Ich bin wiedergeboren und ich bin zu anhänglich?

Sina sowie Kyllia spielten fast den ganzen Abend nur Schach und ignorieren den Rest um sich. „Wieso… kann ich dich nicht knacken?“ war Kyllia leicht verzweifelt.

„Vermutlich weil ich meine Taktiken sooft ändere, dass du nicht vorahnen kannst, welchen Zug ich als nächstes mache?“ schmunzelt Sina.

„Nein… daran kann es nicht liegen…

„Wenn du meinst? Sag… was ist deine Einstellung zu den Menschen und so?“

„Hmm… würde ich es neutral betrachten. Sie haben mir ja nicht wirklich was getan oder? Wenn es um Hass geht, dann ist es nur unser Vater, den ich von tiefstem Herzen hasse.“

„Kann ich verstehen. Würdest du denn ein Frieden zwischen Deymonlia und Alliancia begrüßen?“

„Keine Ahnung, darüber habe ich nicht wirklich nachgedacht. Es wird ja immer allen Dämonen eingetrichtert, dass Alliancia unser Feind ist. Aber… die Gründe wurden uns nie wirklich gesagt, wenn ich so überlege.“

„Weil die keiner mehr kennt. Irgendwie ist es festgefahren, dass zumindest die Dämonen immer den Krieg starten. Aber es ist schön deine Meinung zu kennen.“

„Ich… werde irgendwie sehr selten nach meiner Meinung gefragt, aber… freuen tut es mich schon irgendwie.“ lächelt Kyllia.

„So muss ich wohl lächeln, wenn ich glücklich bin.“ dachte Sina. „Wie schätzt du die kämpferische Leistung meiner Freunde ein?“ fragte Sina.

„Vermutlich könnten sie schon mit den Elitedämonen kämpfen, wenn knapp, aber nicht gegen unsere Schwestern oder die Generäle, wieso?“

„Und wie schätzt du die Vampirin ein, gegen die du gekämpft hast? Ich erkläre es dir schon gleich.“

„Sie spielte schon eher in meiner Liga, aber… wenn ich ehrlich bin, dürfte sie mir dann doch gleich unterliegen, wenn sie nicht irgendwelche Tricks im Ärmel hat.“

„Hmm… weil wir wollen uns zu einem Turnier anmelden, aber wenn ähnliche Kaliber wie du oder Lisa kommen, sieht es für meine Gruppe sehr düster aus.“

„Sie hätten nicht den Hauch einer Chance.“

Am nächsten Morgen trugen Sina sowie Kyllia bewusst Kimonos und gingen zur Abenteuergilde. „Ich werde ein bisschen Wahrheit und Lüge mischen, aber das sollte eigentlich ausreichen, dass du auch normal leben kannst.“ erklärt Sina.

„Wenn du meinst? Ich richte mich nach dir.“ zuckte Kyllia die Schulter. Aber sie bekam sofort die Aufmerksamkeit, als sie die Straßen entlang gingen. Es wurde immer auf die Zwillinge gezeigt und Kyllia war ein bisschen nervös, Sina dagegen war es scheinbar gewöhnt. Die Zwillinge waren sofort Stadtthema Nummer Eins geworden.

Irgendwann kamen die Zwillinge in der Gilde an und Sina ging gezielt zur Rezeption von Prashi, Kyllia könnte schwören, dass sie ein leises Kichern von Sina hören konnte. Prashi war wieder mal mit dem Rücken zur Rezeption, wo Sina spontan eine Idee bekam.

„Planänderung. Du gehst zur dieser Frau hin und meldest dich als Abenteurerin an, ich stehe direkt hinter dir.“ grinste Sina diabolisch.

„Ich wusste nicht, dass du so bösartig lächeln kannst…“ dachte Kyllia nur und wundert sich, ob sie auch so lächeln könnte. Gesagt getan, in der Abenteuergilde war es sehr still, als die Zwillinge kamen und hielten sie besonders im Auge. Kyllia ging zur Rezeption und tat, worum ihre Schwester gegeben hat.

