und war immer sehr erstaunt, wie… Effektiv eure Gifte sind!“ bekam Sina strahlende Augen.

„Huch? Danke, wusste nicht, dass ich eine so große Berühmtheit erlangt habe.“ wurde Klonk nun langsam rot im Gesicht. Sina kannte ihn nur aus der Geschichte, aber sie hat alle seine Rezepturen trinken dürfen, deswegen war sie… wegen ihrer Sucht schon ein kleiner Fan von ihm gewesen. Dank Wisalis Geschichtsunterricht wusste Sina fast alles über diesen Doktor.

„Die meisten halten nichts von Gift, sie bleiben lieber bei ihrer angeborenen Stärke, aber warum nicht einfach Stärke mit Gift kombinieren? Wie viele Kämpfe kann man verkürzen, wenn der Feind eine kleine Schnittverletzung bekommt und dann tot umkippt?“ schmierte Sina dem Doktor Honig um das Maul.

„Verdammt richtig! Alles Banausen, die nicht verstehen wollen, dass man mit Alchimie viel erreichen kann!“ nickte der Doktor.

„Alchimie… ist viel mehr nur eine Wissenschaft, es ist auch eine Kunst oder? Manchmal muss man Opfer bringen, um ein größeres Ziel zu erreichen!“

„Beim dunklen Gott… so habe ich es noch nie betrachtet! Ihr habt so recht!“ strahlte der Doktor, die anfängliche Feindlichkeit ist komplett verschwunden. Auf einmal schlugen Sina und Klonk die Hände ein, eine neue Allianz wurde gebildet.

„Meister… darf ich euch so nennen?“ fragte Sina freundlich.

„Erm… ja, ja ihr dürft das. Ich bin irgendwie… sehr glücklich jemanden gefunden zu haben, der meine Genialität versteht. Selbst der Boss zeigt mir nicht die nötige Anerkennung, dabei hat er doch selbst keinen Schimmer, wie man Gifte herstellt.“ nickte Klonk.

„Er… ist halt der Boss und wir haben ihm zu dienen, da ist jeder Tag, den wir erleben dürfen, das größte Geschenk.“

„Wie wahr, wie wahr… Ihr seid erst vor kurzem in dieses Projekt eingeweiht oder? Kommt kommt, lass mich euch das wahre Ausmaß des Projekt zeigen!“ strahlte Klonk und ging ins Innere des Labors, Sina folgte ihm interessiert.

„Alle hier, egal wo ihr eine Flüssigkeit seht, ist Gift. Entweder Gift von Monstern oder neues von mir hergestellt… Warum sabbert ihr?“ wollte Klonk seine Erklärung beginnen, aber Sina´s alte Sucht kam scheinbar zum Vorschein.

„Huch? Oh Entschuldigung, aber als glühender Anhänger von euch ist das hier… ein Paradies für mich.“ war Sina sehr ehrlich.

„Ah… das kann ich verstehen.“ lächelt Klonk verständnisvoll. „Also der Boss hat erkannt, dass Gifte ziemlich vielseitig einsetzbar sind, also befahl er mir, ein Gift herzustellen, was die Armee von Alliancia, aber auch die Bewohner tötet.

So ein Gift herzustellen wäre kein Problem, aber sehr wohl, wenn wir die Gebiete übernehmen wollen oder? Nicht jeder hat eine so hohe Giftresistenz, dass dieser aus einem vergifteten Brunnen oder Fluss trinken könnte.“

„Aber scheinbar habt ihr eine Lösung gefunden Meister! Das wäre doch für euch gelacht, wenn ihr nicht ein Gift herstellen könnt, dass zu Beginn sehr stark ist, aber nach einer gewissen Zeit so schwach wird, dass es sich selbt auflöst.“

„Ihr seid nicht auf dem Kopf gefallen! In der Tat hatte ich diesen Gedanken, das Problem war eher, das richtige Gift zu brauen. Alle Gifte hier sind tödlich, keine Frage, aber sie haben auch leider die Neigung, dass es vergiftet bleibt.

Ich bin ehrlich, das war bisher meine größte Herausforderung, bis ich eine Rezeptur entwickelt habe, dass sich das Gift selber angreift, so komisch es sich anhört, aber meine Testversuche zeigen die gewünschten Resultate.

Der Boss hat schon mehrere Zielorte ausgesucht, wo irgendwelche Späher dieses Gift einsetzen wollen. Das Gift habe ich schon fertig gestellt, das Problem ist, dass ich noch auf eine größere Lieferung warte, um die richtige Menge herzustellen.“ strahlte Klonk.

„Ihr macht eurem Namen als weltbester Giftmischer alle Ehren Meister! Darf ich dieses Gift mal sehen?“

„Aber sicher das! Folgt mir!“ war der Alchimist begeistert. Sina würde gerne alles einmal probieren wollen, aber bisher… konnte sie sich zurückhalten.