„Hallo, ich würde mich gerne als Abenteurerin anmelden.“ grüßte Kyllia.

„Ah… lass die Scherze Sina.“ kommentierte die ahnungslose Prashi.

„Erm… ich bin nicht Sina?“ merkte Kyllia an und nun schaute sich Prashi verwundert um. Sie sah Kyllia und dahinter Sina, die sie angrinste.

„Irgendwie muss ich scheinbar noch schlafen… glaube ich sollte langsam aufwachen…“ murmelt Prashi vor sich hin.

„Ist das normal bei den Menschen Sina?“ drehte Kyllia sich um, aber Sina sah aus, als müsste sie einen Lachanfall unterdrücken und tränte leicht. „Nein, aber es ist zu witzig, es nicht zu versuchen.“ meinte Sina.

„Erm… was ist hier los?“ fragte Ascal, als er Prashi helfen wollte. „Da stehen zwei Sinas.“ kommentierte Prashi und zeigte auf die Zwillinge.

„Eh…?“ musste nun auch Ascal genauer hinschauen. Sina, die sich Mühe gab, nicht zu lachen und Kyllias neutraler Gesichtsausdruck. „Was ist hier los?“

„Mein Name ist Kyllia und ich wollte mich als Abenteurerin anmelden, aber… irgendwie hat die Rezeptionistin hier… Probleme?“ hielt Kyllia den Kopf schräg.

„Ehh… ja? Wenn man eine berühmte Persönlichkeit kennt und… ein Zwilling… steht vor einem? Dann hat man seine Probleme damit… und das ist kein Traum oder?“ erklärte Prashi.

„Nein, du bist wach und Kyllia ist echt.“ stand Sina neben ihrer Schwester und lächelt. „Was ist eigentlich… hier los?“ war Ascal misstrauisch.

„Kyllia ist ein Dämon, den ich auf meiner Reise getroffen habe. Wir… hatten unser Gespräch gehabt mit einer kleinen… Auseinandersetzung und nun habe ich sie adoptiert als Schwester. Man sagt ja immer, jede Person hat einen Doppelgänger auf der Welt, bei mir ist es scheinbar direkt ein Zwilling und einer anderen Rasse.“ nickte Sina strahlend.

„Bitte? Sie ist ein Dämon?“ wurde Ascal nun leicht aufgeregt und fing an zu schwitzen. Prashi sagte nichts, aber war bei der Geschichte von Sina misstrauisch.

„Ja, ich bin ein Dämon. Gibt es damit ein Problem? Ich dachte, Abenteuergilden sind eine neutrale Fraktion und laut Sina kann jeder sich bei ihnen anmelden.“ bestätigte Kyllia.

„Bevor alle hier einen Aufstand machen, aber Kyllia lebt bei mir und hat die anderen Abenteurer schon kennengelernt.“ beruhigte Sina die Situation.

„Warte… gab es nicht Krach in der Monstervilla? Sollen ja einige Handwerker ziemlich beschäftigt dort sein habe ich gehört.“ murmelt Ascal.

„Ein Vampir kam vorbei und hat sich mit Kyllia angelegt, was… dazu kam, dass ich beide ruhig stellen musste. Aber Lisa war sehr freundlich bei ihrer Entschädigung gewesen und Kyllia hat aus ihrem Fehler gelernt.“ grinste Sina und legte eine Hand auf die Schulter von Kyllia.

„Ich werde… nächstes Mal vernünftiger sein, dass dein Heim… nicht zu Schaden kommt.“ überlegte Kyllia ihre nächsten Worte.

„Glaube, ich hole den Gildenmeister dazu…“ murmelt Ascal und verschwand. Nun lehnte sich Prashi vor und flüstert: „Nun die Wahrheit, das ist doch deine richtige Zwillingsschwester oder?!“

Sina umarmte Kyllia. „Wer weiß? Aber ich freue mich, dass meine Familie greifbarer geworden ist. Ich zumindest mag meine kleine Zwillingsschwester.“ flüstert Sina zurück und Kyllia bekam rote Wangen.