Nun standen Sina sowie Klonk vor einen großen Glasbehälter, wo eine rötliche Flüssigkeit drin ist, das Gift, was die Dämonen wohl demnächst einsetzen wollen. Der Vorteil bei diesem Behälter ist, dass er scheinbar mehrere Öffnungen hat.

„Das ist das Gift, was uns den Sieg bringen wird. Bisher habe ich noch keinen passenden Namen, aber es wird definitiv in die Geschichte eingehen.“ schwillt die Brust vom Klonk auf.

„Benennt es doch nach euch, dann wird es nicht nur Geschichte schreiben, das ist es ein Name, der immer in aller Munde der Dämonen ist. Das Klonkgift!“ schlug Sina vor und der Alchimist riss erstaunt die Augen auf.

„Meine Güte… wieso bin ich nicht auf so was einfaches gekommen?“

„Vermutlich weil ihr den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen habt. Meister… darf ich eine Probe dieses Gifts haben?“

„Aber natürlich! Wie kann ich das meinem Anhänger verwehren, der mir auch den passenden Namen vorgeschlagen hat? Einen Moment…“ nickte Klonk und suchte in den Schränken nach einem Glasbehälter.

„Die… Rezeptur habt ihr bestimmt nirgends aufgeschrieben, damit sie niemand klauen kann oder? Ich meine… je verzweifelter der Feind ist, kommt er schon auf komische Gedanken.“ fragte Sina unschuldig.

„Alles im Kopf, sogar das Gegenmittel. Würde ich das nicht so machen… hätte ich nichts in der Hand, um den Boss an der Leine zu halten. Er kann… manchmal sehr ungeduldig sein.“ tippte Klonk auf der Stirn.

„Wie wahr… Das Klonkgift, damit werdet ihr bestimmt die Welt verändern! Was mich interessiert, ihr habt doch bestimmt eine Immunität gegen Gifte oder? Ich meine… egal wie vorsichtig man ist, man bekommt irgendwo oder wann einen Tropfen von den vielen Giften ab.“

„Ah… fast! Level 9 habe ich und es hat mich Jahrtausende gekostet, dass ich soweit gekommen bin! Dabei habe ich es nicht mal bewusst trainiert oder so, ich war immer froh, dass ich das Gegenmittel direkt mit hergestellt habe, sonst würde ich nicht mehr hier stehen.“ lächelt Klonk, der endlich einen Glasbehälter gefunden hat und ging zu seiner neuesten Errungenschaft.

Diesen füllte der Giftmischer auf, setzte einen Korken auf und kam dann damit zu Sina. „Hier, es ist mir eine Freude, einem Freund der Wissenschaft dies zu überreichen.“

„Vielen Dank Meister!“ meinte Sina das sehr aufrichtig. „Wirkt das Gift… schon über die Atemwege?“

„Nein, dieses Gift muss in den Körper gelangen, damit es wirkt. Es wäre sehr problematisch, wenn die Dämpfe einen schon töten. Stellt euch vor, man erkennt dann einen vergifteten Fluss, dann weiß der Feind Bescheid, was wir vorhaben.“ erklärt Klonk.

Sina öffnete den Glasbehälter und roch nun an dem Gift. „Hmm… Hmm? Das riecht ja richtig süßlich.“ staunte Sina.

„ … Süßlich? Bedaure, aber… meine Nase kann schon lange nichts mehr riechen.“ wundert sich Klonk.

„Es… riecht wirklich süßlich. Ich habe noch nie ein süßlich riechendes Gift gerochen…“ wiederholte Sina sich. . . Dann trank sie einen Schluck von dem Klonkgift. Klonk riss erstaunt seine Augen auf und verlor seine Sprache.

Ohne es zu merken musste Sina weinen. „Das… ich das erleben darf… Ein süßliches Gift, das auch noch schmeckt…“ „Huh?! Ihr müsstet doch längst im Sterben liegen!“

Sina nahm wieder was von dem Gift, aber schluckte es nicht direkt runter, sondern spielte mit der Zunge, um jede Geschmacksknospe damit zu berühren. Die Tränen fielen nun stärker von Sina und nachdem sie das Gift geschluckt hatte, musste sie unweigerlich stöhnen.

„Herrlich… es schmeckt… es schmeckt so wunderbar…“ hatte Sina ihre Augen geschlossen. Klonk riss ihr den Glasbehälter aus der Hand und versuchte selber daran zu riechen, aber wie er schon gesagt hatte, der Giftmischer riecht nichts.

„Wieso… sterbt ihr nicht daran? Hat sich das Gift verändert?!“ hielt der Giftmischer das Glas vor seine Augen. „Da hilft nur eins.“ kam Klonk zu einem Entschluss und trank es selber… und kippte tot um.

„Hmm…. so lecker…“ hat Sina ihre momentane Situation noch nicht bemerkt.

„ … Meister?“