„Wieso hat Louis mir das nicht gesagt?“ wundert sich Prashi. „Vermutlich… um zu verhindern, dass du wieder Bauchschmerzen bekommst. Er macht sich halt Sorgen um dich.“ meinte Sina.

„Meinst du? Auf mich sah er viel niedergeschlagener aus. Deine Schwester war es, die ihm das Leben schwer gemacht hat oder?“ hakte Prashi nach.

„Sie hat mit allen SSS-Abenteurern den Boden gewischt wenn du das wissen wolltest.“ grinste Sina wieder. „War ein Kinderspiel für mich.“ nickte Kyllia mit leichten Stolz in der Stimme.

„Oh je… dabei dachte ich doch, dass ihr an diesem Turnier mitmachen wollt, aber mit dieser Motivation?“ wiegelt Prashi den Kopf.

„Was meint Ascal, ein Dämon will sich anmelden?“ rief Ma Shi, der in Begleitung von Ascal war. Mitten im Gehen stand der Gildenmeister still, als er das Gesicht von Kyllia sah.

„Dieser Dämon will Abenteurer werden, da spricht doch nicht dagegen oder?“ hörte Sina mit ihrer Umarmung nicht auf.

„Du kannst… ruhig loslassen, weißt du?“ schlug Kyllia vor. „Wieso? Ist dir das unangenehm?“ fragte Sina. „Nein… aber… ich bin es nicht gewohnt… selbst meine Schwestern klammerten sich nicht so wie du es momentan tust.“ murmelt Kyllia immer leiser.

„Wie? Magst du keinen Körperkontakt? Dachte immer, das wäre bei Sukuben normal?“ grinste Sina leicht sadistisch. Nun trennte Kyllia sich mit Gewalt. „Aww… na gut, dann halt nicht.“ kichert die große Zwillingsschwester.

Ma Shi hat sich von seinem Schock erholt und kam auf die Zwillinge zu. „Lady Sina… ist das wirklich in Ordnung? Gibt es… nicht gewisse Probleme?“

„Probleme gibt es, wenn ich Kyllia in meiner Villa einsperre und das werde ich bestimmt nicht tun. Problematisch wäre es eher, dass sie exakt so aussieht wie ich, zumindest auf den ersten Blick, daher will ich ja, dass sie Abenteurerin wird, um A) die Freiheit zu haben und B) zu verhindern, dass Verwechslungen zwischen uns stattfinden.

Die ehrliche Meinung der anderen Abenteurer war nur, dass unsere Gesichter sich ähneln, aber das war es auch schon gewesen. Unsere Flügel sind unterschiedlich, Kyllia hat noch einen Schwarz sowie die Hörner und ihre eigene Persönlichkeit.

Tja… Außerdem, ich bin eine Götterbestie oder nicht? Da ist es mir erst recht egal, wen ich zu meiner Familie nehme, ob es nun ein Vampir oder Dämon ist. Falls es dich beruhigt, aber ich übernehme die Verantwortung für Kyllia.“ sagte Sina dies nun sehr ernst.

„Ah… verstehe… aber rechne damit… das einige Fragen auf dich zukommen, gerade wegen der vier Helden.“ warnte Ma Shi.

„Ich werde es wie üblich handhaben.“ meinte Sina nur. „Übrigens, Kyllia kann Schach spielen und war in ihrer Heimat ungeschlagen, scheinbar bis sie mich getroffen hat.“

„Wieso habe ich nur darauf gewartet, dass du das sagst. Langsam verstehe ich, warum nichts und gar nichts bei dir normal ist.“ nörgelt Kyllia.

„Geschenkt. Also, kann sie nun Abenteurerin werden? Die Kosten übernehme ich, fehlt nur der Test oder?“ schmunzelt Sina.

„Ah… Tio und Mio sind irgendwie… verschollen?“ schaute sich der Gildenmeister um, aber keine Spur von den Vampiren.

„Nun, ich wollte ja, das Sherry es übernimmt, aber sie weigert sich hartnäckig und ist in der Villa geblieben. Ich könnte mich ja anbieten, aber… hilft es vielleicht, dass Kyllia in der Lage ist SSS-Monster ohne Probleme zu bekämpfen und sich sogar mit SV-Vampiren angelegt hat?“ suchte Sina nach einer Lösung.

„Ah… ersparen wir uns das, sonst geht die Übungshalle wieder kaputt. Es hat schon ausgereicht, das Mel sie fast zu einem Sieb verarbeitet hat.“ meinte Ma Shi nur trocken.

„Das heißt, ich bin nun eine Abenteurerin?“ fragte Kyllia vorsichtig nach. „Sobald deine… Schwester die Kosten übernommen hat. Wenn du dann aus dem Jobkristall einen Beruf ausgesucht hast, bekommst du von mir eine Karte ausgehändigt, die dich als Abenteurerin bestätigt.

Aber lass mich dich jetzt warnen… Ich weiß nicht, wie deine Einstellung uns gegenüber ist, aber wir haben Regeln, die es einzuhalten gilt. Also kein wahlloses Abschlachten in Dörfern oder Städten, sondern wir leben in Harmonie miteinander.“ erklärte Prashi.

„Ich habe nichts gegen die Menschen oder anderen Rassen, wenn dann nur gegen den Dämonenkönig, der mich ein Leben lang schikaniert hat.“ nickt Kyllia.

„Eh… Wo liegt deine Heimat?“ hakte nun Ascal nach.

„Ich komme aus Deymonlia und ja, die Barriere wird schwächer, sodass ich in einem kurzen Moment sie durchqueren konnte.“ berichtet Kyllia.

„Oh nein…“ wurde Ascal blass.

„Das hättest du jetzt nicht sagen sollen, aber nun ist die Katze aus dem Sack. Am besten… hmmm?“ grübelt Sina und bekam dann ein Lächeln auf dem Gesicht.

„Was hast du denn jetzt schon wieder vor?“ fragte Ma Shi misstrauisch. „Wie bekannt ist das mit den vier beschworenen Helden?“ kam die Gegenfrage von Sina.

„Noch nicht allzu sehr bekannt. Warum?“ wundert sich der Gildenmeister. „Ich will, dass es nun bekannt wird. Die Reiche… wissen es zwar, aber hielten es nicht für nötig das Volk diese Information mit zu teilen.

Sagt den anderen Gildenmeistern den Stand über den kommenden Krieg gegen die Dämonen sowie über die vier Helden. Sie sollen dann die Informationen weiter geben.“ bat Sina.

„Dann wird doch eine weltweite Panik ausbrechen!“ warf Ma Shi ein.

„Das mag vielleicht sein, aber was ist besser: Zu wissen das ein Krieg kommt oder auf einmal überrascht zu werden?“

„Hrm… In dem Fall… eher Wissen, denn ein Überraschungseffekt ist meistens tödlicher.“ grummelt Ma Shi.

„Richtig. Vielleicht finden ja die beschworenen Helden nun ein paar Verbündete mehr auf diese Art und Weise. Die Armeen sind ja letzter Zeit ziemlich dezimiert worden von irgendwelchen verrückten Personen.“ grinste Sina.

Ma Shi warf Sina nur einen trockenen Blick zu, dann nickte er: „Ascal, du hast Lady Sina gehört, verteilen wir die Informationen.“

„Wie… ihr meint.“ murmelt der blasse Ascal und verschwand. Kyllia war in der Zeit mit Prashi an dem Jobkristall beschäftigt gewesen und teilte ihr mit, dass sie Faustkämpferin genommen hat. Nun bekam Kyllia die Abenteuerkarte ausgehändigt.

„Glückwunsch, nun bist ein Teil unserer Gesellschaft.“ beglückwünschte Sina ihre Schwester.

„Ah… ok?“

„Damit kannst du nun das Geld erarbeiten für die Reparaturen meiner Villa. Glaubst du wirklich, dass ich die Schäden, die du verursacht hast, übernehme?“

„Huh?!“